The Walking Dead 2: Roman
entlang!«
Lilly streckt sich ungeschickt nach dem Ast aus, der so dick wie ein Schinken und dessen Rinde so rau wie Elefantenhaut ist. Verzweifelt hält sie sich fest und beginnt zaghaft, Richtung Stamm zu robben. Der Wind pfeift. Die sechs Meter bis zum Boden scheinen so weit entfernt, als wenn man falsch herum durch ein Fernglas schaut. Das Dach der Remise ist nicht weit weg, sie könnte beinahe draufspringen, und Lilly arbeitet sich Zentimeter um Zentimeter näher zum Baumstamm vor.
Hinter ihr verschwindet Josh gerade wieder im Schlafzimmer, als die Tür endlich nachgibt.
Zombies strömen in den Raum, stolpern hinein, fallen wie trunken übereinander, strecken die Gliedmaßen nach Josh aus, zischen und knurren. Einer, ein Mann mit nur noch einem Arm und einer kraterähnlichen Augenhöhle, taumelt auf den großen schwarzen Mann zu. Josh steht noch immer am Fenster und fummelt krampfhaft in seiner Tasche herum. Die Luft bebt vor hungrigem Grunzen. Endlich findet Josh sein Zippo.
In dem Augenblick, als der Zombie sich auf ihn werfen will, zündet Josh das Feuerzeug und wirft es auf das mit Alkohol getränkte Bett. Es fängt sofort zu brennen an, und Josh wehrt den Zombie ab, tritt auf ihn ein.
Die Kreatur poltert auf das brennende Bett und wälzt sich über den mit Alkohol getränkten Boden. Die Flammen wandern bereits das Himmelbett hinauf. Mehr und immer mehr Untote drängen sich in das Schlafzimmer, angespornt durch das flackernde Licht, die Hitze und den Lärm.
Josh verschwendet keine Zeit, dreht sich um und springt durch das offene Fenster.
Es dauert keine Viertelstunde, ehe das obere Stockwerk der gläsernen Villa gänzlich den Flammen zum Opfer gefallen ist, und weitere fünf Minuten, bis das ganze Haus in einer gewaltigen Feuersbrunst in sich zusammenbricht. Die Horde Zombies im Haus fällt den züngelnden und emporschießenden Flammen zum Opfer, die von dem Methan ihrer verwesenden, untoten Körper nur noch weiter genährt werden. Nach rund zwanzig Minuten sind mehr als achtzig Prozent der Schar aus dem Canyon der Feuersbrunst erlegen und zu verkohlten, brutzelnden Überresten in der noch rauchenden Villa zusammengeschrumpft.
Während dieser zwanzig Minuten wird klar, dass die Architektur des Hauses mit seinen eindrucksvollen Eckfenstern als Schornstein fungiert und das Feuer derart anfacht, dass es alles im Haus innerhalb noch nicht einmal einer halben Stunde verschlingt. Im Zentrum herrschen die höchsten Temperaturen. Die Flammen sengen die Blätter der umliegenden Bäume an, verhindern aber auch gleichzeitig, dass das Feuer sich weiter ausbreitet. Die anderen Häuser in der Umgebung werden verschont, der Wind weht keinen einzigen Funken in die Nachbarschaft, und der eigentlich so auffällige Rauch bleibt hinter den Hügeln verdeckt, wird rasch verweht, so dass die Einwohner von Woodbury von dem Spektakel nichts mitbekommen.
Während das Haus verbrennt, bringt Lilly genügend Mut auf, sich von dem niedrigsten Ast auf das Dach der Remise zu schwingen, ehe sie von dort die Hinterseite hinunterklettert, um vor der Hintertür der Garage zum Stehen zu kommen. Josh folgt ihr. Es gibt nur noch wenige Zombies, die von dem Inferno verschont worden sind, und Josh erledigt die gelegentlichen Streuner ohne weitere Probleme mit seiner .38er.
Er lädt die Waffe neu, benutzt seine letzten sechs Kugeln. Dann schleichen sie sich fort, halten sich dabei stets an der Mauer. Josh hat den Rucksack über der Schulter. Sie kauern inmitten des Unkrauts in der Nähe der Garage und warten, bis auch der letzte Untote in Richtung Feuer und Lärm getaumelt ist, ehe sie durch den Garten und in den angrenzenden Wald türmen.
Puh , Schwein gehabt!
Sie laufen von Baum zu Baum, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Die Zugangsstraße verläuft südlich von ihnen und wird vom schwindenden Tageslicht erhellt. Josh und Lilly halten sich aber stets im Schatten des ausgetrockneten Bachlaufs, der sich parallel zu der sich windenden geteerten Straße zieht. Sie arbeiten sich nach Osten vor, die sanfte Böschung hinab zur Stadt.
So laufen sie zwei Kilometer, verhalten sich wie lang verheiratete Eheleute, die sich gerade gestritten haben. Angst und das Adrenalin in ihren Adern werden jetzt von einer enormen Erschöpfung abgelöst.
Die Tatsache, dass sie gerade noch einmal davongekommen sind, zusammen mit der Feuersbrunst – all das hat Lilly in Panik versetzt. Sie zuckt bei jedem Geräusch zusammen, scheint nie genügend Luft in
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