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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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nicht wohl fühlst. Er weiß doch, dass wir gut miteinander auskommen. Er wollte nur, dass ich …« Martinez zögert, weiß nicht, was er sonst noch sagen soll. Er mag den zynischen, Sprüche klopfenden Stevens. Insgeheim und tief in seiner Psyche vergraben bewundert er ihn sogar – ein gebildeter Mann, ein Mann mit Tiefsinn.
    Für einen kurzen Augenblick dreht Martinez sich um und wirft einen Blick auf den Fremden mit der fehlenden Hand. Der Mann namens Rick hat sich jetzt an die Wand gelehnt, hält weiterhin sein verbundenes Handgelenk. Seine Miene ist ausdruckslos. Es scheint ganz so, als starre er ins Nichts, in einen Abgrund, und als ob er seine Schwierigkeiten damit habe, sich mit der harschen Realität der Situation abzufinden. Gleichzeitig aber – so glaubt zumindest Martinez – hat der Mann auch etwas an sich, er glaubt, dass sich der Fremde nicht so leicht aus der Bahn bringen lässt. Er macht den Eindruck eines Felsen in der Brandung. Er könnte seine Widersacher töten, ohne mit der Wimper zu zucken, wenn es notwendig ist. Sein mit Barthaaren übersätes, hervorstehendes Kinn, die leichten Falten um seine Augen, die entweder von zu viel Lachen, Verwirrung oder Misstrauen stammen – vielleicht auch von allen drei gemeinsam –, ergeben das Bild eines Mannes mit einer anderen Wesensart als der Doktor. Er besitzt vielleicht keinen Hochschulabschluss und keine Praxis, aber er ist definitiv ein Mann, den man nicht aus den Augen lassen sollte.
    »Ich weiß nicht«, murmelt Martinez endlich und wendet sich wieder Dr. Stevens zu. »Ich nehme an, er wollte mich nur … Der Governor wollte wohl sichergehen, dass du keine Umstände machst.« Noch eine Pause. »Er will dich nur glücklich wissen.«
    Jetzt ist es an dem Arzt, seinerseits den Blick durch die Krankenstation schweifen zu lassen und über die Lage nachzudenken.
    Endlich hellt sich seine Miene auf, und er grinst Martinez schelmisch an. » Will er das?«
    In der Arena beginnt die Show mit einem donnernden Heavy-Metal-Gedresche und hyänenartigem Gekreische von den Tribünen – und wie bestellt erscheint der mürrische, dreckige, ungebildete Schrank namens Eugene Cooney aus den Schatten im Norden wie ein billiger Spartakus. Über seinen breiten Schultern trägt er eine abgenützte American-Football-Ausrüstung, und er hält einen blutbesudelten Baseballschläger in der Hand, der von oben bis unten mit Klebeband zusammengehalten wird.
    Die Menschenmenge stachelt ihn an, als er den Spießrutenlauf zwischen all den angeketteten Untoten vorbei in das Innenfeld absolviert. Die Kreaturen strecken ihre Gliedmaßen nach ihm aus – ihre faulenden Mäuler schnappen nach ihm, schwarze Zähne klappern aufeinander, und feine Fäden schwarzen Geifers fliegen durch die staubige Luft. Eugene zeigt ihnen den Stinkefinger. Die Menge liebt diesen Mann und brüllt vor Begeisterung, als er sich in der Mitte des Innenfelds aufstellt und den Baseballschläger mit einer solchen Wucht um sich schwingt, die jeden professionellen Baseballspieler vor Neid erblassen lassen würde. Der Gestank von faulenden Organen und ranzigen Innereien liegt in der Luft.
    Eugene hält den Baseballschläger in die Höhe und wartet. Die Zuschauer warten. Die gesamte Arena ist auf einen Schlag so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Jetzt fehlt nur noch sein Gegner.
    In der Loge weit über dem Geschehen folgt Gabe der Show. Er steht hinter dem Governor, erhebt die Stimme und sagt laut genug, dass man es hören kann: »Bist du dir sicher, Boss, dass das gutgeht?«
    Philip Blake würdigt ihn keines Blicks. »Das ist die einmalige Gelegenheit zuzuschauen, wie diese Schlampe verdroschen wird, ohne dass ich einen Finger krumm machen muss. Yeah … Ich bin mir sicher, das war eine geniale Idee von mir.«
    Ein Geräusch vom Innenfeld zieht die Aufmerksamkeit auf den Lichtkegel, der jetzt den Eingang zum südlich gelegenen Tunnel erhellt.
    Der Governor lächelt. »Das wird einfach geil.«
    Sie betritt die Arena aus dem Schatten des Tunnels mit forschen, beinahe stakkatoartigen Schritten. Den Kopf gesenkt, die Schultern gerade unter ihrer klösterlichen Kutte, die Dreadlocks flatternd im Wind, bewegt sie sich trotz ihrer Erschöpfung und den unzähligen Wunden so rasch und entschieden, als ob sie nichts weiter vorhätte, als auf Hasenjagd zu gehen. Ihr langes, geschwungenes Schwert hält sie fest in der rechten Hand in einem Winkel von fünfundvierzig Grad.
    Das alles geschieht

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