The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
geheißen hat. Das Einschalten der Flutlichter kurbelt auch die Stimmung der mehr als fünfzig Zuschauer an, die auf der Westtribüne Platz genommen haben. Schaulustige aller Altersklassen stoßen Schreie, Gejohle und Pfiffe aus, die bis in den düsteren, gelblichen Himmel klingen und sich mit dem Geruch von Holzfeuern und Benzin in der kalten Luft vermischen. Die Schatten werden immer länger.
»Ganz schön was los, nicht wahr?« Der Governor beäugt die kleine, aber ausgelassene Menge, als er mit Gabe und Bruce die Treppen zu den Logen hinaufgeht, in denen sich früher Reporter und NASCA R -Talentsucher gegenseitig flaschenweise Jack Daniels und Schnupftabak zugeschoben haben, während sie dem kontrollierten Chaos unten in der staubigen Rennbahn folgten.
Gabe und Bruce folgen dem Governor zur gläsernen Loge und antworten mit »Da hast du recht« und »Stimmt« … und gerade, als sie die Tür zu ihrem erlesenen Clubhaus öffnen wollen, ertönt plötzlich eine Stimme von den Tribünen.
»Hey, Boss!« Sie stammt von einem grauhaarigen ehemaligen Erdnuss-Farmer mit einer CA T -Baseballkappe auf dem Kopf, der in der letzten Reihe sitzt und dem Governor im Vorbeigehen zuruft: »Wehe, das wird heute nicht der Knaller!«
Der Governor wirft ihm einen gutmütigen Blick zu, als sei er ein Kind, das das erste Mal in eine Achterbahn einsteigt. »Keine Angst, Freundchen. Das wird es. So viel kann ich dir garantieren.«
Weit unterhalb der Arena – wenige Minuten, bevor die abendlichen Festivitäten anfangen – öffnet sich überraschend die Tür der Krankenstation, und ein großer, attraktiver Mann mit einem Kopftuch tritt mit einer erwartungsvollen Miene ein. »Doc? Dr. Stevens?«
Am anderen Ende des Raums schlurft Rick Grimes, der fremde Pechvogel, die Wand entlang, gegen die eine ganze Reihe gebrauchter medizinischer Gerätschaften gelehnt sind. Er bemerkt den Besuch kaum, bewegt sich roboterhaft, die Gedanken Millionen Kilometer von hier entfernt. Er hält seinen verstümmelten Arm wie ein totes Kind. Anstatt der fehlenden rechten Hand besitzt er nun einen knollenförmigen, blutbefleckten Verband.
»Hey, Sie!«, ruft Martinez, hält unter der Tür inne und stemmt die Hände in die Hüften. »Haben Sie …« Er hält inne. »Oh, Sie … Sie sind doch … Wie heißen Sie gleich noch mal?«
Der verwundete Mann dreht sich langsam zu ihm um, und der blutige Verband blitzt im Licht auf. Seine Stimme ist schwer, heiser und merkwürdig verstellt. »Rick«, antwortet der Fremde.
»O mein Gott.« Martinez starrt ihn an, geschockt von dem grässlichen Anblick des Arms, der am Handgelenk einfach endet. »Was ist denn mit Ihnen …? Was ist Ihnen denn widerfahren?«
Rick schaut auf den Arm. »Ein Unfall.«
»Was?! Wie?! « Martinez geht zu ihm und legt dem Mann eine Hand auf die Schulter. Rick befreit sich von der Berührung. Martinez ruft so viel Empörung und Sympathie hervor, wie er nur kann. Er gibt keine schlechte Vorstellung. »Wer hat Ihnen das angetan ?«
Der Mann namens Rick stürzt sich auf ihn, schnappt sich ihn mit der linken Hand beim Kragen und brüllt: »Halten Sie die Schnauze! Halten Sie Ihre gottverdammte Schnauze!« Die blauen Augen des Manns leuchten vor Weißglut auf. »Sie haben mich diesem Psycho ausgeliefert! Das ist verdammt noch mal Ihre Schuld!«
»Hey, hey!« Martinez nimmt einen Schritt zurück und spielt den Unschuldigen.
» AUFHÖREN !«
Dr. Stevens’ Stimme hat den gleichen Effekt wie ein Eimer kaltes Wasser für die beiden Männer. Der Arzt stellt sich zwischen sie und streckt die Arme aus. »Aufhören, und zwar auf der Stelle! Aufhören, habe ich gesagt!« Er blickt einen nach dem anderen voller Ernst an, wendet sich dann Martinez zu und legt einen Arm um seine Schulter. »Los, Martinez. Es ist besser, wenn du gehst.«
Rick fällt in sich zusammen, starrt zu Boden und hält seinen Stummel, während Dr. Stevens Martinez wegführt.
»Was ist denn mit dem Typen los?«, fragt Martinez den Arzt leise, als sie außer Hörweite sind. Er ist sehr zufrieden mit seiner List. Der Samen ist gesät, jetzt braucht er etwas Zeit, um Früchte zu tragen. »Wie geht es ihm?«
Dr. Stevens hält unter dem Türrahmen inne und redet mit einer sanften, vertrauensvollen Stimme. »Mach dir keine Sorgen um ihn. Was wolltest du denn? Kann ich dir irgendwie helfen?«
Martinez reibt sich die Augen. »Unser wunderbarer Governor hat mich gebeten, mit dir zu reden … hat behauptet, dass du dich hier
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