The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
und brüllen ist keine so gute Idee«, warnt Martinez. »Es sei denn, ihr wollt euch ein paar Kugeln einfangen. Jeder hier kennt mich. Ich gehe allein – und rufe euch, sobald ich fertig bin.«
Alle nicken.
Martinez holt tief Luft, klopft sich den Staub von den Klamotten und verschwindet dann um die Ecke. Den drei Flüchtlingen bleibt nichts anderes übrig, als nervös in der Dunkelheit auf sein Zeichen zu warten.
Glenn sieht Alice an. »Hi, ich heiße Glenn.«
»Und ich bin Alice«, erwidert sie mit einem gequälten Lächeln. »Nett, Sie kennenzulernen.«
Rick nimmt die beiden kaum wahr. Sein Herz schlägt im selben Rhythmus wie die Zeituhr in seinem Kopf. Sie haben nur diesen einen Versuch.
Fünfzehn
H ey, Gabe! Alles klar bei dir?« Martinez nähert sich der letzten Zelle mit geübter Ruhe. Er geht lächelnd auf den stämmigen Bodyguard zu und hebt die Hand zur Begrüßung. »Bist du hier unten abgestellt, um die Goldreserven zu bewachen?«
Der kräftige Mann im Rollkragenpullover – er steht mit dem Rücken gegen das Garagentor gelehnt – grinst Martinez an und schüttelt den Kopf. »Nicht ganz. Die Schlampe, die den Kampf versaut hat, steckt da drinnen.«
Martinez geht auf ihn zu, stellt sich neben Gabe. »Ach so! «
»Die hat es faustdick hinter den Ohren«, meint Gabe und schmunzelt. »Der Boss will da kein Risiko eingehen.«
Martinez schenkt Gabe seinerseits ein anzügliches Grinsen. »Meinst du, ich könnte da mal reinschauen? Nur kurz. Habe sie beim Kampf nicht richtig anschauen können, aber sie sah heiß aus.«
Gabes Grimasse hellt sich auf. »Oh yeah – die war heiß. Nachdem der Governor sie so durch die Mangel gedreht hat, hat sie …«
Der Schlag kommt aus dem Nichts. Ein rascher, harter Hieb mit den Fingerknöcheln auf Gabes Adamsapfel. Er schließt Gabes Luftröhre und damit auch die Stimme. Der stämmige Kerl krümmt sich, röchelt nach Luft, ist schockiert.
Martinez benutzt den Kolben seines Maschinengewehrs, um Gabe endgültig auszuschalten. Als das stumpfe Ende des Kolbens auf den Hinterkopf trifft, hallt es hölzern im Korridor wider.
Gabe fällt mit dem Gesicht zuerst auf den Boden; eine kleine Blutlache formt sich auf dem Estrich. Martinez ruft über die Schulter: » ALLES KLAR !«
Aus dem Schatten am Ende des Tunnels erscheinen drei Gestalten mit weit aufgerissenen Augen. Situativ bedingt, schießt das Adrenalin wie wild durch ihre Adern. Rick wirft einen Blick auf Gabe, dreht sich dann zu Martinez und will etwas sagen, aber der hat sich schon gebückt und untersucht das Garagentor.
»Helft mir, das Ding hier zu öffnen – ist völlig verbeult –, das will einfach nicht«, sagt er grunzend und macht sich an der Unterkante mit seinen behandschuhten Händen zu schaffen. Rick und Glenn hocken sich neben ihn, und alle drei schaffen es gerade so, das Tor zu öffnen. Die Rollen quietschen und beschweren sich, hängen auf Brusthöhe fest und wollen nicht weiter nachgeben.
Sie ducken sich, und Rick geht ein paar Schritte in die dunkle, moderig riechende Zelle … Plötzlich erstarrt er. Der Anblick seiner Kumpanin schockiert ihn derart, dass er nicht weiterkann. Er weiß sofort – auf einer ganz grundlegenden Ebene seines Gehirns, gleich einer einzelnen Synapse, die das entsprechende Signal abgegeben hat –, dass der Krieg bereits in vollem Gange ist.
Die Frau liegt gefesselt auf dem Boden der düsteren Zelle. Ihre Arme ragen in die Luft. Zuerst erkennt sie ihre Freunde nicht. Die langen Dreadlocks hängen ihr ins Gesicht, ihre Brust hebt und senkt sich im Rhythmus ihres schmerzhaften, flachen Atmens. Unter ihr haben sich Blutlachen auf dem Estrich gebildet. Sie versucht, den Kopf zu heben und den Mann durch ihre tot scheinenden Augen zu erkennen.
»Um Gottes willen …« Rick nähert sich ihr vorsichtig, stammelt die Worte. »Wie geht es …«
Sie zieht die Wangen ein und spuckt ihn an. Er zuckt zurück, hält sich instinktiv die Hände vors Gesicht. Wasserentzug, Schock und Erschöpfung haben ihre Spucke so trocken lassen werden wie Sägespäne. Sie versucht es erneut.
»Hey! Michonne! Aufhören! « Rick kniet sich vor sie hin. »Ich bin es.« Seine Stimme wird sanfter. »Michonne, ich bin es, Rick.«
»R-rick?« Ihre Stimme ist schwach, heiser. Sie bringt nicht mehr als ein Flüstern über die Lippen. Sie versucht erneut, die Augen auf ihn zu richten. »Rick?«
»Leute!« Rick steht wieder auf und dreht sich um. »Helft mir mal, sie zu befreien!«
Die
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