The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
Habe von einigen Sachen gehört, die er so treibt, Gerüchte und so … Wollte es anfangs gar nicht glauben.« Martinez holt tief Luft. »Man ignoriert so etwas, der Status quo muss aufrechterhalten werden, Sie wissen schon. Aber nachdem ich Sie gesehen habe«, er nickt in Ricks Richtung, »lautete die logische Schlussfolgerung, dass der ›Unfall‹ mit der Hand etwas mit ihm zu tun hatte.«
Rick und Glenn tauschen einen vielsagenden Blick. Martinez bemerkt es zwar, sagt aber nichts dazu.
»Er hat mich gebeten, Wache zu schieben«, fährt Martinez in noch tieferer Stimme fort, »auf die Zelle aufzupassen, in der Glenn gefangen gehalten wurde. Ich wusste aber nicht, dass irgendwelche Leute da drin verrotteten. Meine Hauptaufgabe ist, die Stadt vor Beißern zu schützen, ich verbringe den Großteil meiner Zeit auf dem Verteidigungswall.« Er holt tief Luft, blickt die beiden Männer einen nach dem anderen an. »Ich konnte es einfach nicht länger ertragen … musste diesem Wahnsinn ein Ende bereiten.« Er senkt den Kopf. »Mann, wir sind doch noch Menschen, oder?«
Rick denkt über das Gesagte nach, die Furchen in seinem Gesicht vertiefen sich. Schließlich sagt er zu Glenn: »Meine gottverdammte Montur.« Er starrt Martinez an. »Meine Montur!« Er schüttelt den Kopf. »Wir haben doch die Kampfausrüstung getragen, und als der Arzt an mir rumgemacht hat … Irgendjemand muss gesehen haben, was ich darunter anhatte.« Er schüttelt langsam den Kopf, schaut auf die heruntergekommene Wand des Containers ihm gegenüber, an der die Blut- oder Rostspuren in einer Ecke wie Arterien aussehen. » Verdammt «, stammelt er.
Der jüngere Mann schaut ihn fragend an. »Was?«
»Der Overall, der orangefarbene Overall!«, murmelt Rick. » Deswegen haben sie das mit dem Gefängnis herausgekriegt. Wie konnte ich nur so dämlich sein?«
»Jetzt aber los!« Martinez hat genug gehört, die Uhr tickt. »Wir müssen weiter.«
Rick nickt Glenn zu, und der junge Mann schließt das Visier seines Helms.
Die drei Komplizen schleichen aus dem Raum Richtung Vorfeld.
Für die längsten zehn Minuten ihres Lebens stehen Bruce und Gabe stocksteif an ihrem Platz in der untersten Kelleretage gegenüber der Zelle, in der die Frau gefangen gehalten wird.
Der Governor läuft vor ihnen auf und ab, wirbelt mit dem Katana-Schwert herum wie ein Derwisch, huscht zwischen Licht und Schatten der 100-Watt-Lampen hin und her. Er redet mit sich selbst, die Augen vor Wut und Wahnsinn gläsern. Die Stimme der Frau in der Zelle ertönt immer wieder in kurzen Abständen – kaum hörbar hinter dem schweren Garagentor –, murmelt irgendetwas vor sich hin. Mit wem spricht sie? Welche gottverdammte Störung beherrscht ihren Schädel?
Bruce und Gabe warten auf ihre Befehle, aber es sieht nicht so aus, als ob der Governor zu irgendeiner Entscheidung fähig ist. Vielmehr macht er den Eindruck, als ob er sich im Kampf gegen seine eigenen Dämonen befindet. Immer wieder wirbelt er mit dem Schwert durch die Luft, als ob er so seine Probleme einfach zerschlagen könnte, während er ab und zu geifernd vor sich hin sabbert: »Fuck … Fuck … Wie zum Teufel … Fuck … Wie zum Teufel konnte das …?«
Nach einer gewissen Zeit traut sich Gabe, eine Bemerkung zu machen. »Hey, Boss. Warum fahren wir nicht einfach mal bei den Gefängnissen um Albany vorbei? Da sind doch gleich ein Hau …«
»Halt die Schnauze!«, unterbricht ihn der Governor und wandert weiter den Korridor auf und ab. »Ich muss neue Beißer für die Kämpfe organisieren! Muss neue Kämpfer finden! FUCK ! FUCK ! FUCK !«
Bruce versucht es: »Boss, was wäre …«
» FUCK !« Er fuchtelt mit dem Schwert herum. »Diese verdammte Schlampe!« Der Governor geht zum Garagentor und tritt mit seinem Knobelbecher so hart wie er kann gegen das rostende Metall. Das Garagentor wackelt, der Lärm hallt durch den Korridor, und der Tritt hinterlässt eine Delle so groß wie ein Schweinebauch. Gabe und Bruce zucken zusammen. » FUCK ! – FUCK ! – FUCK !« Der Governor dreht sich zu ihnen um, brüllt sie an und deutet auf das Tor. » JETZT MACHT DEN SCHEISS ENDLICH AUF !«
Bruce und Gabe tauschen einen raschen, zornigen Blick aus, ehe Bruce zum Tor geht, sich hinkniet und die Finger unter den Schlitz steckt.
»Ich will ihre scheiß Gedärme auf dem Boden sehen, verdammt noch mal!«, knurrt der Governor. Das Tor kreischt, öffnet sich langsam und widerwillig. Plötzlich zuckt der Governor
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