The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
vorbeikommen?«
Martinez lächelt ihn trotz des Adrenalinschubs an, der durch seine Adern schießt. »Um die haben wir uns bereits gekümmert.«
»Wir?!« Rick läuft ihm hinterher, folgt ihm in den Korridor hinaus.
Allein im Krankenzimmer zurückgelassen, starrt Alice ihnen sprachlos hinterher.
Sie schleichen durch den Hauptkorridor, vermeiden Lichtquellen, auch wenn die Lampen gerade nicht angeschaltet sind, eine Treppe hinunter und verschwinden um zwei Ecken. Martinez betet, dass niemand sie gesehen hat. Nur er und der Governor wissen von diesem Plan, und Leute wie Gabe oder Bruce tendieren eher dazu, zuerst zu schießen und … und niemals Fragen zu stellen. Martinez hebt lautlos eine Hand in einer warnenden Geste, als sie zu einem Container kommen. Die beiden Männer halten vor der Tür.
»Ich glaube, Sie haben meinen Kollegen schon kennengelernt«, flüstert Martinez Rick zu und öffnet rasch die metallene Tür.
In dem spärlich beleuchteten Raum liegen zwei Männer ausgestreckt und bewusstlos auf dem Betonboden. Sie sind Schergen des Governors – Denny und Lou. Beide sind ganz schön lädiert, sehen ziemlich mitgenommen aus, atmen aber noch. Eine dritte Person steht in Kampfausrüstung über ihnen, die eine Hand zur Faust geballt, in der anderen einen Schlagstock. Er keucht, ringt nach Luft.
» GLENN !«
Rick tritt in den Raum und eilt zu dem jüngeren Mann.
»Rick! Verdammt, du lebst!« Der junge Asiat in der schwarzen Vollkörperpanzerung eines Einsatzkommandos umarmt den lädierten Genossen. Mit seinem runden, jungen Gesicht, den dunklen, mandelförmigen Augen und dem kurzen Bürstenhaarschnitt könnte man ihn glatt für einen Gefreiten halten, der gerade seine Grundausbildung absolviert hat. Oder vielleicht für einen Pfadfinder , denkt Martinez und beobachtet das tränenreiche Wiedersehen der beiden Männer.
»Ich habe gedacht, du bist tot, Mann!«, sagt Glenn zu Rick. »Martinez hat behauptet, er hat dich gesehen, aber ich weiß nicht … Ich hab es wohl nicht glauben können. Bis jetzt.« Der Junge blickt auf Ricks Stumpen. »Verdammt, Rick. Du hast geblutet wie ein …«
»Es geht mir gut«, erwidert Rick, blickt auf seinen Arm und hält ihn gegen die Brust. »Ich kann mich wohl glücklich schätzen, dass dieser Freak mir nicht noch mehr genommen hat. Wie ist es dir ergangen?« Er klopft dem Jüngeren mit der linken Hand auf die mit Kevlar gepolsterte Schulter. »Mir haben sie gesagt, dass sie dich haben gehen lassen – dass du ihnen alles über das Gefängnis erzählt hast und dass sie dir dahin folgen würden.«
Der Junge lacht nervös auf, ein Geräusch, das Martinez an einen hyperventilierenden Hund denken lässt. »Mann … Die haben mir noch nicht mal eine einzige Frage gestellt!« Irgendetwas in seinem Gesicht verändert sich. Die Augen werden schmäler, sein Kiefer arbeitet hart, und er senkt den Blick zu Boden. »Rick, ich habe einen Tag in einer dieser Zellen verbracht. Direkt neben Michonne.« Eine Pause, und die Augen des Asiaten werden vor Ekel feucht. »Rick …«
Der junge Mann zögert, erweckt den Eindruck, als ob er kaum noch atmen, geschweige denn erklären kann, was in der Zelle vor sich gegangen ist. Martinez beobachtet die Szene und saugt alles in sich auf. Das ist das erste Mal, dass er den Namen der schwarzen Frau gehört hat, und aus irgendeinem Grund macht er ihn nervös – Mee Shaun? Meerschaum? Warum, weiß er selber nicht.
Rick klopft dem jungen Mann erneut auf die Schulter. »Ist schon gut, Glenn. Wir werden sie befreien.«
»Rick, ich liebe Maggie«, sagt der Junge endlich und schaut den älteren Mann aus tränenden Augen an. »Ich will niemanden in Gefahr bringen – aber was ich gehört habe – die Sachen, die sie mit ihr angestellt haben müssen …« Er hält erneut inne. Schließlich fährt er mit bebender Stimme fort: »Ich glaube, ich hätte ihnen alles gesagt, nur damit sie aufhören.« Er schluckt seine Schuld herunter. »Aber sie haben mich nicht einmal gefragt .« Pause. Wut flammt in ihm auf. »Es war beinahe so, als ob sie das alles nur getan haben, um mich fertig zumachen.«
Es ist Zeit für Martinez einzugreifen und den beiden ein bisschen Dampf unter dem Hintern zu machen. »Das klingt ganz nach unserem Governor, das ist seine Masche«, sagt er mit leiser, tiefer Stimme. Er wirft den beiden einen finsteren Blick zu und fährt dann fort: »Philip Blake – so heißt er richtig – ist mit der Zeit immer schlimmer geworden.
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