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The Walking Dead: Roman (German Edition)

The Walking Dead: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga , Robert Kirkman
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vierspurigen Avenue. Müll wird vom Herbstwind hochgewirbelt und fegt durch die Häuserschlucht.
    Nick ist ebenso ahnungslos. »Philip? Warum stehen wir mitten auf der Kreuzung?«
    Philip antwortet nicht. Stattdessen starrt er schweigend nach vorn. Die Stille, die nun herrscht, wird nur von seinen knirschenden Zähnen unterbrochen.
    »Philip?«
    Keine Antwort.
    Nick dreht sich zur Heckscheibe und starrt die Straße hinunter. Jetzt verändert sich auch sein Gesichtsausdruck. Er versteinert förmlich. Er sieht, was Philip sieht, und schweigt ebenfalls.
    »Was ist hier eigentlich los?«, fragt Brian und lehnt sich nach vorne, um besser sehen zu können. Einen Augenblick lang kann er nur die vor ihm liegende, mit Trümmern übersäte Avenue ausmachen. Aber schon bald muss er feststellen, dass er eine verwüstete Stadt vor Augen hat, die sich innerhalb von Sekundenbruchteilen wie ein gigantischer Organismus durch das Eindringen fremder Bakterien verändert. Das, was Brian durch die getönten Scheiben sieht, ist so grauenhaft, dass er zwar den Mund bewegt, aber keinen Ton herausbringt.
    Während dieses einen Augenblicks totaler Ohnmacht kehrt Brian Blake kurzfristig in Gedanken in seine Kindheit zurück. Der Wahnsinn dessen, was er sieht, packt ihn. Einmal nahm seine Mutter ihn und Philip mit zum Zirkus Barnum & Bailey in Athens. Sie waren damals vielleicht zehn und dreizehn Jahre alt, und die Hochseilakte, die Tiger, die durch Reifen sprangen, die Männer, die aus Kanonen durch die Luft geschossen wurden, die Akrobaten, die Zuckerwatte, die Elefanten, die Nebenvorstellungen, der Schwertschlucker, die menschliche Zielscheibe, die Feuerschlucker, die Frauen mit Bärten und der Schlangenbeschwörer hatten es ihnen angetan. Doch das, woran sich Brians am besten erinnert und woran er auch jetzt wieder denken muss, ist das Auto mit den Clowns. An jenem Tag in Athens, mitten in der Vorstellung, fuhr ein merkwürdig aussehendes Gefährt ins Zentrum der Manege. Es war eine Limousine mit bemalten Scheiben wie aus einem Trickfilm. Das Auto war tiefergelegt und mit einem Muster aus Leuchtfarben bemalt. Brian kann sich noch genau daran erinnern, wie er vor Lachen kaum an sich halten konnte, als sich die Clowns aus dem Auto kämpften. Zuerst war es einfach nur lustig, doch dann musste er immer mehr staunen, bis es richtiggehend bizarr wurde. Denn es hörte nicht auf. Immer wieder kam ein weiterer Clown aus dem Wagen. Sechs, acht, zehn, zwanzig, groß und klein – alle kletterten aus dem Auto, als ob es sich um einen speziellen Container für gefriergetrocknete Clowns handeln würde. Selbst als Dreizehnjähriger war Brian völlig gebannt, obwohl er wusste, dass es ein Trick sein musste – wie eine Luke unter den Sägespänen, auf denen der Wagen geparkt war. Doch das spielte keine Rolle. Das Schauspiel, das sich ihm bot, faszinierte ihn unglaublich.
    Genau das gleiche Phänomen – oder zumindest eine perverse Kopie – spielt sich jetzt erneut vor Brians Augen auf einer Straße mitten in der Innenstadt von Atlanta ab. Er starrt fassunglos auf die Szene und versucht vergebens, die richtigen Worte für den Horror zu finden, der sich vor ihren Augen abspielt.
    »Dreh um, Philip.« Brians Stimme klingt selbst für ihn auffallend hohl, als er die Scharen der Untoten an jeder Ecke der Stadt aufwachen sieht. Wenn man die vorherige Horde auf ihrem Weg in die Stadt mit einer römischen Legion vergleichen konnte, dann war das hier ein ganzes Imperium.
    So weit das Auge reicht, strömen Untote aus jedem Loch, jedem Gebäude, hinter jedem Auto hervor – aus Wracks, aus den Seitengassen, aus zerborstenen Schaufenstern, aus den marmornen Eingängen der Regierungsgebäude, hinter den dünnen Stämmen ornamentaler Bäumchen und aus den traurigen Resten zerbombter Straßencafés. Man kann sie selbst in weiter Ferne erkennen, dort, wo die Straße im Schatten der Wolkenkratzer verschwindet. Ihre zerlumpten Silhouetten erinnern an einen riesigen Schwarm langsamer Insekten, die aufgeweckt wurden, weil man den Stein, unter dem sie lagen, wegnahm. Ihre gewaltige Anzahl scheint allen Regeln der Vernunft zu widersprechen.
    »Nichts wie weg hier!«, presst Nick hervor.
    Philip, stoisch und noch immer still, klammert sich weiterhin ans Lenkrad.
    Nick wirft einen nervösen Blick nach hinten. »Wir müssen zurück!«
    »Er hat recht, Philip«, sagt Brian und legt eine Hand auf Pennys Schulter.
    »Was hast du vor?«, fragt Nick und sieht Philip an. »Warum

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