The Walking Dead: Roman (German Edition)
Joints mit den letzten Krümeln ihres Red Man Tabaks und gab reichlich Gras dazu. Philip nahm den einen oder anderen Zug, obwohl er sich schon vor Jahren geschworen hatte, das Zeug nicht mehr anzurühren. Er vernahm dann Dinge in seinem Kopf, mit denen er nichts zu tun haben wollte. Jetzt aber fühlt sich sein Kopf von dem Gras angenehm schwer an.
April lächelt ihn an. »Tja, nun … So nah und doch so fern.«
»Was?« Philip starrt sie an und hebt den Blick dann langsam Richtung Decke. »Ach ja … Richtig.« Er hat die Geräusche von oben auch gehört. Jetzt herrscht wieder Ruhe, aber das Schlurfen und die ächzenden Böden der über ihnen liegenden Wohnungen meldeten sich mit Unterbrechungen den ganzen Abend lang immer wieder. Sie waren da. Man konnte sie zwar nicht sehen, aber sie waren in unmittelbarer Nähe. Die Tatsache, dass Philip die Geräusche kaum noch beachtet, zeigt, dass ihn die Untoten und ihre Präsenz kaum noch berühren. »Wie sieht es mit den anderen Wohnungen in dieser Etage aus?«
»Die haben wir bereits leer gegessen und jedes noch so kleine, brauchbare Teil mitgenommen.«
»Was ist in Druid Hills passiert?«, erkundigt er sich nach einer kurzen Pause.
April seufzt. »Man hat uns gesagt, dass es dort ein Flüchtlingslager gibt. Gab es aber nicht.«
Philip sieht sie an. »Und?«
April zuckt mit den Schultern. »Wir sind dort angekommen und haben einen Haufen Leute getroffen, die sich bei einem Altmetallhändler verschanzt hatten. Leute wie wir. Sie hatten Angst und waren verwirrt. Wir haben versucht, mit ihnen zu reden, denn wir wollten, dass sie mit uns kommen. Zusammen sind wir stark und so.«
»Und dann?«
»Sie hatten wohl zu viel Angst, um mit uns zu kommen, wollten aber auch nicht bleiben.« April blickt zu Boden. Das Licht der flackernden Kerzen spielt in ihrem Gesicht. »Wir haben ein Auto gefunden, das noch funktionierte. Also sammelten wir etwas Proviant und machten uns auf. Doch dann hörten wir Motorräder, als wir losfuhren.«
»Motorräder?«
Sie nickt und reibt sich die Augen. »Wir waren gerade mal eine Viertelmeile gefahren und kamen um diesen Hügel. Da hörten wir Schreie in der Ferne. Als wir uns umdrehten und das Tal zurück zum Altmetallhändler blickten … Ich weiß auch nicht. Das war wie aus Mad Max II – Der Vollstrecker oder so ähnlich!«
»Wie denn?«
»Diese Motorradtypen haben alles verwüstet, ganze Familien wurden ausgerottet und wer weiß, was sie sonst noch angestellt haben. Das war kein schöner Anblick. Und das Komische daran ist: Es ist uns nicht nur nahegegangen, dass wir dem nur knapp entgingen. Ich glaube, das Schlimme war das Schuldgefühl. Wir wollten zurück und helfen und gute Mitmenschen sein und so. Aber wir sind nicht umgekehrt.« Sie blickt Philip in die Augen. »Weil wir keine guten Mitmenschen sind. Von den Leuten hat niemand überlebt.«
Philip betrachtet nachdenklich Penny. »Ich kann verstehen, warum dein Dad nicht entzückt von der Idee war, hier Untermieter zu haben.«
»Seitdem wir das mit dem Altmetallhändler durchmachten, ist er geradezu paranoid, sobald wir Überlebende treffen – vielleicht schlimmer als den Beißern gegenüber.«
»Beißer … So nennt ihr die immer. Wem ist das denn eingefallen?«
»Mein Dad hat das Wort das erste Mal benutzt. Und danach hat es sich so eingebürgert.«
»Finde ich gut.« Philip lächelt sie erneut an. »Und ich mag deinen Vater. Er kümmert sich, und ich kann es ihm nicht ankreiden, dass er skeptisch uns gegenüber war. Er scheint ein harter Brocken zu sein, und das respektiere ich. Wir brauchen mehr von der Sorte.«
April seufzt. »Er ist nicht mehr so hart, wie er es früher einmal war. Leider.«
»Was hat er? Lungenkrebs?«
»Eine Lungenaufblähung.«
»Hört sich nicht gut an«, meint Philip und bemerkt dann etwas, was ihn tief ins Herz trifft.
April Chalmers fährt mit der Hand über Pennys Schulter und streichelt sie beinahe abwesend, während das kleine Mädchen schläft. Es ist eine solch zarte und unerwartete Geste – so natürlich –, dass sie Philip tief im Innersten berührt und etwas weckt, das er schon fast vergessen hatte. Zuerst erkennt er das Gefühl kaum wieder. Seine Verwirrung muss sich in seiner Miene widergespiegelt haben, denn April sieht ihn fragend an.
»Alles klar?«
»Ja … Mir geht es gut.« Er fährt mit den Fingern über das Pflaster an seiner Schläfe, wo er sich während der Autofahrt den Kopf angeschlagen hat. Die Chalmers
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