Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
Vom Netzwerk:
tot.« Er räusperte sich und fuhr mit der Hand über die Augen. Als er mich wieder ansah, wirkte er gefasst. Doch ich konnte deutlich den Schmerz in seinem Blick erkennen.
    »Was ist mit ihrer … Leiche passiert?«
    Joshuas Miene verdüsterte sich. Aus Trauer wurde Wut. »Die Männer, die sie getötet haben, trugen sie aus dem Bunker. Ich durfte nicht mitkommen. Sie haben mir nie gesagt, wo sie sie hingebracht haben.« Jetzt war seine Stimme seltsam ruhig. »Ich hätte ja nach ihrer Leiche gesucht, aber ich musste mich um Zoe kümmern. Sie war ja erst acht Jahre alt.«
    Tränen verschwammen vor meinen Augen.
    »Die Mörder haben ihre gerechte Strafe bekommen. Sie wurden von einer Gruppe Weepers angegriffen, als wir den Bunker schon verlassen hatten. Ich hab alles mit angesehen, aber ich hab ihnen nicht geholfen. Obwohl ich eine Waffe dabeihatte, die ich ihnen kurz zuvor geklaut hatte.«
    Seine Stimme war kalt, fast bösartig. Er schloss die Augen und holte tief Luft. Es war furchtbar, was mit seiner Mutter passiert war, und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass seine Schwester ein mindestens genauso schlimmes Schicksal erlitten hatte. Vielleicht half es ihm, wenn er nach dieser langen Zeit darüber redete.
    »Und deine Schwester, Zoe?«
    »Ich versuchte, sie zu beschützen. Außer mir war ja niemand mehr da. Wir waren ganz allein. Die anderen Überlebenden kümmerten sich nur um sich selbst. Ich wollte ein großer Bruder für sie sein, aber als die Weepers uns eines Nachts überfielen, habe ich sie im ganzen Durcheinander aus den Augen verloren. Ich hab nach ihr gesucht. Aber da waren so viele Leute. Dann hab ich gesehen, wie ein Weeper sie gepackt hat.«
    Dass er so offen redete, ließ mir das Herz in der Brust schwer werden. »Der Weeper, den du am Hafen verfolgt hast?«
    Joshua nickte. »Ich wollte zu ihr, wollte ihr helfen, doch plötzlich waren sie nicht mehr da. Dann, als die Weepers verschwunden waren, habe ich nach ihr gesucht. Ich habe nur einen Schuh von ihr gefunden. Einen Schuh mit Blut darauf.« Er zitterte, holte tief Luft und öffnete die Augen. »Ich dachte, sie wäre tot. Aber eines Tages, als ich auf der Jagd war, habe ich sie gesehen. Sie war eine von ihnen. Ein Weeper.«
    »Bist du sicher, dass sie es war?«
    Ich konnte mir Mia als Weeper mit milchigen blauen Augen und einer zähnefletschenden Grimasse einfach nicht vorstellen. Dann dachte ich an Dad. Ob er bereits dabei war, sich in einen Weeper zu verwandeln?
    Das würde ich niemals zulassen.
    »Sie war es, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Immerhin lebt sie noch.«
    Joshua erbleichte. »Findest du? Ich glaube, dass der Tod besser ist als das .«
    Vielleicht hatte er recht.
    »Was hast du dann gemacht?«
    »Nichts. Ich konnte ihr nicht helfen, und ich konnte sie nicht töten. Hätte ich aber tun sollen.«
    Ich wollte ihn umarmen, aber ich war mir nicht sicher, ob er das auch wollte. »Nein. Sie ist immer noch deine Schwester.«
    Er sah so unglücklich aus. »Oh Gott, ich vermisse sie so. Ich will sie zurück.«
    »Tut mir leid«, flüsterte ich.
    Joshua schwieg eine lange Zeit und versuchte, die Fassung wiederzuerlangen. Ich wünschte, ich könnte ihn irgendwie trösten. Wenn sich Mom und Dad im Bunker gestritten hatten, war es immer leicht gewesen, sie wieder aufzumuntern. Ich musste ihnen nur sagen, dass sie sich schon wieder vertragen würden und dass alles gut werden würde. Aber nichts konnte Joshua seine Mutter und seine Schwester zurückgeben oder diese schrecklichen Erinnerungen auslöschen. Ich kam mir so hilf los vor.
    »Ich denke nicht gerne über das alles nach. Es ist schon schlimm genug, dass ich davon träume«, sagte er und öffnete die Augen. Er legte den Kopf schief und starrte mich durchdringend an. Ich scharrte unruhig mit den Füßen, biss mir auf die Lippen und steckte die freie Hand in die Tasche.
    »Soll ich dich mal herumführen? Na ja, vielleicht besser nicht, nachdem …« Er deutete auf das frisch zugeschüttete Grab und starrte danach auf den Boden.
    Es dauerte einen Moment, bis ich verstanden hatte, was er meinte. »Aber nein. Ich glaube, wir können beide ein bisschen Abwechslung vertragen.«
    Er grinste, und allmählich verschwand die Dunkel heit aus seinen Augen. »Okay. Dann los.«
    Schon wieder so ein plötzlicher Stimmungsumschwung. Er wollte alles vergessen, soviel hatte ich bereits kapiert. Es war erst ein paar Tage her, dass wir den Bunker verlassen hatten, und schon hatte ich Erinnerungen, die ich auch am

Weitere Kostenlose Bücher