The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
dieser Bestien aufgetaucht ist.« Allein beim Gedanken daran zuckte Dad zusammen. Er holte tief Luft und fuhr fort. »Ich dachte, dass sie dich umgebracht hätten, weil sie dich nicht mit zum Hafen geschleppt haben. Ich dachte, ich hätte das Versprechen gebrochen, das ich deiner Mutter gegeben habe.« Er sah Mom mit einem entschuldigenden Blick an.
Ich wartete den Moment des stillen Einverständnis ses zwischen den beiden ab und starrte auf meine Hände. Ohne Joshuas Hilfe hätten die Weepers mich getötet. Das würde ich ihm niemals vergessen.
»Wie habt ihr überlebt? Das ist ein Wunder«, sagte Dad erstaunt.
Ich sah auf und lächelte. »Joshua hat mich gerettet.«
»Du trägst seinen Pullover.« Mom sah mich eindring lich an.
Ich spürte, dass ich rot anlief. »Es ist kalt.« Eine lahme Ausrede. Ich mochte, wie der Pullover roch. Mom und Dad tauschten vielsagende Blicke aus, deren Bedeutung ich gar nicht erst wissen wollte.
Dann wurde die Tür so heftig aufgestoßen, dass sie gegen die Wand krachte. Wir erschraken. Ich erwartete schon, einen Weeper im Raum stehen zu sehen, doch es war nur Joshua.
Karen sah ihn finster an und hob das Buch auf, das sie fallengelassen hatte. »Um Himmels willen, Joshua! Willst du, dass wir alle einen Herzinfarkt kriegen?«
Joshua beachtete sie gar nicht. »Über Safe-haven kreist ein Hubschrauber!«
»Was?«, fragten Karen und ich im Chor.
»Ich hab ein Geräusch gehört, und da hab ich ihn gesehen!«
Mir klopfte das Herz bis zum Hals.
»Kommt mit!«, drängte Joshua und rannte aus dem Zimmer, als wäre der Teufel hinter ihm her.
Ich lief ihm nach und sah in den Himmel. Da entdeckte ich ihn. Ein dunkler Punkt am Horizont, der langsam größer wurde. Ja, der Punkt, den ich schon mehrere Male gesehen hatte, war zurück. Innerhalb von Sekunden schwebte er über uns. Es war ein Militärhelikopter. Er flog so tief, dass ich sogar die Soldaten erkennen konnte, die darin saßen. Ihre Gesichter waren unter schwarzen Gasmasken verborgen.
Es gab also doch noch andere Menschen. Das Militär. Wir waren gerettet!
Die anderen Bewohner von Safe-haven versammelten sich um uns und winkten wie wild. »Hierher!«, riefen wir.
Tyler riss die Augen auf und fing an zu zittern. Langsam sank er auf die Knie.
Ich sah zu Rachel hinüber, die neben ihm stand und den Hubschrauber anstarrte. Dahinter blieb Geoffrey wie erstarrt in der Tür des Haupthauses stehen und sah in den Himmel.
»Er wird nicht langsamer«, sagte Larry.
»Sie müssen uns doch bemerkt haben. Sie fliegen so tief! Da können sie uns doch nicht übersehen!« Karen starrte den Helikopter schockiert an. »Wir sind hier unten!« Sie sprang auf und ab.
Wir müssten sie irgendwie auf uns aufmerksam machen. »Wir brauchen eine Signalpistole!«, sagte ich.
Joshua stürmte an Geoffrey vorbei ins Haus, kam wenige Augenblicke später mit einer wuchtigen, kastenförmigen Pistole zurück und hielt sie über den Kopf. Gerade als er sie abfeuern wollte, warf sich Tyler auf ihn. Gemeinsam gingen sie zu Boden. »Geh runter von mir! Bist du übergeschnappt?«, rief Joshua. Er schubste Tyler von sich und sprang auf die Füße. Tyler blieb auf dem Rücken liegen und bedeckte die Augen mit den Händen. Was war nur los mit ihm?
Joshua drückte ab.
Ein Licht schoss in den Himmel, rotglühende Funken vor einem bläulichen Dunkelgrau. Dieses Signal war nicht zu übersehen. Trotzdem änderte der Helikopter weder seine Richtung, noch ging er tiefer. Er flog einfach weiter, als wären wir gar nicht da, obwohl uns die Soldaten doch bemerkt haben mussten.
»Warum retten sie uns nicht?«, fragte mich Bobby, als ob ich die Antwort darauf wüsste.
»Hey, ihr Arschlöcher!«, rief Joshua. Der Hubschrauber wurde kleiner und kleiner, bis er wieder ein schwarzer Punkt am Horizont war.
»Vielleicht holen sie Verstärkung«, vermutete Marie und drückte Emma fest an sich.
Tyler kauerte mit dem Kopf zwischen den Knien auf dem Boden. Er zitterte am ganzen Körper und wippte vor und zurück, als hätte er völlig den Verstand verloren. Rachel stand hinter ihm und machte große Augen. Schwer zu sagen, ob sie schockiert war oder Angst hatte. Wenige Augenblicke später sah Tyler auf. Unsere Blicke trafen sich. Da wusste ich sofort, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte.
Er krächzte etwas, doch da er seit Monaten kein Wort gesprochen hatte, fiel ihm das Reden schwer. Es klang ungefähr wie »Sie werden uns nicht retten.«
Die anderen starrten ihn
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