The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
und verbrannten die toten Weepers. Zumindest waren wir beschäftigt – und ich musste nicht an Grandma denken.
Am Abend lag der Gestank von verbranntem Fleisch in der Luft und brannte mir in Nase und Augen. Wir begruben, was von Grandma übrig war, neben Grandpa. Endlich waren sie wieder vereint.
Musik dröhnte im Hintergrund. Rap oder so.
Ich bewegte den Fuß im Takt, obwohl mir der Song überhaupt nicht gefiel. Die Beats machten mich ganz hibbelig.
Ich schloss die Augen und hob die Flasche. Der Glasrand kühlte meine Lippen. Kalte Cola floss meine Kehle hinunter. Ein Klirren – Glas auf Fliesenboden – schreckte mich aus meinen Gedanken.
Die Flasche funkelte im Licht, während sie sich drehte. Alle starrten sie wie gebannt an. Warteten aufgeregt und nervös.
Meine Augen folgten dem Flaschenhals. Er wurde langsamer.
Bitte nicht mich. Bitte nicht mich.
Er blieb stehen. Izzy stöhnte auf.
»Wahrheit oder Pflicht?«, fragte Brittany.
»Pflicht.«
Da konnte Brittany natürlich nicht widerstehen. Dumme Kuh.
»Du musst jemanden auf den Mund küssen.«
Ihr Blick fiel auf Eric – Eric, den wir nur »den Freak« nannten. Ich sah Izzy mitleidig an.
»Alex. Du musst Alex küssen«, verkündete Brittany höhnisch. Izzy starrte mich an. Ich umklammerte die Colaflasche. Vermied es, ihr in die Augen zu sehen.
Ich wollte auf keinen Fall mitansehen, wie sie sich beide in die Mitte des Kreises vorbeugten und … küssten. Ich sprang auf. Die Colaflasche zerbrach auf dem Boden. Ich rannte hinaus. Tränen raubten mir die Sicht. Ich hasste Brittany.
Fünfzehn
Vogelgezwitscher und das vereinzelte Zirpen einer Grille waren die einzigen Geräusche um uns herum.
6 Tage und 4 Stunden seit dem Angriff der Weepers.
8 880 Minuten – doch mir kam es viel länger vor.
Joshua und ich hatten uns in die Weinberge verdrückt. Das war der einzige Ort, an dem wir ungestört Zeit miteinander verbringen, uns umarmen und küssen konnten. Es war unser ganz persönliches Safe-haven. Doch Sicher heit gab es nicht mehr, und in Safe-haven schon gar nicht. Wir mussten immer wachsam bleiben. Zumindest wurde Dad langsam wieder gesund. Karen sagte, dass es ihm immer besser ging.
Jeden Tag diskutierten wir darüber, ob wir Safe-haven verlassen sollten. Nachts lagen wir vor Sorge wach. Aber wo sollten wir denn hin? Hier hatten wir eine Heimat gefunden, und das war in dieser Welt ein seltener Glücksfall. Die Weepers waren überall. Sollten wir zulassen, dass sie uns von hier vertrieben? Dann würden wir als Nomaden enden und auf der Suche nach einer sicheren Zuflucht, die wir niemals finden würden, von einem Ort zum anderen ziehen.
Joshua hielt mich fester. Unsere Körper rückten noch enger zusammen.
»Sherry! Joshua!« Bobbys Schrei hallte durch die Stille.
Joshua zog sich mit einem Seufzen zurück. Ich öffnete die Augen. Am liebsten hätte ich meinen kleinen Bruder erwürgt. Wir hatten nur so wenig gemeinsame Zeit – jede Minute war kostbar. Mom bestand darauf, dass immer jemand bei uns war. Jede Wette, dass sie Bobby losgeschickt hatte, um nach uns zu sehen.
»Sherry! Joshua!« Die Rufe kamen näher.
»Wenn wir uns ducken, sieht er uns nicht«, sagte Joshua mit einem boshaften Grinsen. Ein verführerischer Gedanke.
Ich lachte. »Da kennst du Bobby schlecht. Der gibt nicht auf.«
»Sherry!«
»Wir sind hier!«, rief ich.
»Wo?«
Ich verdrehte die Augen, woraufhin Joshuas Grinsen noch breiter wurde. »Hier!«
Bobby erschien zwischen den Rebstöcken. Sein Gesicht glühte vor Aufregung. Dann runzelte er die Stirn. »Warum umarmst du meine Schwester?«
Wir traten einen Schritt voneinander zurück und lie ßen die Arme sinken. Joshua hatte die Situation viel bes ser im Griff als ich: »Das verstehst du nicht.«
Bobby öffnete schmollend den Mund. Ich hob eine Hand. »Was willst du?« Ungewollt schlich sich ein ungeduldiger Unterton in meine Stimme. Es war ungewiss, wann Joshua und ich uns wieder nahe sein konnten, und Bobby hatte diesen schönen Augenblick ruiniert.
Bobby blinzelte mich an. Dann wurde er wieder ganz aufgeregt. »Geoffrey hat das Funkgerät repariert und sogar eine Fernverbindung aufgebaut. Wir haben Stimmen gehört!«
Joshua und ich sahen uns an. Stimmen? Andere Überlebende?
Bobby wirbelte herum und rannte zurück. Joshua und ich folgten ihm.
Ich war völlig außer Atem, als wir im Wohnzimmer des Haupthauses ankamen, wo Geoffrey Dads Funkgerät auf einem Tisch aufgebaut hatte.
Als wir hereinstürmten,
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