Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
langsam die Müdigkeit der ernsthaft Trauernden über ihn senkte spürte er Frieden.
Sie sprachen kein Wort.
Beide wussten, die Wohnung wäre morgen aufgeräumt und die Wasserkästen würden sich in der Abstellkammer stapeln.
In der Küche seufzte ein ungegessener Wolfsbarsch. Er hatte ein Vermögen gekostet.
Spaßwelt
Das erste was Biscuit in Angriff nahm, nachdem er sein Büro betreten und den Rechner hochgefahren hatte, war sich über Sonderanfertigungen für Matratzen zu informieren. Er bestellte ein gigantisches mehrfach kaltgeschäumtes latex-tonnentaschenfederkern-14-Zonen-feenstaubgefüttertes Modell.
Die letzte Nacht verbrachte er mit strategischer Kriegsführung im Kampf um seine Decke und einen briefmarkengroßen Platz im Bett. Kai neigte zur Kompletteinwicklung, Tornados Arme patschten auf sein Gesicht oder sein Bein krachte auf Biscuits Oberschenkel, dann entrollte Tornado Kai, um die Decke an sich zu reißen und Kais Antwort darauf bestand in einer Diagonallage, die beide an den Rand des Betts drängte. Biscuit musste einsehen, die Hoheitsmacht über sein Bett verloren zu haben.
Gerädert ging er seine Post durch. Einladung. Einladung. Einladung. Eine routinemäßige erneute Anfrage der „Wohltätigen Krawatte“, einem internationalen Elite-Club reicher Konservativer, die ihre Freizeit damit verbrachten, langweilige Kaminabende zu veranstalten, Bücher an Schulbibliotheken zu verschenken, zum Blutspenden anzuregen oder wahlweise Kakao auf Weihnachtsmärkten zu verkaufen.
Moody zog sein Diktiergerät aus der Tasche, drückte auf Aufnahme und ließ seine Sekretärin wissen: „Bitte fragen Sie bei den Wohltätigen Krawatten höflich an, ob auch meine beiden Liebhaber aufgenommen werden könnten, und ob sie einen Tipp haben, wo ich eine zu meinem Outfit passende Lackkrawatte käuflich erwerben kann. Danke.“ Damit müsste er für Ruhe gesorgt haben. Er zerriss die Briefe und schmiss sie in den Mülleimer.
Rechnungen, Anfragen, Finanzamt, Bewerbungen. Anderer Stapel.
Biscuit nahm sich aus seinem kleinen Kühlschrank ein Ginger Ale und goss es sich in ein schweres Glas, während er über Tornado nachdachte. Auf den ersten Blick schien er der Stabilere von Beiden zu sein, aber in Wirklichkeit war es Kai. Kai war flexibler, er war bereit an etwas zu glauben und das machte ihn stärker als seinen Freund.
Heute Abend stand ein formelles Essen mit den Geschäftsführern seiner lokalen Restaurantfilialen an; im Anschluss würde er in die Schwarze Rose fahren. Kai und Tornado hatten ihn gebeten zu kommen. Sie wollten Tangos letzten Abend in der Bar feiern, bevor er sein neues Leben als Privatspielzeug antrat.
Er überlegte, wann er heute Zeit erübrigen könnte, um mit Tornado zu sprechen. Oder einfach nur bei ihm zu sein. Ohne Party und wenn möglich ohne Kai.
Dann schweiften seine Gedanken zu Quentin, seinem Ex-Freund. Ihre Art der Beziehung war nicht mit dem zu vergleichen, was sich zwischen ihm und den beiden Jungs anbahnte.
Nach dem Tod seines Vaters hatte Biscuit Quentin kennengelernt, der dessen Nachlass als Rechtsreferendar verwaltete. Zur Enttäuschung seines Vaters entschied Biscuit sich gegen eine akademische Laufbahn und damit gegen die Nachfolge seines Vaters in seinem Unternehmen. Biscuit wollte kochen und seine Ruhe haben. Vor allem vor seinem Vater. In der legendären Esco-Bar unter Pinkie Sols Anleitung stieg Biscuit Moody im Laufe seiner Lehrzeit zum Maître de Cuisine auf.
Bevor es dazu kam, war sein Vater verstorben und er mit einem Schlag ein reicher Mann, mit genug Geld, sein eigenes kleines Imperium zu gründen.
Als einziger Sohn seiner nicht geschäftsfähigen Mutter musste Biscuit eine Menge organisatorischer Fragen klären, bei dessen Bewältigung ihm Quentin zu Seite stand. Er hatte ihm beigebracht, was der Koch über Recht und Steuern bis heute wissen musste. Quentin wurde sein Berater in der Zeit der Geschäftsgründung. Zunächst hielt Biscuit den Golf spielenden Einstecktuchträger für den schlimmsten Spießer unter der Sonne, aber Quentin überzeugte ihn durch seine ungeheure Lebensfreude, eine Eigenschaft, die ihm fremd war, und sein großes und tolerantes Herz, aber vor allem durch seinen schrägen Humor.
Um Quentin musste man sich keine Sorgen machen, im Gegensatz zu Tornado und Kai. Biscuit liebte ihn und die Bedingungslosigkeit, mit der er zurück geliebt wurde. Allerdings führte diese Uneingeschränktheit bisweilen zu einem leichten Größenwahn
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