Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
Schwert, rappelte mich wieder auf die Füße und hastete Hals über Kopf weiter.
Und endlich fand ich Louis. Er schien unverletzt, stand mit dem Rücken zum Tor der Schmiede und wehrte gerade mit meinem Schwert einen Angreifer ab, der mit ausladender Geste eine Sense herumschwang.
Als hätte er meine Gegenwart gespürt, drehte Louis den Kopf, blickte mir in die Augen und ich sah ihn förmlich aufatmen. Sein knappes Lächeln war angespannt und er wandte den Blick sofort ab, um sich wieder seinem Gegner zu widmen, aber es hatte gereicht, um mich mitten ins Herz zu treffen. Liebe schwappte über die Angst.
Ich wollte zu ihm.
Ich wollte leben.
Und ich würde alles tun, um zu leben.
Neuer Plan, setzte ich meinen Verstand in Kenntnis. Keine Panik. Kein Zweifel. Mich nie wieder durch irgendetwas von Louis trennen lassen. Nicht durch irgendwelchen blöden Lügen und Missverständnisse. Und auch nicht durch den Tod.
Durch den Rauch sah ich einen weiteren Marodeur von der Seite auf ihn zu schnellen. Vermutlich gingen die Andraket davon aus, dass sich auch in diesem Gebäude Waffen befanden, nicht so unwahrscheinlich bei einer Schmiede. Louis war zu beschäftigt, um ihn wahrzunehmen.
Ich preschte los. Bevor der Andrakor die Eisenstange, die er schwang, zum Einsatz bringen konnte, sprang ich ihm mit beiden Füßen in den Rücken und warf ihn damit um. Wieder hörte ich Knochen brechen, als sein Kopf auf der Metallfassung einer Truhe aufschlug. Die Waffe entglitt seinen Händen und rollte einen Meter über den Kies.
Uäääh! machte mein Herz. Womöglich war es aber auch mein Magen.
Weiter, befahl mein Verstand.
Ich fuhr empor und versetzte dem Sensenmann einen Tritt, der ihn geradewegs in Louis' Schwert taumeln ließ, und sprang mit einem Satz neben meinen Liebsten.
„Hallo“, sagte ich schlicht und atmete tief durch.
„Hallo“, erwiderte er und schenkte mir noch ein klitzekleines, aber atemberaubendes Lächeln. Wobei die Romantik des Augenblicks etwas dadurch gemindert wurde, dass er das Schwert mit einem Ruck und dem damit verbundenen widerlichen Geräusch aus dem Körper seines Gegners zog. Schnell tauschten wir die Waffen und ich war froh, wieder mein Zauberschwert in Händen halten zu können. Es gab mir das letzte bisschen Sicherheit zurück, das mir noch gefehlt hatte um weiterzukämpfen, auch wenn ich tief in mir natürlich wusste, dass unsere Chancen nicht gut standen.
Aber Louis und ich waren ein gutes Team, wie wir Seite an Seite kämpften. Überrascht stellte ich fest, dass er sich mit dem Schwert gar nicht so ungeschickt anstellte. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie er geschickt einige Schläge parierte und seinem Gegner dann das Schwert aus der Hand schlug – eine Amazonen-Waffe, stellte ich entsetzt fest, w elcher von meinen Schwestern hat sie der Marodeur abnehmen können? Spielt das überhaupt noch eine Rolle?
„Warum kannst du das?“, rief ich Louis zu, während wir ein paar kurze, angriffslose Sekunden versch nauften.
Er lachte freudlos auf. „Ich habe mein Leben lang Amazonen beim Training zugesehen, irgendwas muss ja hängenbleiben. Und ich wollte, dass etwas hängenbleibt.“
Das konnte ich mir vorstellen. Louis war so viel daran gelegen, ein wenig Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu erlangen. Deshalb hatte er Themiskyra sein Pferd für hunderte von Überstunden abgekauft, damit es wirklich ihm und nur ihm allein gehörte; deshalb das geheime Vorratslager im alten Wasserkraftwerk. Sich selbst verteidigen zu können war nur ein weiterer Schritt in diese Richtung.
Wahrscheinlich hätte ich mehr Martial Arts -Streifen auf GreenRay sehen sollen und nicht nur Steve Bonanno-Filme, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte, dachte ich, vielleicht wäre da auch mehr hängengeblieben und ich müsste mich im Training von Tianyu nicht so quälen lassen …
Die Lagerhalle und alles, was sich noch darin befand, brannte inzwischen lichterloh. Funken stoben auf, brennendes Holz arbeitete knarzend. Das Feuer hatte das Dach erreicht; seine Flammen tauchten das Inferno auf dem Hof in grausames Licht, schufen Sicht, wo die dichten Rauchschwaden sie nicht zunichte machten. Ich konnte nicht daran denken, was in diesem Moment alles zerstört wurde. Erst musste ich die eine Katastrophe überleben, bevor ich mir über die nächste Sorgen machen konnte.
Aber langsam, ganz langsam hatte ich das Gefühl, dass die Anzahl der Marodeure abnahm. Es waren nicht mehr wir, die zurückgedrängt wurden –
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