Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
Vom Netzwerk:
Kohlköpfe zu stehlen? Oder dass wir vorhatten, eure berittenen Truppen in einen Hinterhalt zu locken?“ Er lachte bitter auf. „Dann wären wir jetzt in genau derselben Situation.“
    „Falsch“, erwiderte ich hart. „Dann wärt ihr tot.“
    Warum sind sie noch nicht tot? erkundigte sich mein Verstand.
    Weil ich erst noch mehr aus ihnen herausbekommen möchte, antwortete mein Herz.
    Da ist nichts mehr zu holen. Du bist nur feige. Willst du sie einfach laufen lassen?
    Aber vielleicht sagt er die Wahrheit.
    Willst du riskieren, dass sie wiederkommen? Los jetzt. Bei Artemis, das sind Vatwaka! Gesocks, Gesindel, üble Gesellen. Solche wie die, die Papa getötet haben.
    Papa … Die Erinnerung tat weh. Dennoch: Er würde nicht wollen, dass ich das tue. Er hat Gewalt immer verabscheut. Wenn ich es täte … das wäre nicht ich.
    O bitte. Hast du irgendwas gelernt im letzten Jahr? Du wolltest nie wieder schwach sein. Der Dolch ist an der richtigen Stelle. Ein kurzer Stoß und finito.
    Wieder sah ich zu Louis. Er starrte mich unbewegt an, seine Augen schwarz wie die Nacht um uns herum, seine Lippen nur ein schmaler Strich. Der Dolch lag plötzlich zentnerschwer in meiner Hand und ich umklammerte ihn so fest, dass sich mir die Verzierungen seines Griffs in die Handfläche drückten. Schweren Herzens nahm ich einen tiefen Atemzug.

Kapitel 5
    Mit einem Ruck zog ich den Dolch zurück und sprang wieder auf die Beine.
    Dein Herz ist einfach zu weich , sagte meine Mutter in meinem Kopf.
    Ich erwartete ein Gefühl der Niederlage, der Schmach, des Versagens, stattdessen spürte ich nur Erleichterung und zugleich bodenlose Erschöpfung. Müde nickte ich Louis zu, der mir mit einem klitzekleinen Lächeln antwortete und sich daran machte, die 'Shimet von ihren Fesseln zu befreien.
    Schweigend sah ich zu, wie Bob seine Handgelenke rieb und Heng mit ein paar nicht besonders sanften Schlägen aus seiner Ohnmacht befreite.
    „Vergesst euren Kumpel nicht“, sagte ich mit einer Kopfbewegung in Richtung Bunck.
    Der Blick von Bob, als er begriff, dass ich nur geblufft hatte, war so voller Hass und Rachsucht, dass ich mich nur mit Mühe zusammenreißen konnte, nicht zurückzuzucken.
    Louis spürte meine Unsicherheit und trat neben mich. „Lasst euch hier nie wieder blicken.“ Seine Stimme war ruhig, aber eiskalt, und die unterschwellige Drohung in seinen Worten nicht zu überhören.
    Während meiner Recherchetätigkeit in der Bibliothek war ich auf eine Formulierung gestoßen, die mir im Gedächtnis geblieben war, weil sie mir gefallen hatte. Ich legte all meine Kraft und meinen gesamten Stolz in meine Worte, als ich sie aussprach: „Hiermit verbanne ich euch aus Themiskyra, der Stadt, und von den zugehörigen Ländereien. Missachtet ihr dieses Gebot, gnade euch Artemis. Wir werden es nicht tun.“
    Bob sah uns verächtlich an, setzte mir aber nichts entgegen. Gemeinsam mit Heng, der ziemlich benommen wirkte und uns nur mit einem verzerrten, zornigen Grinsen bedachte, hievte er den halb bewusstlosen Bunck hoch. Sie nahmen ihn zwischen sich und schleppten sich Richtung Süden davon. Entweder hatten sie mich angelogen, was den Standort ihres Lagers anging, oder sie waren tatsächlich zu der Einsicht gekommen, dass es besser war, die Gegend schleunigst zu verlassen.
    Als sich ihre Gestalten in der Dunkelheit verloren hatten, lauschte ich ihren Schritten und dem Rascheln, das sie in den Büschen verursachten, bis ich nichts mehr hören konnte. Dann fiel alle Anspannung von mir ab. Ich gab einen Stoßseufzer von mir und blickte zu Louis auf. Er nahm mich an die Hand, küsste mich und sagte: „Komm mit.“
    Bereitwillig ließ ich mich von ihm mitziehen, stoppte nur, um meine Tasche aufzuheben. Inzwischen spürte ich jeden Knochen im Leib und die Muskeln in meinen Armen und Beinen hatten zu zittern begonnen. Ich taumelte mehr, als dass ich lief, als er mich zurück zu unserer Rotbuche am Fluss führte. Obwohl ich nicht wollte, dass Louis mitbekam, wie sehr mich die Situation eben mitgenommen hatte, konnte ich nicht anders, als mich erschöpft an ihn zu lehnen und die Augen zu schließen, nachdem wir uns auf den Baumstamm gesetzt hatten.
    „Danke“, flüsterte ich nochmal.
    Als Antwort zog er mich näher an sich heran. „Bedank dich lieber nicht – wenn ich nicht eingegriffen hätte, hättest du deinen Plan durchziehen und in Themiskyra Bescheid geben können.“
    „Wenn du mir nicht geholfen hättest, hätte der Kerl mich erwürgt“,

Weitere Kostenlose Bücher