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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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„Hast du etwa die ganze Zeit zugesehen?“ … und erst eingegriffen, als ich wirklich in Gefahr war?
    Er verneinte. „Ich habe nur den letzten Teil der Vorstellung mitbekommen.“
    Toll. Den Teil, bei dem ich wie das Kaninchen vor der Schlange erstarrt war. Einerseits drängte es mich danach, ihm zu erklären und mich zu rechtfertigen, weshalb ich in dieser Situation versagt hatte, aber andererseits hatte ich keinerlei Bedürfnis, vor ihm auszubreiten, was damals an der alten Mühle geschehen war. Und immerhin hatte ich die anderen Andraket beziehungsweise deren desolaten Zustand als Beweis für meine Kampfkraft. Das musste genügen.
    Louis wollte mir die beiden Springmesser geben, die er den Typen abgenommen hatte, aber ich schüttelte den Kopf. „Behalte du sie.“
    Er hielt sie mir weiter hin. „Wir dürfen keine Waffen besitzen. Deine Leute befürchten, dass die Arbeiterschaft sonst revolutionieren und sich gegen sie erheben könnte.“
    „Dann nimm sie erst recht“, beharrte ich. „Du kannst sie bestimmt brauchen, wenn ich mich mal wieder grundlos in Gefahr begebe und du mich retten musst.“
    Das gab den Ausschlag. Allerdings schlossen wir einen Kompromiss und jeder von uns nahm eins der Messer an sich.
    „So, was nun?“, fragte Louis. Er wirkte besorgt.
    Ich brauchte nicht lange zu überlegen. „Du bleibst hier und bewachst die Typen, ich reite solange nach Themiskyra und hole Verstärkung.“
    Zu meiner Überraschung schüttelte er den Kopf. „Das geht nicht.“
    „Was? Wieso?“
    „Zum einen: Wie willst du erklären, dass ich auch hier bin? Und zum anderen …“
    Ich unterbrach ihn: „Ist doch ganz einfach: Wenn du uns kommen hörst, gibst du ihnen noch mal jeweils einen mit der Keule mit und verziehst dich in den Wald.“
    Louis ließ sich nicht beirren und fuhr mit gesenkter Stimme fort: „Und zum anderen haben sie uns zusammen gesehen. Wenn die Amazonen sie gefangen nehmen, werden sie sie nach Strich und Faden verhören.“ Er sah mich eindringlich an und ich begriff.
    Zumindest Bunck hatte gesehen, dass Louis und ich uns geküsst haben, und auch, wenn er dieses Detail für uninteressant befinden und verschweigen würde, kannten meine Schwestern sehr perfide Methoden, ihn auf eine Art und Weise auszuquetschen, dass er im Versuch seine Haut zu retten jede Einzelheit preisgeben würde. Auf jeden Fall würde er erzählen, dass bei der Gefangennahme nicht nur ich zugegen gewesen war, und das allein stellte schon ein Problem dar. Mein Mut sank.
    „Oder du lässt es drauf ankommen.“
    „Niemals.“ Ich konnte es nicht riskieren, ihn und Dante in Schwierigkeiten zu bringen. „Und jetzt?“
    „Du kannst sie laufen lassen …“
    Ein weiteres Mal unterbrach ich ihn, diesmal voller Empörung: „Kommt nicht in Frage! Die wissen von den Amazonen und von Themiskyra und haben irgendwas vor – da kann ich sie doch nicht einfach frei lassen!“
    „… oder du bringst sie um“, beendete Louis seinen Satz. Seine Stimme klang völlig neutral, so, als hätte ich die Wahl zwischen zwei Hauptgerichten und nicht zwischen zwei Möglichkeiten, die beide fatal waren und zwischen denen ich mich nur falsch entscheiden konnte.
    Ungläubig starrte ich ihn an, während sich meine Finger in den Stoff seines Hemds gruben.
    Das ist nicht dein Ernst , wollte ich erwidern, aber was er gesagt hatte, war vollkommen logisch. Er hatte recht. Kälte breitete sich in meinem Inneren aus.
    Louis registrierte mein Entsetzen und sein Gesichtsausdruck wurde weicher. „Ich werde dich nicht im Stich lassen und helfe dir, egal, was du beschließt – aber die Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen.“
    Ich ließ Louis los und wandte mich den drei Gefangenen zu. Einen nach dem anderen betrachtete ich und versuchte, objektiv zu bleiben, obwohl mich allein der Gedanke, dass ich einen von ihnen womöglich lebensgefährlich verletzt haben könnte, in inneren Aufruhr versetzte. Wenn ich sie laufen ließ, brachte ich meine Schwestern und die Siedlung in Gefahr. Ihr Tod wäre kein Verlust für die Menschheit. Wer weiß, wie viele Menschenleben sie schon auf dem Gewissen hatten. Ich würde der Welt einen Gefallen tun. Keiner würde sie vermissen. Keiner würde mich verurteilen. Wahrscheinlich nicht einmal Louis.
    Also mussten sie sterben.
    Ich atmete tief durch, holte meinen Dolch hervor und ging zu Bob, der während meines inneren Konflikts angefangen hatte, sich zu regen. Bunck hingegen schien das Bewusstsein verloren zu haben, er

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