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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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über einem Jahr krampfhaft an Pferd, Tetra und Sattelknauf festgeklammert hatte, ängstlich, traumatisiert und überfordert.
    Meine liebe, stolze Schwester auf dem Weg vor mir, mein Schwert an meiner Seite und mein Herz voller Hoffnung und Liebe. Die Welt gehörte mir und meine Seele sang.

Kapitel 7
    Am späten Vormittag kamen wir an der alten Mühle an.
    „Es ist wirklich wunderschön hier“, stellte Polly bewundernd fest, nachdem sie ihren Blick in der Gegend herumschweifen hatte lassen.
    Ich musste ihr recht geben. Saftig grüne, hüglige Wälder, unzählige Blüten in leuchtendem Kontrast zu den goldenen Ähren des meterhohen Grases und der Mühlbach, der friedlich plätschernd seine Bahn durch die Ebene zog. Die Natur um das Mühlenhaus hatte sich dort seit meinem letzten Aufenthalt noch mehr von ihrem Territorium zurückerobert. Zwischen den bemoosten Steinplatten wuch sen lange Grashalme und Efeu war bis zum Dach emporgewuchert. Die hellblauen Fensterläden schienen mir noch heruntergekommener, die Bank neben der Haustür noch morscher zu sein.
    Ich ging voran. Nach einem Zögern zwang ich meinen Blick auf den Boden, auf die Stelle, auf der Lennos Leiche gelegen hatte, und atmete auf. Tetra hatte recht gehabt. Die Tiere hatten sich seiner angenommen, nicht mal mehr ein Knochen lag dort, von anderen, grusligeren Resten ganz zu schweigen.
    Vorsichtig stieß ich die Tür des kleinen Hauses auf und hielt die Luft an. Innerlich wappnete ich mich wohl gegen einen Erinnerungsschub und das Aufbranden von seit langem in der Tiefe versenkten Emotionen. Aber nichts geschah. Nichts hatte sich verändert. Durch die schmutzigen Fenster fielen gedämpfte Sonnenstrahlen in den Raum, von meinem Eintreten aufgewirbelter Staub tanzte in ihrem Licht. Auf dem Holzboden stand noch die Grillschale, in der ich Feuer gemacht hatte. Daneben ein paar trockene Äste und die zerknüllte Folienverpackung eines Müsliriegels, den Verne, der Nerista, einer anderen Ell in einem anderen Leben gegen eine Packung Schmerztabletten getauscht hatte. Niemand war seither hier gewesen. Es war einfach nur ein Zimmer in einem Haus.
    Meine Schwester hatte meine Reaktion beobachtet und offenbar für unbedenklich befunden. Sie begann, die anderen Räume zu begutachten, riss alle Fenster auf, um den muffigen Geruch zu vertreiben, und platzierte die Solarladegeräte für ihren GemPlayer auf strategisch günstigen Fensterbrettern.
    Ich ließ mich von ihrem Elan anstecken. Gemeinsam machten wir uns an die Säuberung des Hauses, befreiten alles von der dicken Staubschicht. Im Wohnzimmer rollten wir dicke Wolldecken als Matratzenersatz aus und breiteten leichtere Zudecken aus Baumwolle darüber.
    Die Pferde brachten wir für die Nacht in der alten Garage unter. Ich wusste, dass Hekate und Selanna nicht weglaufen würden, aber ich wollte keinesfalls riskieren, dass sie irgendeinem Andrakor in die Hände fielen. Anschließend gingen wir Holz sammeln, machten in der Metallschale vor dem Haus Feuer und verspeisten gegrilltes Gemüse und Brot.
    Danach ließ ich mich nach hinten ins Gras umfallen und streckte die Arme aus. „Ah, es ist herrlich!“
    „Siehst du, es geht auch ohne diesen Typen“, sagte Polly selbstgefällig.
    Ich war zu müde, um ihr zu widersprechen und ihr klarzumachen, dass ein ziemlich großer Anteil meiner momentanen Zufriedenheit darin begründet war, dass es eben ohne diesen Typen nicht mehr ging, und ich wollte auch die friedliche Stimmung nicht zerstören. Daher ließ ich es damit bewenden, ihr einen kindskopfgroßen Tannenzapfen an die Stirn zu werfen.
     
    Am nächsten Morgen standen wir zeitig auf und ritten, mit unserer abgemalten Karte, zwei großen Leinensäcken und Proviant bewaffnet zu der Anhöhe, wo wir wie von Dante prophezeit unzählige Ginstersträucher fanden. Wir pflückten fleißig, bis Polly irgendwann am Nachmittag beschloss: „Jetzt reicht's“, und sich den Schweiß von der Stirn wischte.
    Der Meinung war ich nicht, mein Beutel war noch nicht annähernd halbvoll und noch sooo viele mussten gefüllt werden, bis ich Louis wiedersehen würde … Aber Pollys Gesichtsausdruck zufolge war der Feierabend nicht verhandelbar und ich gab nach.
    Unser Rückweg führte bergab durch den Wald. Ich weiß nicht, was genau meine Aufmerksamkeit erregt hatte, aber plötzlich hatte ich eine Art Déjà-vu. Impulsiv drehte ich mich um und erblickte hinter mir im Felsen, bemoost und von Flechten und herabhängenden Zweigen verborgen, den

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