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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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hätte ihn jemand gerufen, erhebt sich und tritt zum Fenster. Er blickt hinaus, scheint etwas oder jemanden zu suchen. Dann hebt er den Blick zum Himmel und der Wind aus den Hügeln wirbelt sanft, fast liebkosend um ihn herum und …
    „Ell? Schläfst du?“ Pollys Worte drangen an mein Ohr, laut, nervig, penetrant zogen sie mich weg von Louis und zurück in die Realität.
    „Nein“, brummte ich und öffnete widerwillig die Augen. Sterne. So weit weg von der Erde, noch viel viel weiter weg als Louis von mir. Was waren vier Stunden? Keine hundert Kilometer! Ein Katzensprung, ein Steinwurf. Der Entzug zog plötzlich so schmerzhaft an meinem Herzen, dass ich glaubte, es keine weitere Minute aushalten zu können. Mit einem Ruck setzte ich mich auf. „Vielleicht sollten wir den Ginster mal zwischendrin zurückbringen? Nicht, dass er leidet wegen unsachgemäßer Lagerung“, meinte ich vorsichtig.
    „Ell, das ist doch Unsinn.“
    „Ich kann auch kurz alleine hinreiten, wenn es dir zu mühsam ist“, sagte ich eifrig. „Morgen Mittag könnte ich wieder hier sein.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Den Blüten geht es gut, wir haben es genauso gemacht, wie Dante gesagt hat.“
    „Aber die Vorräte gehen uns aus. Ich könnte Nachschub holen. Es ist nämlich fast kein Brot mehr da und …“
    „Es ist noch genug Brot da“, widersprach mir Polly. „Außerdem haben wir noch Mehl, um welches zu backen. Und morgen Abend kommen Corazon und Victoria und bringen neuen Proviant mit. Entspann dich.“
    „Vielleicht sollte ich ihnen entgegen reiten?“, schlug ich hoffnungsvoll vor.
    „Jetzt nimm dich mal ein bisschen zusammen!“, rief meine Schwester und warf aufgebracht ihre Hände in die Luft. „Du wirst es doch wohl ein paar Tage ohne diesen 'Shim – ja, ich weiß, er heißt Louis – aushalten. Das kann doch nicht so schwer sein.“
    „Doch. Schwer“, sagte ich trotzig und schluckte gegen unnütze Tränen an.
    „Vorfreude ist die schönste Freude. Und wahre Liebe blüht in der Distanz.“ Polly gefiel sich offenbar darin, Binsenweisheiten abzusondern.
    „Besser arm dran als Arm ab, oder was? Geteiltes Leid ist halbes Leid!“, gab ich giftig zurück. „Also leide gefälligst mit mir, anstatt mich runterzumachen.“
    „Kinderspiel.“ Sie klimperte mit den Augendeckeln und vergoss imaginäre Tränchen, die sie theatralisch wegtupfte. „Ach, weh! Noch zwei Minuten ohne den Liebsten. Ich weiß nicht, wie ich's überleben soll. “
    „Zwei Wochen, eher!“, sagte ich, entrüstet über ihre dreiste Untertreibung.
    „Zwei Wochen!“, rief sie voll Entsetzen aus und fasste sich ans Herz. „Unmöglich. Da wähle ich lieber den Freitod, als mich dieser unerträglichen Qual auszusetzen.“ Dann stürzte sie sich in ein Luftschwert und starb ziemlich überzeugend gefühlte fünf Minuten lang, inklusive Wehklagen, Röcheln und einem finalen Augenrollen, bevor ein letzter Atemzug die Szene beendete. Begeistert spendete ich Applaus.
    „Besser jetzt?“, wollte Polly wissen, als sie sich wieder aufsetzte und sich Gras von der Kleidung klopfte.
    „Ja. Viel besser.“ Das war zwar nicht ganz die Wahrheit, aber ich wusste ihre Bemühungen zu schätzen.
    „Dann lass uns schnell von etwas anderem reden, damit du nicht wieder in Schwermut verfällst.“ Sie klatschte euphorisch in die Hände. „Welches Willkommensmahl tischen wir den Mädels morgen auf?“
     
    An den beiden Tagen, die auf unser tiefschürfendes Gespräch folgten, hatte ich in der Tat wenig Gelegenheit, schwermütig zu werden. Am späten Vormittag schlugen Victoria und Corazon mit der vollen Wucht geballter Wochenendfreude und Urlaubsaufregung bei uns auf, beladen mit ihrem Reisegepäck, Met, Wein und, wie von Polly vorausgesehen und von mir mit einem innerlichen Stoßseufzer registriert, neuen Vorräten.
    Äh, und Kala.
    „Huhu!“, rief sie und kam uns mit wippenden Dreadlocks entgegengesprungen.
    „Was willst du denn hier?“, knurrte Polly unbegeistert. Sie konnte Kala immer noch nicht leiden, obwohl sie nicht mehr befürchtete, dass ich Kalas sagenumwobenes Hanffeld dem vergleichsweise anstrengenden Alltag in Themiskyra vorziehen würde. Das war anfangs ein Problem gewesen, als ich Kala, die ich noch aus Schulzeiten in Citey kannte, in Goldvelt aufgegabelt und ihr einen Job in Themiskyras Küche verschafft hatte.
    „Kala hat von unserem Wochenendtrip Wind bekommen“, erklärte Corazon und schloss mich in die Arme, genau wie Victoria, die ergänzte:

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