Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
erzählen.“
„Stimmt. Entschuldige. Danke“, stotterte ich. „Ich werde mich darum kümmern. Wirklich.“
„Dann halt dich ran“, schnauzte sie mich an. „In zwei Monaten ist alles verblüht.“
„Okay. Mach ich“, erwiderte ich niedergeschlagen und schlich unter ihrem strafenden Blick von dannen.
Nach der Begegnung mit Zawadi konnte mir der Wald heute keine Angst machen. Es fiel es mir nicht schwer, eingebildete Schatten und Geräusche im Dickicht zu ignorieren, weil ich nur damit beschäftigt war, mir zu überlegen, wie ich die Ginsterernteaktion in Rekordzeit hinter mich bringen konnte. Dabei hatte ich mich damals noch darauf gefreut, für eine gewisse Zeit von Themiskyra wegzukommen. Aber das war gewesen, bevor der tollste Apfelpflücker auf Erden mir seine Liebe gestanden hatte.
Als ich bei meinen Schwestern am Fluss ankam, begrüßte mich Polly mit einem sorgenvollen „ Hey little sister, what have you done? “
Meine Miene schien Bände zu sprechen, auch die anderen blickten mir fragend entgegen. Frustriert ließ ich mich ins Gras fallen und starrte düster in das strudelnde Wasser zu meinen Füßen.
„Ich muss Ginster pflücken. In großem Stil.“ Missvergnügt erzählte ich ihnen von meiner Begegnung mit Zawadi, wobei nur Polly ansatzweise wirklich begriff, was ich daran so schlimm fand.
„Ich komme mit“, beschloss sie kurzerhand, als ich geendet hatte.
Überrascht sah ich auf. „Wirklich?“
„Natürlich. Atalante kann dich unmöglich alleine gehen lassen. Wer weiß, was da wieder passiert.“
Ich sah sie warnend an. Die anderen beiden wussten nicht, was bisher alles passiert war, und das sollte auch so bleiben.
„Alleine wäre es doch viel zu langweilig und gefährlich. Du brauchst mich!“, fuhr sie enthusiastisch fort.
„Ich weiß aber nicht mal, wo wir hinmüssen. Keine Ahnung, wo das Kraut wächst“, sagte ich vorsichtig, aber die Aussicht darauf, dass ich meine Expedition doch nicht alleine in Angriff würde nehmen müssen, hellte meine Stimmung beträchtlich auf.
„Werden wir schon finden.“ Polly winkte ungerührt ab. „Wir checken einfach mal die Karten und machen einen Schlachtplan.“
Langsam begann ich, mich für die Sache zu erwärmen. „Cool, das ist ja dann wie Urlaub.“
„Wir wollen auch mit!“, meldete sich Corazon zu Wort und Victoria nickte eifrig.
„Ihr seid wirklich die Besten“, sagte ich gerührt. Dass sie mein trauriges Ginsterschicksal mit mir teilen wollten, bewies mir mal wieder, wie viel unsere Freundschaft wert war.
„Urlaub“, sagte Corazon versonnen. „Ich habe davon gelesen.“
„Naja, ob es wirklich entspannend wird, weiß ich nicht“, relativierte ich, doch das tat ihrer Vorfreude keinen Abbruch.
Alles, was ihnen Kopfschmerzen bereitete, war die Frage: „Wo kriegen wir für den Trip möglichst unauffällig möglichst viel Met her?“
Unsere Vorfreude bekam einen Dämpfer, als Atalante uns einige Tage später verbot, uns zu viert auf die Reise zu begeben. Zwar hatten wir alles sehr geschickt formuliert, ihr den Ausflug als lehrreiche Exkursion zum Wohle Themiskyras verkauft – im strategischen Schönreden war ich inzwischen ziemlich gut – und gebettelt, was das Zeug hielt, aber meine Mutter blieb hart.
„Dass ihr euren Unterricht verpasst, könnte ich vielleicht noch hinnehmen, aber dass vier Amazonen gleichzeitig ausfallen, geht nicht.“ Damit bezog sie sich auf unseren Nachmittagsdienst. Wir hatten die Aktion im nächsten Monat anberaumt, zu dieser Zeit war ich für die Wäscherei und die Gebäudereinigung eingeplant, ein Arbeitsbereich, der relativ problemlos auf mich und ich wohlgemerkt auch auf ihn verzichten konnte. Polly war für den Stalldienst, Victoria in der Klinik und Corazon in der Schmiede eingeteilt – und meiner Meinung nach wäre die Arbeit auch dort ohne ihre Mithilfe reibungslos weitergelaufen. Ich hatte eher die Vermutung, dass meine Mutter nichts einreißen lassen wollte, weil sie befürchtete, dass dann auch andere Amazonen auf den Geschmack gekommen wären und Urlaub beantragt hätten. Ferien gab es eben nicht.
Wir murrten und schwangen hitzige Reden, als wir von der Besprechung mit der Unbeugsamen zurückkehrten, aber wir kannten sie gut genug, um zu wissen, dass wir sie nicht würden umstimmen können. Immerhin erlaubte sie, dass Polly mich begleitete, und wir hatten durchsetzen können, dass die anderen beiden Mädels uns an einem Wochenende besuchen durften.
Tags drauf breiteten
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