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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Zugang zu einer Höhle. Ohne nachzudenken stieg ich ab und ging darauf zu. Kühle, feuchte Luft kam mir entgegen, als ich einen Ast zurückbog und ins steinerne Dunkel hineinblickte.
    „Ell?“, vernahm ich Pollys irritierte Stimme. „Was ist da?“
    „Da geht’s nach Citey“, sagte ich leise, irrationalerweise fast wehmütig. Von Fern schienen Schreie und Explosionen an mein Ohr zu dringen, Geräusche aus der Vergangenheit, die ihren Ursprung hunderte von Kilometern entfernt hatten und in Wirklichkeit schon lang verstummt waren. Plötzlich schauderte ich, ließ den Ast los, der raschelnd an seine Ausgangsposition zurückschnellte, und trat einen Schritt rückwärts.
    „Gehen wir“, sagte ich entschlossen, kletterte wieder auf Hekates Rücken und lenkte sie weg vom Höhleneingang. Irgendwie war mir nach Sicherheitsabstand zumute.
    „Das ist der Underground -Tunnel?“, fragte meine Schwester.
    „Das ist er“, bestätigte ich.
    „Gruslig.“
    „Finde ich auch.“ Auf einmal kam ich mir ungerecht vor, und ich setzte hinzu: „Aber er hat mir das Leben gerettet. Ohne ihn wäre ich nie hier gelandet.“
    „Er hat seinen Dienst getan und dafür bin ich dankbar. Aber nun kann er gerne der Vergessenheit anheimfallen“, sagte Polly resolut, trieb Selanna mit einem lauten „Hey!“ an und preschte los. Und ich sah zu, dass ich hinterher kam.
     
    Wir lebten von den mitgebrachten Vorräten, vom dem, was wir fanden und was Polly auf ihren Streifzügen an Beute mit nach Hause brachte – das Meine war die Jagd immer noch nicht. Aber auch ich war nicht untätig, wenn sie unterwegs war, sondern verlas währenddessen die Ernte oder wusch unsere Kleidung im Fluss. Wir waren in allem, was wir taten, ein eingespieltes Team und manchmal wünschte ich mir, dass unsere Tage bei der alten Mühle nie vorüber gehen würden, wenn mich nicht, vor allem abends, wenn unser Tagwerk vollbracht war, diese endlose Sehnsucht nach Louis zurück nach Hause gezogen hätte.
    Ich sprach nicht darüber, weil ich Pollys Zorn fürchtete, und ihre Enttäuschung darüber, dass ihre Anwesenheit mir scheinbar nicht genug war. In ihrer Gesellschaft konnte ich mein Sehnen gut verdrängen, aber je mehr Tage ins Land zogen, desto entspannter wurde meine Schwester und damit auch schweigsamer. Und während sie versonnen und müde ins Feuer starrte, gingen meine Gedanken auf Wanderschaft, zu Louis, seinem Lächeln, seinen Berührungen, ich fragte mich, was er jetzt wohl machte, ob er an mich dachte, ob er mich vermisste, so wie ich ihn …
    „Du siehst glücklich aus“, stellte Polly fest, die offenbar wieder im Hier und Jetzt aufgetaucht war und mich aufmerksam über die Flammen in der Feuerschale hinweg beobachtete. „Sooo glücklich.“
    „Bin ich auch“, gab ich zu.
    „Dann muss ich diesem Kerl wohl dankbar sein, dass er meine Schwester so glücklich macht.“
    „Er hat einen Namen“, gab ich resigniert zurück, mehr eine Standardfloskel, als dass ich sie ernsthaft rügte.
    „Louis“, sagte sie, immer noch widerwillig, aber es war ein Anfang. „Und du hältst weiter daran fest? An dieser schwach- und leichtsinnigen Romanze?“ Das klang mehr wie eine Feststellung als eine Frage.
    „Wie kann ich nicht?“
    „Jetzt bist du schon so lange bei uns und hast immer noch nicht gelernt, dass du einen eigenen, freien Willen hast? Du bist kein Blatt im Wind, das hilflos herumtrudelt! Du tust immer so, als wärest du ausgeliefert, als hättest du keine Wahl, aber du hast eine. Du bist eine Amazone! Wir unterwerfen uns nichts und niemandem – auch nicht unseren Gefühlen. Klar, wenn etwas schön ist, darfst du es auch genießen, aber überleg doch, was du in diesem Fall riskierst!“
    „Das hatten wir doch schon alles, Polly“, erwiderte ich müde. „Und ich habe einen eigenen Willen. Mit dem ich mich entschieden habe, das Risiko einzugehen, und mich nicht wie ein Blatt im Wind durch eure Amazonentraditionen von Louis wegwehen zu lassen.“
    Damit hatte ich ihre Argumentation umgedreht, aber sie verbesserte mich nur: „ Unsere Traditionen.“ Sie runzelte die Stirn, schien zu überlegen. „Vielleicht ist es ja das. Vielleicht fühlst du dich immer noch nicht zugehörig genug und flüchtest dich deshalb in Mechanismen deines alten Lebens, die …“
    „Quatsch“, unterbrach ich sie harsch.
    Polly wirkte ein bisschen verletzt, dass ich ihre laienpsychologischen Ansätze so kategorisch abschmetterte, aber sie ließ nicht locker: „Was ist,

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