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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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noch ein Hauch ihres Geruchs aufstieg. Polly, Polly, Polly … war alles, was ich denken konnte. Polly, Polly, Polly …
     
    Den zweiten Tag in Folge erwachte ich zu spät. Ich fuhr hoch, verwirrt, vollständig bekleidet und sogar gestiefelt in einem fremden Bett zu mir zu kommen. Gleißende Sommersonne erhellte den Raum, als hätte das gestrige Unwetter nie stattgefunden. Dann stürzte die Erinnerung an den vergangen Tag auf mich ein. Die Versammlung! Alles schon lange vorbei! Mit neu entfachter Wut lief ich zur Tür, sperrte auf und öffnete sie schwungvoll. Tianyu war verschwunden. Statt ihrer lehnte Areto am Geländer gegenüber der Tür.
    „Wachablösung, oder was?“
    „Guten Morgen“, hörte ich sie sehr wohlartikuliert, sehr kühl sagen.
    „Ist Polly aufgetaucht?“ Vielleicht hatte die Besprechung gar nicht stattfinden müssen, vielleicht war meine Schwester über Nacht zurückgekehrt, vielleicht –
    Areto zerstörte meine Hoffnung, indem sie schmallippig den Kopf schüttelte.
    „Warum hast du mich für die Versammlung nicht geweckt?“, blaffte ich sie an.
    „Ich hatte diesbezüglich keine Instruktionen. Womöglich hat das auch mit deinem fragwürdigen Verhalten bei der Zusammenkunft gestern Abend zu tun.“ Sie lächelte mich süßsäuerlich an.
    Ich schnaubte auf, humpelte zur Toilette, die sie mich diskreterweise alleine aufsuchen ließ, und danach hinunter in den Speisesaal, der bis auf den Tisch der jungen Amazonen leer war. Areto blieb im Atrium, aber ich spürte, dass sie mich durch die geöffnete Tür im Auge behielt.
    Meine Freundinnen sahen mir besorgt entgegen. Die Gespräche verstummten, als ich an den Tisch trat.
    „Guten Morgen“, sagte ich.
    „Guten Morgen.“ Halbherziges Lächeln, mitleidige Blicke, Nahrungsmittel, die geräuschlos auf Tellern hin- und hergeschoben wurden.
    „Wo sind die anderen?“, wollte ich wissen. Mein Hals fühlte sich zu trocken an zum Reden.
    „Die Frauen aus den ersten Suchtrupps sind zurückgekehrt und ruhen sich aus, die zweite Schicht ist seit einer halben Stunde unterwegs“, fasste Irina zusammen, die sich wohl als Älteste am Tisch dazu berufen fühlte, den schwierigen Part zu übernehmen. „Nimm doch Platz.“
    Ich konnte nicht. „Und?“, fragte ich nur und sah sie flehend an.
    Irina schüttelte den Kopf und die anderen blickten wieder auf ihre Frühstücksteller hinab.
    „Keine Spur von Polly?“, fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach.
    „Nein. Aber sie haben auch keine Spur von Vatwaka finden können“, erzählte Irina, als sei das eine gute Nachricht. Als wären die anderen Möglichkeiten nicht schlimm genug.
    Ich spürte, wie Corazon an meinem Shirt zupfte und mir Platz machte. „Setz dich, Ell.“
    Automatisch ließ ich mich neben sie auf die Bank gleiten, versuchte, die neuen Informationen zu verarbeiten. Aber es gab nichts zu verarbeiten. Polly war weg. Nach wie vor.
    „Naja, aber dieses Gerät …“, mischte sich Rehani ein. „Vielleicht hat das ja doch einem Andrakor gehört?“
    „Ein GemPlayer“, verbesserte Victoria, die in der Stadt aufgewachsen war und sich mit derlei auskannte. „Das ist Hightech vom Feinsten, nicht nur irgendein Gerät.“
    Ich horchte auf. „Was?“
    „Das kann irgendjemand da verloren haben.“ Irina sah Rehani finster an und nickte unauffällig in meine Richtung. Dann wandte sie sich wieder mit einem zuversichtlichen Lächeln an mich. „Lass dich nicht irre machen, Ell. Wahrscheinlich hat es überhaupt nichts mit der ganzen Sache zu tun. Vermutlich hat Polly einfach die Abenteuerlust gepackt und sie hat sich noch ein paar Tage Auszeit genommen.“
    Wir wussten alle, dass das Blödsinn war – und ich ging gar nicht darauf ein. „Was ist mit dem GemPlayer?“, rief ich ungeduldig.
    „Das Einzige, was Tetras Gruppe etwa auf halbem Wege zwischen Themiskyra und der alten Mühle gefunden hat, ist dieses Ding. Es lag ein paar Meter vom Wegrand entfernt. Spuren konnten sie dort allerdings keine entdecken, dank des Regens gestern Nacht“, erklärte mir Corazon und legte mir einen Arm um die Schulter. „Aber wie Irina schon sagte …“
    Am Wegrand! Ich hätte es sehen können auf dem Rückweg! Ich hätte soviel Zeit sparen können! Ich hätte noch Spuren finden können! Ich hätte – Meine Gedanken galoppierten.
    „Wo genau?“, unterbrach ich sie scharf. Corazon und meine Gedanken.
    „Auf der Höhe von Villago“, antwortete sie verdutzt. „aber …“
    Wie von der Tarantel gestochen

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