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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Polly zum Nachdenken. Immer, wenn ich bei einem Problem nicht weitergekommen war, hatte sie mir geholfen, das Ganze aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten – es sei denn, die Problematik betraf Louis. Da war sie immer wenig hilfreich gewesen, außer letztes Mal … Warum nur hatte sie das Feld räumen müssen? Wäre sie da geblieben, hätten wir einfach ein nettes Wochenende gehabt, sie und Louis hätten sich vielleicht besser kennengelernt, ich hätte Louis mein Trauma erspart, wäre nicht in die Scherbe gestiegen, Polly wäre noch da …
    Denk nach!
    Ich muss hier raus. Aber wo muss ich hin? Auf der Höhe von Villago … wo zur Hölle ist das?
    Ich brauchte eine Karte und Atalante hatte meine genommen. Auf einmal fiel mein Blick auf einen Plastikriemen, der unter Pollys Bett hervorragte. Plastik war ein so seltenes Material in der Stadt der Amazonen, dass sich mein Blick eine ganze Weile irritiert daran festsaugte, bevor mir bewusst wurde, worauf ich da starrte. Langsam zog ich an dem Riemen und Hengs Rucksack kam zum Vorschein. Ebenso langsam setzten sich in meinem Kopf Gedanken zusammen.
    Heng gehörte zu den Vatwaka, die ich hatte laufen lassen.
    Vatwaka hatten womöglich mit dem Verschwinden meiner Schwester zu tun.
    Ich hatte etwas, das ihnen gehörte.
    Nicht wertvoll genug, um es gegen eine Geisel auszutauschen, aber vielleicht wertvoll für mich. Vielleicht hatten die anderen Amazonen irgendetwas übersehen. Vielleicht fand ich irgendeinen Hinweis, irgendetwas … Mit immer hektischeren Fingern durchsuchte ich den Rucksack ein ums andere Mal. Ein Kompass und ein Springmesser, nichts weiter. Ich betrachtete jeden der beiden Gegenstände mit Argusaugen, aber ich fand nichts, keinen eingeritzten Namen, kein Zeichen, gar nichts. Dann schaute ich mir den Rucksack noch einmal genauer an.
    Ich kannte das Fabrikat, es war aus wiederverwerteten LKW-Planen hergestellt und für eine gewisse Zeit mal schick gewesen. Mit zwölf hatte ich selbst einen gehabt, allerdings in der kleinen Ausführung und in, naja, rosa. Ein Erinnerungsblitz durchfuhr mich. Eilig begann ich ein weiteres Mal im Inneren zu wühlen. Meine Finger ertasteten eine Naht ganz unten, für Unkundige nicht unterscheidbar von anderen Nähten. Das sogenannte Geheimfach, mit dem der Hersteller damals geworben hatte, verschlossen durch flache Magnete, umgeben von einem eingenähten Metallnetz, das man nicht durchschneiden konnte. Perfekt für Pass oder Geldbeutel, wenn man auf Reisen war. Perfekt für geheime Pläne, wenn man ein Andrakor war. Aufgeregt öffnete ich das Fach und fühlte darin herum.
    Nichts. Ich konnte es nicht glauben. Wofür hatte man dieses verdammte Geheimfach, wenn man nicht auch etwas Geheimes hineinsteckte?! Die Enttäuschung, die in mir aufwallte, war so groß, dass ich den Rucksack von mir schleuderte und das Gesicht in den Händen verbarg. Ich hörte, wie er mit einem Rums gegen das Regal prallte – und ich hörte noch etwas anderes, Leichteres leiser aufschlagen und schielte zwischen meinen Fingern hindurch. Keine Kraft mehr für Hoffnung, wenn sie doch nur wieder enttäuscht wurde … Doch dann hob ich den Kopf.
    Da lag etwas Weißes auf dem Boden, neben dem Rucksack. Mit einem Satz war ich bei dem Ding und hob es auf. Es maß etwa drei mal fünf Zentimeter, war aus Pappe und so flach und unscheinbar, dass ich es anscheinend nicht ertastet hatte. Ich erkannte es, aber es irritierte mich. Es passte nicht ins Konzept. Eine plattgedrückte, leere Streichholzschachtel, bedruckt mit zwei einander zugeneigten Palmen, stilisierten Wellen dazwischen, dem Schriftzug Thermenparadies BoraBora und kleiner darunter Hotel & Resort. Verwirrt blinzelte ich ein paar Mal, aber ich konnte Heng gedanklich nicht in Einklang mit einem Erlebnisbad nebst Wellness-Einrichtung bringen.
    Es sei denn, er war nach dem Verfall dort gewesen. Vielleicht hatten die Vatwaka dort geplündert, sich alle kleinen Shampoos, Seifen und Duschhauben unter den Nagel gerissen, alle Gästepantoffeln, Nähsets und Streichhölzer … Der Gedanke erfüllte mich mit grimmiger Belustigung. Aber wäre es nicht auch ein wunderbares Versteck? Eine Hotelanlage mit all ihren Nebengebäuden konnte ein perfektes Hauptquartier abgeben. Doch Herumspekulieren würde Polly nicht retten. Ich musste mehr herausfinden, dann würde vielleicht zumindest Tetra mich ernstnehmen.
    Entschlossen stand ich auf und verließ den Raum, Areto beachtete ich gar nicht weiter. Ich stieg ein weiteres

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