Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)
in meinem Bett lag, fingen die Gedanken wieder an zu kreisen und wühlten mich so auf, dass ich lange keinen Schlaf fand.
Zum Glück musste ich nur noch einen Tag Küchendienst gemeinsam mit Kala bestreiten. Sie war munter und irr wie immer und schien meinen merkwürdigen Abgang tags zuvor überhaupt nicht registriert zu haben. Auch meine Schweigsamkeit an diesem Nachmittag fiel ihr nicht auf. Ich ließ sie plappern und bemühte mich, meine gesamte Konzentration auf das Kartoffelschälen zu richten und Gewaltfantasien, die sich um Kala und das Schälmesser drehten, zu unterdrücken.
„Louis hat übrigens nach dir gefragt.“
Kalas Mitteilung kam so unvermittelt, dass ich mit dem Messer abrutschte und mir tief in den Daumen schnitt.
„Autsch verdammt!“ Das war bestimmt die gerechte Strafe für meine ungerechte Wut auf sie. Eilig griff ich zu einem Küchenhandtuch und wickelte es mir um den Daumen, um die Blutung zu stillen, während ich um eine passende Erwiderung rang.
„So?“, fragte ich schließlich nicht sehr geistreich. Aber immerhin klang es neutral. Und neutral war ich. Völlig.
Kala war ziemlich blass geworden und hatte sich schnell wieder ihrer Arbeit zugewandt; ich vermutete, dass sie kein Blut sehen konnte. Die Memme.
„Ja, er wollte wissen, woher wir uns kennen und so.“
„Aha.“ Mich hätte schon interessiert, was das und so genau beinhaltete, aber ich hätte mir lieber die Zunge abgebissen, als genauer nachzufragen.
„Er hat erzählt, dass ihr zusammen geerntet habt“, fuhr sie fort.
„Ja.“
„Das war bestimmt ein großer Spaß“, vermutete sie. „Mit Louis ist es immer lustig.“
„Immens.“ Das klang wohl selbst in ihren Ohren zu ironisch und sie sah verwirrt von der Arbeit auf, vermied aber den Blick auf das blutige Handtuch in meiner Hand. Ich sah mich gezwungen, mich zu erklären.
„Wir … mögen uns nicht so besonders. Schätze ich.“ Was aber definitiv von ihm ausgeht.
Sie runzelte die Stirn. „Kann ich gar nicht glauben. Er hat mich total über dich ausgequetscht, dabei hatte ich das Gefühl, dass er viel mehr über dich weiß als ich.“
Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen, und bemühte mich, die in meiner Magengegend aufkeimende Aufregung zurückzudrängen.
„Ach so?“, brachte ich hervor.
„So haben wir uns überhaupt erst kennengelernt“, erzählte Kala. „Er kam auf mich zu und fragte mich, wieso ich deine Stiefel anhabe.“
Wieso wusste Louis von meinen Stiefeln? Ich trug sie ja nie. Doch, erinnerte ich mich, einmal habe ich sie angehabt, ganz am Anfang … Und das hat er sich gemerkt? Ich bemerkte, dass mein Herz unpassend schnell klopfte und versuchte, mich zusammenzureißen. War ja toll, dass meine Gummistiefel die beiden zusammengebracht hatten. Obwohl, vielleicht bestand ja die klitzekleine Möglichkeit, dass sie gar kein Paar waren. Vielleicht hatte ich die Situation ja missdeutet. Ich musste einen Vorstoß wagen, um Sicherheit zu bekommen. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Nur so, aus Interesse.
„Aber ihr zwei … versteht euch sehr gut, oder?“
„Oh ja!“ Ihr Strahlen sagte mehr als tausend Worte und das kleine bisschen Hoffnung, das ich eventuell empfunden haben könnte, sank. „Er ist voll cool. Mit ihm kann man echt jede Menge Spaß haben und er ist wirklich ein Schn-“
„Jajaja“, unterbrach ich sie. Bitte keine Details.
Ich bemerkte, dass ich das Schälmesser so fest umklammert hielt, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten. Wenn ich nicht etwas tun wollte, das ich später bereuen würde, sollte ich jetzt den Raum oder zumindest das Thema wechseln …
Irgendwie gelang es mir, diesen letzten Küchentag und Kalas Anwesenheit zu überstehen. Und dank eines sehr ausgiebigen Trainings am Abend mit meinem favorisierten Gegner, dem Sandsack, konnte ich meine Aggressionen und meine irrationale Eifersucht irgendwie in Schach halten.
Am nächsten Tag begann ich bei der Wache. Das hatte ich schon vor ein paar Wochen so geplant, was auf sehr großes Wohlwollen von Seiten Atalantes gestoßen war und mir auch gerade sehr gut in den Kram passte. Tawia zeigte mir jede einzelne Waffe im Arsenal und ich unterdrückte meinen tiefsitzenden Widerwillen und hörte ihren Ausführungen geduldig zu. Die Nachtschichten waren ziemlich anstrengend, aber Augenringe, Sekundenschlaf und sozialer Jetlag würden mich nicht von einer Ausbildung abbringen, die das Höhlenweibchen für den Rest meines Lebens unter Verschluss halten
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