Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)
die herkömmliche Art und Weise nicht klappt, können wir immer noch Teer und Federn organisieren.“ Die Diskussion ermüdete mich, vor allem, da sie völlig sinnlos war. Ich konnte sie ja schlecht teeren und federn, nur weil sie mit Louis zusammen war.
Obwohl … Mein Herz lachte diabolisch.
Nein. Alles war bestens. Ich hegte ja wirklich keine Besitzansprüche. Ich fand es nur ungerecht, dass die beiden soviel Spaß zusammen hatten, wohingegen ich nicht mal mit Louis nach der Arbeit heimreiten durfte. Sie waren ein tolles Paar. Total super. Ich kämpfte gegen hochsteigende Galle an.
„Ich verstehe immer noch nicht, was sie dir eigentlich getan hat, dass du sie so gar nicht leiden kannst“, sagte ich zu Polly.
Sie sah mich lange an. „Ganz ehrlich?“
„Ja!“
Sie seufzte und setzte sich wieder neben mich. „Ich schätze, es ist Eifersucht“, gestand sie.
„Was?“ Entsetzt starrte ich sie an und bemühte mich, ihren Worten Sinn zu entlocken.
Polly wand sich. „Naja, du kanntest sie von früher und hast sie hergebracht und ihr versteht euch so wahnsinnig gut und …“
Fast hätte ich gefragt Und was hat das mit Louis zu tun? , aber auf einmal verstand ich, was sie meinte. „Du warst eifersüchtig wegen mir ?“, fragte ich ungläubig.
„Ich glaube, ich hatte Angst, dass du vielleicht wieder von hier weggehst. Mit ihr. Ich kann mir schon vorstellen, dass es mit Kala im Hanffeld lustiger ist, als hier mit der ganzen Arbeit, dem Training, der Schule, der Ernte und so. Und ihr kennt euch ja schon so lange.“
Das Wort Ernte versetzte mir einen leichten Stich ins Herz, den ich aber ignorierte. „Polly, ich würde doch niemals von hier wieder weggehen!“, rief ich entgeistert aus. Wie konnte sie nur so etwas denken! Ich musste sie wohl wirklich ein bisschen vernachlässigt haben in den letzten Wochen. „Ich bin doch total froh, dass ich dich und Atalante gefunden habe!“ Fassungslos umarmte ich sie. „Da gehe ich doch nicht wieder weg. Und schon gar nicht mit so einer Schnepfe.“
Polly erwiderte meine Umarmung.
„Gut so.“
„Warum hast du nicht schon früher etwas gesagt?“, fragte ich.
„Ich wusste doch selbst lange nicht, warum sie mir so unsympathisch war. Ich hatte wegen Kala einfach ein ungutes Gefühl, von Anfang an.“
Meine Wut flammte wieder auf. Auch auf mich selbst. Hätte ich Kala doch niemals hier her gebracht. Ihr einen Job besorgt. Mich um sie gekümmert. Sie hatte nicht nur meinen … Ell! warnte mein Verstand und ich verbesserte mich in Gedanken: Sie hat nicht nur Louis hinterrücks um den Finger gewickelt, sondern auch das Verhältnis zu meiner Schwester belastet.
„Die blöde Kuh“, sagte ich laut.
„Doofe Gans“, stimmte Polly mit ein.
„Taschentussi.“
„Sumpfhuhn.“
„Dummtröte.“
„Dumpfbacke.“
„Haschhexe.“
„Pissnelke.“
„Turnbeutelvergesserin.“
„Was ist das denn?“ Polly fiel vor Lachen fast vom Bett. Ich hatte Mühe, ihr das Prinzip Turnbeutel begreiflich zu machen und musste dabei selbst lachen.
„Und das nennst du dann Zivilisation, wenn die Leute wochenlang verschwitzte, gammlige Klamotten in einem Plastiksack durch die Gegend tragen?“ Meine Schwester lachte mich aus. „Kein Wunder, dass es mit euch bergab gegangen ist!“
In den nächsten Minuten spannen wir uns zusammen, wie ein einzelnes Turnsäckchen die Apokalypse herbeigeführt hatte und mein Herz fühlte sich schon ein wenig leichter an. Ich wusste ja, dass die Eifersucht oder was auch immer mich so in Aufruhr versetzt hatte, lediglich ein Hirngespinst war, und dass ich nur auf meinen Verstand hören und das Höhlenweibchen wieder wegsperren musste. Das war nur leider leichter gesagt als getan. Den ganzen restlichen Tag bekam ich das glückliche Pärchen nicht aus dem Kopf und in meinem Bauch und meinem Herzen zwickte und zwackte es mich.
Zu Pollys Überraschung zog ich mich schließlich zum Training in die Halle zurück.
„Vergiss deinen Turnbeutel nicht!“, rief sie mir hämisch hinterher.
Normalerweise beschwerte ich mich immer über meinen überladenen Stundenplan und genoss es, an meinen freien Tagen mal nichts Amazonisches tun zu müssen. Aber heute war es die einzige Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen.
An diesem Abend entdeckte ich meine Vorliebe fürs Boxen. Der von der Decke hängende Sandsack erlitt geduldig alles, was ich an Aggressionen an ihm ausließ. Und das war eine ganze Menge. Doch als ich danach frisch geduscht und erschöpft
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