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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Er schleudert das Gitter zur Seite und reißt sie an sich – und an die Oberfläche. Für einen Moment hält er inne und beugt seine Wange über ihren Mund, doch er kann keinen Atem spüren. Schnell klettert er die Leiter zur Balustrade hoch, ihren leblosen Körper fest in den starken Armen.
    Oben legt er sie auf dem Steinboden ab. Er streckt ihren Hals, indem er ihr Kinn anhebt, findet intuitiv die Stelle auf ihrer Brust über ihrem stummen Herzen und drückt sie immer wieder in schneller Abfolge nach unten. Wasser tropft aus seinen Haaren, rinnt über seine Arme, fällt auf ihre kalte Haut, während er mit einer verzweifelten Entschlossenheit versucht, das Leben in sie zurückzuholen, als hinge seines davon ab.
    Plötzlich entringt sich ein wispernder Hauch ihrer Kehle. Hoffnung blitzt in seinem Gesicht auf. Sie hustet Wasser, dann hebt ein tiefer Atemzug ihre Brust und füllt ihre Lungen mit Leben. Während seine eine Hand auf ihrem Herzen verharrt und spürt, wie es, zuerst nur flatternd, dann schneller, stärker, zu seinem Rhythmus zurückfindet, streicht er ihr mit der anderen nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht, bevor er sie behutsam unter ihren Kopf schiebt und ihn leicht anhebt. Er neigt seinen Kopf und nähert seine Lippen langsam den ihren. Ihre Augenlider zucken, dann …
     
    … öffnete ich die Augen und starrte einen entsetzten Moment lang an die hellblaue Zimmerdecke über mir.
    „Nein!“, rief ich laut. „Kommt nicht in Frage!“

Kapitel 12
    Mit Schwung warf ich die Decke zurück und setzte mich auf. Fassungslosigkeit betäubte meine Schmerzen, als ich aufsprang und begann, im Raum auf und ab zu tigern. Aufgrund meiner Daunendecken-Antischocktherapie glühte ich, aber auch vor Aufregung und Empörung.
    Klarer Fall. Schon tausend Mal dagewesen und mindestens genauso oft in Filmen, Büchern und Liedern dokumentiert. Das Prinzip, das in gut achtzig Prozent der Steve Bonanno-Filme griff. Mann rettet Frau. Frau verliebt sich. Happy End. Oder auch nicht. Das war zwar vermutlich ein natürlicher Prozess, weil das Höhlenweibchen es damals extrem toll fand, wenn das Höhlenmännchen so stark war, dass es dem Dinosaurier ordentlich eins auf die Mütze geben konnte, um sie und das Höhlenbaby zu beschützen. Ich jedoch hatte nicht das geringste Interesse daran, mich diesen überkommenen Verhaltensmustern unterzuordnen. Mich in irgendetwas hineinzusteigern, das in Wirklichkeit gar nicht existierte. Victorias Worte klangen mir in den Ohren. Dann bist du wohl wirklich eine echte Amazone. Ich beneide dich um deine Willenskraft.
    Genau. Und Polly hatte mich doch gerade erst wieder überzeugt. Ich wollte eine Amazone sein. Ich war eine Amazone. Nur, weil mir zufällig jemand das Leben rettete, ließ ich es mir doch nicht einfach durcheinanderbringen. Und wenn ich noch ein paar Monate trainierte, brauchte mich ohnehin niemand mehr zu retten. Womöglich sollte ich sogar meine Mutter bitten, meinen Dienst bei der Wache und den damit einhergehenden Waffenlehrgang zeitlich nach vorne zu verschieben. Atalantes Sermon über Sicherheit und Unabhängigkeit schien mir plötzlich sehr viel nachvollziehbarer. Und bis dahin würde ich bis zum Umfallen trainieren.
    Jawohl. Das schien mir ein guter Plan zu sein. Beruhigt ließ ich mich wieder auf die Matratze fallen. Unter dem Bett fischte ich das Kompendium des traditionellen Schwertkampfs hervor und vertiefte mich darin. Meine Strategie funktionierte.
    Ungefähr zweieinhalb Minuten lang. Dann wanderten meine Gedanken wieder zurück zu …
    Stopp! Lesen! wies mich mein Verstand an und ich gehorchte.
    Knauf, Heft, Parierstange, Klinge mit Angel, bei manchen Schwertern Mittelgrat, dann Fehlschärfe, Hohlkehle und Schneide … Er wollte doch noch irgendetwas sagen? Als wir von der Begegnung im Wald sprachen? Vielleicht etwas, was damit zu tun hat, dass er mich damals so böse angesehen hat?
    Du hast letzte Woche bis Seite hundertdreizehn gelesen. Das hier ist Seite fünf.
    Eilig blätterte ich weiter.
    Xiphos. Hieb- und Stichwaffe im antiken Griechenland … Vorgestern war er nicht so feindselig. Dabei hätte er allen Grund dazu gehabt, immerhin habe ich mich bei den Arbeitervorräten bedient. Ich muss die Sachen ersetzen, die ich aufgegessen habe. Was soll er nur von mir denken?! Doofe Jungamazone überfrisst sich derart an gestohlenen Lebensmitteln, dass sie Brücken zum Einsturz bringt …! Weiter jetzt. Vorläufer des römischen Gladius …
    Das ist Seite zweiunddreißig!

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