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Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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hatte, doch ich fand nur ein verwirrtes, kaputtes Mädchen. Es gehörte nicht hierher. Es gehörte nirgendwohin.
     
    Zeit … war vergangen.
    „Ell?“, fragte Will. „Hörst du mich?“
    Keine Ahnung, wie lange er schon neben mir stand. Ich sah ihn nicht an, starrte nur auf mein blasses Spiegelbild.
    „Nein“, sagte das Mädchen im Fenster mit einer seltsam klingenden Stimme.
    „Ell, ich weiß, du bist sauer auf mich – und du hast allen Grund dazu, aber –“
    Ich unterbrach ihn: „Ich bin nicht sauer auf dich.“ Dafür, wie merkwürdig die Situation für ihn gewesen sein musste, hatte er ohnehin ziemlich gelassen reagiert. Ich war froh, dass er mich weggebracht und davon abgehalten hatte, mich vor Louis und besonders vor Celeste zur Närrin zu machen.
    „Nein?“ Er klang überrascht.
    „Ich will einfach nur weg“, stieß ich aus.
    „Ich weiß, deswegen –“
    „Weg aus dieser verdammten Stadt. Ich ertrage sie nicht mehr. Sie … sie raubt mir die Luft zum Atmen.“
    „Ganz weg?“, fragte er nach einer Weile und auch seine Stimme hörte sich ganz anders als sonst an. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass sie traurig klang. „Hält dich denn hier gar nichts mehr?“
    Genau das war das Problem. Mich hielt nicht nur hier nichts, mich hielt überhaupt nichts mehr. Nirgendwo. Ich hatte alle Verbindungen gekappt, die mich im Leben festgehalten hatten; die zu meiner Heimat, zu Atalante, zu Polly, zu meinen Freundinnen, zu Louis. Jetzt trudelte ich orientierungslos im luftleeren Raum …
    Aber ich hatte genug von der Leere um mich herum und in mir drin. Ich wollte nicht hilflos sein. Ein verzweifeltes Gefühl von Freiheit brandete in mir auf. Nichts hielt mich mehr, aber zugleich hielt mich auch nichts mehr ab.
    Davon, die Stadt sofort zu verlassen.
    Davon, nach Themiskyra zurückzukehren, welche Dramen auch immer mich dort erwarten.
    Davon, ans Meer zu reiten und von dort aus mit einem Schiff die sieben Weltmeere zu besegeln.
    Will berührte meine Wange. Er drehte mein Gesicht zu sich herum und sah mich fragend an.
    Davon, mich auf eine sinnlose, unbedeutende Liebesnacht mit Will einzulassen, bevor ich mein Herz wieder luftdicht verschließe?
    Seine Hand fühlte sich gut auf meiner Haut an. Tröstlich. Warm. Und wie er mich ansah … Auch, wenn mir klar war, dass er vermutlich nur seine Chance witterte, mich ins Bett oder in diesem speziellen Fall wohl eher ins Heu zu bekommen, erkannte ich doch ehrliche Zuneigung in seinen Augen. Und Hoffnung.
    Auch er musste in meinem Blick etwas gesehen haben, das ihn dazu bewegte, meine Antwort nicht abzuwarten, sondern weiterzureden. „Du weißt doch, dass wir zusammengehören. Du weißt es seit unserer ersten Begegnung. Du wolltest es vielleicht nicht wahrhaben, aber tief in deinem Herzen war es dir immer klar.“
    War es mir? Mein Herz war verwirrt und verwundet. Es wollte nichts mit Schicksal zu tun haben, es wollte einfach nur, dass seine Qual aufhörte. Nähe. Eine Umarmung.
    Will zog mich an sich und neigte seinen Kopf zu mir herab.
    Oder einen Kuss. Egal.
    Ich lehnte mich an ihn und schloss die Augen. Sein Atem strich über meine Haut, ich spürte die Wärme, die sein Gesicht abstrahlte, erwartete die Berührung seiner Lippen – und hörte plötzlich einen Laut. Ich konnte nicht sagen, was es war, nicht das Knarzen des Holzbodens, kein Schritt, keine Stimme, aber es brachte mich dazu, zurückzuzucken und die Augen zu öffnen.
    Im ersten Moment dachte ich, es sei Ces, der im Halbdunkel bei der Treppe stand, und fragte mich, warum er so eine entgeisterte Miene machte. Immerhin war er doch sowieso der Meinung, dass Will und ich was miteinander hätten. Erst, als er herumfuhr und die Stufen hinunterstürmte und Will schockiert fragte: „Was wollte der denn hier?“, begriff ich.
    „Louis!!!“, rief ich und diesmal ließ mich meine Stimme nicht im Stich. Ich rannte los, doch ich kam nicht weit. Will hielt mich am Arm fest.
    „Louis?“, fragte er stirnrunzelnd. „ Das ist Louis?“
    „Das weißt du doch.“ Ungeduldig versuchte ich, mich aus seinem Griff zu winden, aber er ließ nicht locker.
    „Nein, das wusste ich nicht …“ Ich verstand überhaupt nichts, aber ihm schien schlagartig ein Licht aufzugehen. Kein erfreutes allerdings. „Wir haben völlig aneinander vorbeigeredet.“
    „Keine Ahnung …“, erwiderte ich konfus. „Will, es tut mir leid, ich kann jetzt nicht … Wir reden später, okay?“ Ich durfte Louis jetzt nicht

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