Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
passiert?“
Ich presste die Lippen zusammen. Ich habe nach zwei Jahren endlich meinen Liebsten wiedergefunden und als er mich wie Luft behandelt hat, habe ich ein paar alte Feinde niedergemetzelt, um mich abzureagieren? Das klang nicht gut. Ich beschloss zu schweigen, doch da bemerkte ich Louis' auffordernde Miene.
Mach schon, erzähl ihnen, was geschehen ist, sagte sie.
Ich war so dankbar, dass ich sie lesen konnte, dass ich wieder eine, irgendeine Verbindung zu ihm hatte, und wollte nicht, dass die Ablehnung in seine Augen zurückkehrte. Also räusperte ich mich. „Sie haben meinen Vater erschossen, die Apotheke ausgeraubt und unser Haus angezündet. Sie wollten mein Pferd stehlen und haben mich bedroht.“ Das war die Kurzfassung, aber die Wahrheit – mit diversen Auslassungen.
Auch Celeste kniete sich nun neben mich und sah mich mitleidig an. „Dann hast du das Richtige getan, Mondflüglige. Um dieses Gesindel ist es nicht schade.“
„Celeste!“, rief sie der Stiernackige zur Ordnung. „Selbstjustiz ist genau das, was wir verhindern müssen, wenn in der Stadt jemals Ruhe herrschen soll. Außerdem wissen wir nicht, ob sie die Wahrheit sagt.“
„Natürlich sagt sie die Wahrheit, sieh sie doch an“, fuhr Louis ihn wütend an. An der Miene des Stiernackens erkannte ich, dass Louis sich offenbar im Ton vergriffen hatte, doch er redete unbeirrt weiter. „Sie ist am Boden zerstört! Glaubst du, sie ist eine Auftragskillerin? Es war keine Selbstjustiz, es war Notwehr. Hier kommt praktisch nie eine unserer Patrouillen vorbei – wen hätte sie um Hilfe bitten sollen?“
„Sie mag es nicht, wenn man in der dritten Person von ihr spricht“, murmelte ich.
„Sie steht immer noch unter Schock“, sagte der verständnisvolle Blonde und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Agost seufzte. „Also gut. Celeste, du scheinst sie zu kennen. Ich nehme an, sie hat sich bisher noch nichts zu schulden kommen lassen?“
„Bis auf ein paar verbale Frechheiten vor ein paar Monaten ist mir nichts zu Ohren gekommen.“
Louis starrte sie ungläubig an. „Vor ein paar Monaten ?“
Celeste winkte ab. „Im Sommer war sie bei einer Routinekontrolle nicht besonders kooperativ, aber da war sie noch neu in der Stadt.“
„Wo finden wir dich, falls wir noch Fragen haben?“, wollte Agost wissen.
Ich zuckte mit den Achseln. In meiner momentanen Verfassung konnte ich unmöglich zu meiner zusammengewürfelten, fröhlichen Wohngemeinschaft zurück.
„Sie arbeitet und wohnt mit ein paar Neristas zusammen, nicht wahr?“, half mir Celeste auf die Sprünge. „Mit den Arkadiern?“
Wieder nickte ich und sah, wie Louis' Haltung sich anspannte. Die Unnahbarkeit kehrte in seinen Blick zurück.
„Sollen wir dich dorthin bringen?“, fragte der Blonde besorgt.
„Nein.“ Ich stand mit wackligen Beinen auf. „Ich … das schaffe ich schon.“
„Gut. Ruft einen Aufräumtrupp, der sich um die Leichen kümmern soll. Und dann Abmarsch, wir haben hier schon viel zu viel Zeit vertrödelt“, beschloss Agost mit einer ungeduldigen Geste. Dann schien ihm noch etwas einzufallen und er wandte sich an Celeste und Louis. „Was ist mit dem Tipp dieses Informanten bezüglich des Transports? Hattet ihr da Erfolg?“
„Nein, leider nicht. Blinder Alarm“, antwortete Louis.
Agost grunzte missgelaunt und gab das Zeichen zum Aufbruch.
Ich hob mein Schwert auf, putzte die Klinge mechanisch mit ein paar braunen Blättern vom Boden ab und ging mit wackligen Beinen zu Hekate, aber ich hatte nicht die Kraft, ohne Steigbügel auf ihren Rücken zu klettern. Langsam führte ich sie die Straße entlang und sah, wie mich die Erben nacheinander überholten. Auch Louis, der sich nicht mal nach mir umsah. Es tat weh, aber ich hatte nichts anderes erwartet. Ich hatte die Erkenntnis noch nicht vergessen, die mir der Wind so nachdrücklich in den Verstand geblasen hatte. Nur der Blonde drehte sich nochmal im Sattel um und rief mir zu: „Pass gut auf dich auf!“
„Okay“, gab ich mit brüchiger Stimme zurück und versuchte ein zuversichtliches Lächeln, das gründlich misslang.
Nachdem sie alle verschwunden waren, blieb ich stehen und lehnte mich erschöpft an meine Aspahi. „Und nun, meine Süße? Sollen wir zurück nach Themiskyra?“, flüsterte ich ihr traurig ins Ohr. „Dort werden sie uns nicht mehr wollen. Dich natürlich schon. Nur mich nicht“, verbesserte ich mich. Hekate begann, an meinem Kragen zu knabbern. Ich versuchte, wieder
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