Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
sie sich nicht sicher gewesen wäre, dass es das Richtige für sie ist. Aber ich mache mir auch Sorgen. Denkst du, wir sollten sie noch eine Weile hier behalten und erst später ins BoraBora bringen?“
„Kommt nicht in Frage!“, meldet sich Su empört zu Wort und springt auf. Sie schleift ihre Decke zu den beiden hinüber, wickelt sich hinein und setzt sich neben Ells Sessel auf den Boden. „Ich will auch in dieses Paradies!“
Ell lacht, dann fragt sie: „Vermisst du Halina und Per?“
Su zuckt mit den Schultern. „Schon. Aber sie können nicht mitkommen, das hat mir Halina erklärt. Sie müssen sich um die anderen Kinder kümmern, die noch draußen herumlaufen.“ Doch der Gedanke an die beiden setzt ihr dennoch zu. Sie rückt näher an Ell und lehnt ihren Kopf an ihre Beine.
Wieder ertönen Schritte und der Mann, der ein bisschen aussieht wie der einigermaßen Vertrauenswürdige, es aber nicht ist, kommt die knarzende Treppe herunter. Nachdem er Holz im Ofen nachgelegt hat, gibt er Ell einen Kuss, nimmt ihr vorsichtig das schlafende Baby aus dem Arm und verschwindet wieder nach oben.
Sie schweigen eine Weile, dann fragt Nia: „Wann ist sie geboren?“
„Im letzten Nebelmond. Sie ist jetzt ziemlich genau ein halbes Jahr alt.“
„Ich wusste nicht, dass du ein Kind wolltest.“
Ell schaut so, als hätte sie das selbst nicht gewusst, dann erwidert sie: „Wenn ich mich nicht als Yashta gemeldet hätte, wäre ich wohl nie nach Citey gekommen. Aber, naja, so wirklich geplant war es nicht.“ Sie streift Su über die Haare, aber diese weicht ihrer Hand aus. Zum einen, weil sie nicht mag, wenn man ihr mütterlich kommt – die Zeiten sind ein für alle Mal vorbei – zum anderen, weil sie sich ärgert, dass sie nur Bahnhof versteht.
„Und was hat Atalante dazu gesagt?“
„Oh, sie hat mal wieder die Nerven verloren. Allerdings auf die positivst denkbare Weise. Einen Monat vor dem Termin hat sie mir Polly vorbeigeschickt, die mir bis zur Geburt und eine Weile danach zur Hand gehen sollte.“ Ell lacht auf. „Und Louis ließ sie ausrichten, er könne die Verbannung knicken und solle auf der Stelle nach Themiskyra kommen, wenn es soweit sei, um Deianeira zu holen, weil Atalante wollte, dass eine Ärztin zur Stelle war.“
„Unglaublich.“
„Schon. Sie ist insgesamt nicht ganz so konsequent, wie ich es von ihr gewohnt bin. Obwohl sie behauptet hat, dass sie mich nicht mehr unterstützt, verlasse ich Themiskyra nie ohne ein großes Fresspaket. Und als ich den Winter über nicht so oft dorthin kam, weil ich mit Lea alle Hände voll zu tun hatte, hat sie meine Mädels mit Körben voll Lebensmitteln und Wolldecken zur alten Mühle geschickt. Die Saveris waren natürlich auch ganz aus dem Häuschen. Theresa und Louis' Schwestern waren erst letzte Woche für ein paar Tage zu Besuch. Wahrscheinlich sollten wir mal über einen Anbau nachdenken, um den Gästescharen eine angemessenere Bleibe als eine Couch und ein Zelt bieten zu können.“
„Ach, ihr habt es doch schön hier. Und verglichen mit Citey auch ziemlich komfortabel.“
Das sieht Su auch so. Ist gemütlich hier, fast wie bei Halina. Sie schaut sich um, aber die glänzenden Holzmöbel und bunten Stoffe verschwimmen vor ihren Augen, so müde ist sie plötzlich wieder.
„War auch eine ganz schöne Arbeit. Wir haben Dach und Treppe ausgebessert, alles neu gestrichen und das Mühlrad wieder instandgesetzt. Jetzt gibt es hier Strom für die Waschmaschine, den Kühlschrank und die Nähmaschine …“
Ells Worte dringen nur noch halb an ihr Ohr. Su gähnt lange und herzhaft.
„Ab ins Bett“, bestimmt Nia.
Die Frauen stehen auf, Ell führt Su zur Couch, breitet sorgsam die Decke über sie und gibt ihr einen Kuss, obwohl das wirklich überflüssig ist. Aber sie meint es nur gut, deswegen weicht Su ihr diesmal nicht aus. „Schlaf gut.“
Auf dem Weg nach oben sagt Nia: „Lea. Das heißt Löwin .
„Ja, wir haben sie nach meiner früheren besten Freundin benannt. Und eine Löwin wird sie sein müssen, in dieser Welt – und mit dieser Großmutter, die früher oder später Anspruch auf sie erheben wird.“
„Meinst du?“ Jetzt sind ihre Stimmen schon ganz weit entfernt.
Su strampelt sich nochmal frei und schnappt sich ihren Rucksack, um ihn unter die Decke zu ziehen.
„Mit Sicherheit. In Lea fließt immerhin bestes Amazonenblut“, hört sie Ell sagen. „Aber welchen Weg meine Kleine auch einschlagen mag, es wird nicht meine, sondern ihre
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