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Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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sei Chiara das erst in dem Augenblick bewusst geworden, sah sie sich gehetzt um, aber die Sonne war aufgegangen und die Dunkelheit zog sich mit jeder Sekunde weiter zurück.
    „Sie sind weg, Chiara“, versuchte ich, sie zu beruhigen. „Was geschehen ist, ist schrecklich, aber wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen. Sonst haben sie schon gewonnen.“
    „Das stimmt.“ Verne straffte seine Haltung. „Und wir können jetzt nichts ungeschehen machen. Das Fleisch wird heute auf dem Markt eingetauscht. Und mit Kaffee müssen wir jetzt ohnehin sparen, dann brauchen wir auch keine Milch.“ Das klang hart, aber er hatte recht.
    „Wer … zerteilt das Fleisch?“, fragte Munin und ich konnte deutlich hören, dass er hoffte, der Kelch würde an ihm vorübergehen.
    Ich schluckte. „Ich kümmere mich darum. Ich habe das schon zu Hause gemacht und noch keine so enge Bindung entwickeln können. Zu Emma.“
    „Ich helfe dir.“ Nia kam aus dem Haus auf uns zu, gefolgt von Ces. Ihre rotgeränderten Augen waren nur auf das abgeschlachtete Tier gerichtet. „Was passiert ist, ist meine Schuld.“
    Verne erhob Einspruch. „Nein. Es ist meine. Ich werde Ell helfen. Du kannst nichts dafür. Leg dich hin und ruh dich aus.“
     
    Es war keine schöne Arbeit. Mein Herz und mein Verstand lieferten sich währenddessen erbitterte Wortgefechte, aber irgendwie schaffte ich es, ohne umzukippen oder mich zu erbrechen. Was mich stark machte, war das Wissen, dass sie uns schwach sehen wollten. Wir machten alles so, wie Verne es gesagt hatte, tauschten das Fleisch gegen einige der Sachen ein, die auf der Liste für den Orden noch nicht abgehakt waren, und brachten die Fellreste zum Gerber. Die Stimmung war und blieb auch die nächsten Tage gedrückt. Ich lenkte mich ab, indem ich mich vormittags in die Arbeit bei den Neristas und nachmittags in die Suche nach Louis stürzte.
    Ein paar Tage nach Emmas Ermordung hatte ich mich gerade in meinem Bett verkrochen, erschöpft vom Durchkämmen der letzten Uferbereiche und frustriert über meinen Misserfolg dabei, als Will plötzlich im Gang vor meinem Zimmer stand.
    „Komm, wir gehen weg!“, sagte er, so fröhlich wie schon seit längerem nicht mehr.
    Im Augenwinkel sah ich, wie Ces auf der Couch in die Höhe fuhr.
    „Weg? Weg wie raus aus dieser elenden Stadt und nie wieder zurück ?“, murmelte ich lethargisch.
    „Klingt verlockend, aber ich meinte eigentli ch was anderes. Es ist Samstagabend!“
    „Und?“ Als ob Wochentage noch irgendeine Rolle spielten.
    „Am Samstagabend wird ausgegangen.“
    „Äh, Verfall?“, fragte ich und zeigte beliebig in der Gegend herum.
    „Gerade drum. Wir machen das jede Woche.“
    „Wohin geht ihr?“
    „In eine Kneipe auf der Theaterinsel. Die Büchse der Pandora .“
    „Das klingt beängstigend.“
    „Ist es nicht. Kommt schon. Ich habe gerade eine halbe Stunde an die anderen hingeredet, um sie zu überzeugen. Wir brauchen mal wieder ein bisschen Spaß. Ich habe die Leichenbittermienen satt.“
    „Ich kann nicht. Ich habe den ersten Wachdienst“, erklärte Ces und sah mich an, als erwarte er, dass ich aus Solidarität mit ihm zu Hause bliebe.
    Vielleicht war es dieser Blick, der meinen Trotz schürte, vielleicht war es auch meine neu erwachte Hoffnung, womöglich in dieser ominösen Bar auf Louis zu stoßen – ich sprang aus dem Bett. „Bin dabei.“
    Ces wirkte unbegeistert. „Pass bloß auf dich auf.“
    Will warf sich in die Brust. „Ich passe auf sie auf.“
    Ces zog ein Gesicht, genau wie ich.
    „Außerdem ist die Bar eine gewaltfreie Zone. Wer sich nicht dran hält, bekommt es mit Pandora zu tun – beziehungsweise mit der Büchse, die sie für solche Fälle hinter ihrem Tresen bereithält. Und die anderen sind ja auch dabei. Bis auf Nia. Sie quält sich lieber mit ihren Schuldgefühlen“, berichtigte Will nach einem Seitenblick auf mich, der mir klar machte, dass sie meinetwegen nicht mitkam.
    Ich mochte mich täuschen, aber ich hatte das Gefühl, als ob sich Cesares Miene ein wenig aufhellte, sobald er das hörte.
     
    Während wir zu Fuß nebeneinander in Richtung der Awin marschierten, glaubte ich tatsächlich zu spüren, dass sich die allgemeine Stimmung hob. Auch mir selbst wurde etwas leichter ums Herz. Mir war, als hätte ich frei, frei von der Arbeit, von den Sorgen, vom Zeitdruck. Ein bisschen wie früher, am Abend des letzten Schultags vor den Ferien.
    Über ein paar Steinstufen und einen breiten Holzsteg gelangten wir

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