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Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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vom höchsten Punkt der Eisernen Brücke auf die Insel, die den Fluss an dieser Stelle teilte und einst dem ältesten Theater der Stadt einen einzigartigen Standort geboten hatte. Jetzt war die verzierte Fassade des kleinen Inseltheaters verwittert und von Möwenkot überzogen. An einer Seite war ein unpassend rustikales Wasserrad montiert worden, das sich in der Strömung drehte. Es versorgte offenbar die unregelmäßig flackernden Leuchtstoffröhren über der Eingangstür mit Strom, die, zusammengestellt aus vielen verschiedenen Leuchtbuchstaben, den Namen Büchse der Pandora bildeten.
    Dennoch zog der Ort nicht weniger Menschen an als vor dem Verfall, wie es schien. Männer und Frauen verschiedensten Alters standen in kleinen Gruppen auf dem von Windlichtern und Fackeln beleuchteten Vorhof, tranken Bier aus steinernen Krügen, unterhielten sich und lachten. Es war die gewöhnlichste Szene, die meine Augen seit der Apokalypse gesehen hatten. Ich blieb kurz stehen, ungläubig, verzückt und schwebend leicht in diesem Moment der Normalität – dann zog mich Will weiter.
    Wir traten durch die Schwingtüren in einen Vorraum und machten dort vor einem kleinen Schalter halt.
    „Die Arkadier!“, stellte der hagere, langgelockte Typ fest, der dahinter saß, und warf einen Blick auf eine Liste. „Ihr habt noch einiges gut.“
    Das klang unglaublich positiv im Vergleich zu der Schuldenproblematik, die uns die letzten Tage auf Trab gehalten hatte.
    „ Wie viel wollt ihr?“
    „Drei für jeden“, bestimmte Verne. „Wenn wir mehr brauchen, kommen wir nochmal.“
    „Alles klar. Viel Spaß!“
    Im Weitergehen drückte mir Verne drei Münzen in die Hand.
    „Was ist das?“, fragte ich und hielt eine davon hoch, um sie im Licht zu betrachten. Ich erkannte einen Taler unserer alten Währung. In der Mitte war ein Loch hindurchgebohrt und auf einer Seite ein geschwungenes P eingeschlagen worden.
    „Damit zahlst du für deine Getränke. Jedes kostet einen Taler. Pandora hat diese Art von Währung in der Bar eingeführt, da ihr die Leute früher dauernd halbe, halbvergammelte Schweine brachten – zumindest behauptet sie das. Mit der neuen Regelung bringst du einfach einmal ein ganzes Schwein oder etwas anderes vorbei, Tony, der Mann an der Kasse eben, schreibt es an und du kannst ein paar Monate dafür trinken.“
    Eine weitere Tür hatte sich geöffnet und Lärm drang aus dem Raum dahinter. Was früher einmal ein kleines Foyer gewesen war, war nun zur eigentlichen Kneipe umfunktioniert worden: Hinter der ehemaligen Garderobentheke war eine Bar entstanden, zwischen den Säulen hatte man Wände eingezogen, um Platz für Sitznischen zu schaffen, und dort, wo ursprünglich der Aufgang in die Ränge gewesen war, heizte ein Gitarre-Klavier-Kontrabass-Schlagzeug-Quartett unter weinroten Samtvorhängen den Gästen mit Rock 'n Roll ein.
    Überfordert ließ ich mich von den anderen zum Tresen mitzerren. Die Arkadier begrüßten eine blonde Frau Mitte dreißig, die dahinter stand und Getränke austeilte. Sie trug einen nackenlangen , wuscheligen Stufenschnitt und ein großzügig ausgeschnittenes Oberteil.
    „Das ist Pandora“, rief mir Chiara ins Ohr.
    Ich reichte der hübschen Barbesitzerin die Hand und stellte mich vor.
    „Was kriegst du?“, fragte sie mit einer leicht heiseren Stimme, die vermutlich daher rührte, dass sie allabendlich das Geschrei der Leute und die Musik übertönen musste.
    „Met?“, fragte ich. Ich hatte die Tafel noch nicht entziffert, die hinter ihr an der Wand hing.
    „Schätzchen, wir sind doch nicht im Mittelalter“, lachte sie. „Bier, Wein, Schnaps, mehr gibt's nicht.“
    Ich warf einen Blick auf die Humpen, die meine Freunde in den Händen hielten und trotz allem ziemlich mittelalterlich wirkten, und bestellte Bier wie sie. Nachdem wir uns eine Ecke gesucht hatten, in der das Gedränge etwas weniger dicht war, und ich ein paar Schlucke des Getränks intus hatte, begann ich, mich zu akklimatisieren. Ich war fasziniert von dem Paralleluniversum, das mich umgab. Das Misstrauen, das die Straßen außerhalb beherrschte, schien hier nicht zu existieren. Die Menschen schienen so frei zu sein, wie ich mich auf dem Weg hierher gefühlt hatte. Frei wie früher.
    Chiara sagte etwas zu mir, was ich akustisch nicht verstand. Sie schüttelte etwas ungeduldig den Kopf, drückte meinen Bierkrug Will in die Hand und zog mich auf die Tanzfläche. Das Lied kam mir vage bekannt vor, aber ich hätte auch getanzt,

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