Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
konnte er sich in Sicherheit bringen, ohne für diesen Mut und Verrat bezahlen zu müssen.
Die Himmelhunde setzten sie sanft auf dem Deck der
Jolly Joker
ab. Arun – der sich während des Flugs langsam wieder auf seine normale Größe gestreckt hatte – belohnte sie jeweils mit ein paar Bananen aus seinem Privatvorrat, und sie flogen zufrieden davon. Die Piraten begrüßten die Heimkehrer mit lautem Hallo.
Grog räusperte sich und trat zwischen Rian und Arun, die alles andere um sich herum vergessen zu haben schienen.
»Darf ich vorstellen?«, sagte er feierlich und musste sich offenbar eine Träne der Wiedersehensfreude wegwischen. »Prinzessin Rhiannon, Tochter des Hochkönigs von Earrach und Königs der Crain.« Dann wandte er sich an Rian. »Und dies ist Arun, berüchtigter Piratenkapitän und zu Recht Korsar der Sieben Stürme genannt.«
Der Elf sah Rian immer noch tief in die Augen, ergriff ihre Hand und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken, ehe er sich aufrichtete und ihr schelmisch zuzwinkerte. »Ich freue mich, endlich Eure Bekanntschaft machen zu dürfen, Prinzessin. Es war wahrlich ein harter Kampf, Euch aus den Klauen der Bösewichte zu befreien. Und dennoch lohnt dieser Moment jeder Mühe; selbst in einen Vulkan wäre ich für Euch gesprungen. Denn was gibt es Edleres, als eine holde Jungfrau von solch betörender Schönheit zu retten?«
Sie konnte den Blick seiner türkisfarbenen Augen förmlich spüren, während er über ihren Körper wanderte, den Hals hinabsank und in ihrem Dekolleté verschwand. Eine heiße Spur, die sie erzittern ließ. Noch nie hatte Rian einen Elfen getroffen, der auf sie diese Anziehungskraft besaß. Alles an Arun war perfekt. Sein fein geschnittenes Gesicht, diese Lippen, die zum Küssen wie gemacht zu sein schienen, sein wohlgeformter Körper, die kräftigen schwarzen Locken die ihm bis über die Schultern reichten, und dann dieses Lächeln. Dieses verführerisch charmante Lächeln, das in Rian die wildesten Wünsche weckte.
»Ich hätte mir keinen besseren Retter wünschen können«, sagte sie und überlegte, ob sie ihm einfach um den Hals fallen durfte. Aber sie besann sich rechtzeitig auf ihre Rolle als Prinzessin. Bei einem derartigen Verstoß gegen das Protokoll hätte ihren Vater in der Ferne sonst wahrscheinlich der Schlag getroffen.
Eine Zeit lang rührte sie sich nicht, atmete nur seinen Duft ein, sog jedes Detail an ihm auf. Auch der Pirat machte keine Anstalten, sich dem Zauber zwischen ihnen zu entziehen und die nahezu magische Verbindung mit einer lapidaren Bewegung zu unterbrechen.
Schließlich räusperte sich der Grogoch erneut. »Schön, schön. Vielleicht sollten wir aufbrechen, hm? In See stechen? Bevor Suradet auf dieselbe Idee kommt?«
Arun nickte langsam und signalisierte seiner Mannschaft mit einer knappen Handbewegung, dass es nichts mehr zu begaffen gäbe. Den Blick unverändert auf Rian gerichtet, sagte er: »Aye, kleiner Seeräuber, wir sollten die Anker lichten. Kurs Südost nach Temasek!«
Rian wäre wohl die ganze Reise über in seine Augen versunken stehen geblieben, wenn Arun nicht irgendwann den Bann gebrochen hätte. »Habt Ihr Hunger?«, fragte er und hielt schmunzelnd eine übrig gebliebene Banane hoch. »Ich bin sicher, unser Koch findet noch etwas Besseres in seiner Kombüse. Und wenngleich Eure Hoheit wie eine frisch aufgegangene Knospe riecht und ebenso wunderschön aussieht, brauche ich erst einmal ein Bad, um mir den Schlamm und Staub der letzten Stunden abzuwaschen. Und ein paar Kleider, die nicht gar so schäbig wirken.«
Mehr!
, bettelte Rian in Gedanken.
Hör nicht auf zu reden. Erzähl mir, was du willst. Egal was. Hauptsache, ich kann noch etwas länger deiner Stimme lauschen
.
Zwei Elfen, die sich begegneten und augenblicklich wussten, dass sie füreinander bestimmt waren. So etwas kam durchaus vor, wenn Harmonie und Romantik ihre Erfüllung fanden. Wo die Elfen voll und ganz ihrem Hang zur Theatralik frönen konnten, getragen von Leidenschaft.
Der Kapitän verbeugte sich und wies einen der Fischäugigen an, Rhiannon in das vorbereitete Gästequartier zu führen, wo ihr sämtliche Wünsche erfüllt werden sollten. Dann verließ er sie – mit dem Versprechen auf ein baldiges Wiedersehen.
»Er ist wunderbar! Der herrlichste Elf, den ich je getroffen habe!«, schwärmte Rian, als sie mit Grog und Pirx in der kleinen, aber komfortabel ausgestatteten Kajüte allein war.
Seufzend drückte sie den hölzernen
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