Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Titel: Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
Vom Netzwerk:
Planken fasste, um sich beim Aufstehen abzustützen, spürte sie die klamme Kälte des Wassers von der anderen Seite gegen die Wand drücken und wusste endgültig:
Ich bin auf einem Schiff!
    Und ganz sicher nicht auf einem Luxusdampfer, so viel war klar. Entweder tobte ein Sturm draußen, oder dieser Kahn lag definitiv nicht mehr im Hafen von Temasek.
    Sofort sprang die Prinzessin auf, riss die Steppdecke vom Bett, wickelte sie um ihren Körper und stürmte auf die massive Tür an der gegenüberliegenden Seite des kleinen Gefängnisses zu. Der Durchmesser der Kabine betrug nur wenige Schritte, trotzdem wäre Rian um ein Haar seitlich gegen die Wand geprallt, so sehr schwankte der Boden unter ihren Füßen.
    Mit beiden Händen drückte sie die metallene Klinke und rüttelte dran. Doch egal, wie sehr sie ihre elfischen Kräfte auch anstrengte, sie blieb verschlossen. Die Schurken, die Rian den Sack über den Kopf gestülpt und sie entführt hatten, waren also nicht bloß irgendwelche dahergelaufenen Straßengauner. Sie verfügten über ein Schiff, und sie hatten echten Elfenzauber angewandt, um sie einzusperren. Also wussten sie mit ziemlicher Sicherheit von Rians Herkunft. Waren es etwa selbst Elfen?
    Rhiannon dachte an Bandorchu und ihren Getreuen. Dabei erschauerte sie erneut. Falls die Dunkle Königin sie so schnell ausfindig gemacht und mitten im Gewirr dieser brodelnden Handelsstadt erwischt hatte, standen die Chancen für Nadja und David bei nahezu null Prozent, Bandorchus Schloss unentdeckt zu erreichen oder Talamh gar zu befreien. Vorausgesetzt, sie waren von ihrem törichten Vorhaben abgekommen, sich freiwillig in Gefangenschaft zu begeben. Und schien es nicht mehr als unwahrscheinlich zu sein, dass der Getreue und seine Lakaien ausgerechnet eine langwierige Schiffsreise für den Rückweg zu ihrer Herrin gewählt hatten?
    Rian ließ von der Tür ab, raffte die Decke und ging zur Truhe, um dort nach ein paar Antworten zu suchen. Die Schließschnallen waren abgestoßen und zerkratzt. Erst bei genauem Hinsehen erkannte sie den ehemals glänzenden Goldüberzug. Zumindest hier klappte der kleine Elfenzauber: Die Schlösser schnappten auf, und Rian stemmte den schweren, gewölbten Deckel unter Einsatz ihres gesamten Körpergewichts nach oben.
    Zum Vorschein kam ein Sammelsurium an Dingen, die jemand wenig sorgsam hineingeworfen hatte. Ganz obenauf lagen zusammengerollte Pergamente – alte Seekarten, die offenbar verschiedene Inselgruppen rund um Malaysia darstellten, wie Rian beim Auseinanderziehen feststellte. Sie erinnerte sich dunkel, wie einer ihrer Lehrer ihr einmal eine ähnliche Karte gezeigt hatte. Damals war Rian noch ein kleines Mädchen gewesen, hatte von Piraten geträumt und Jangala »erobern« wollen.
    Doch in ihrer aktuellen Lage konnte von Eroberung oder gar Piratenromantik keine Rede sein. Sie seufzte.
    Unter den Karten fand sie ein paar silberne und bronzene Trinkpokale und einen Wust aus Porzellanuntersetzern mit dem Porträt eines rundgesichtigen Mannes. Er hatte einen Stoppelbart, eine dicke flache Nase sowie kleine stechende Augen und trug einen monströsen Hut mit Totenkopf drauf, der Rian eher an einen umgestülpten Tragebeutel erinnerte. Ein wahr gewordenes Klischee, genau wie in ihrer Kindheitsfantasie.
Piraten!
    Eilig wühlte sie weiter, zog ein minzefarbenes Kleid unter ein paar abgewetzten, in Leder gebundenen Büchern hervor und stieß schließlich auf ein dazu passendes Mieder und eine Stola aus Marabufedern. Ohne groß darüber nachzudenken, schlüpfte die Prinzessin in die Kleider, schnürte sich etwas umständlich in die Korsage und zupfte an dem großzügig bemessenen Ausschnitt herum, der die Ansätze ihrer hochgedrückten Brüste einfach nicht verdecken wollte. Barfuß drehte Rian sich um sich selbst, bewunderte den weiten, sich aufpludernden Rock und nickte zufrieden. Das erste Problem war gelöst.
    Blieb nur noch, aus dieser schaukelnden Gefängniszelle herauszukommen, vom Schiff zu fliehen und irgendwie zurück nach Temasek zu gelangen. Dort suchten Pirx und Grog sie vermutlich schon. Rian zweifelte nicht daran, dass die beiden Kobolde inzwischen herausgefunden hatten, was mit ihr passiert war.
    Während sie den Schreibtisch gegenüber näher untersuchte, fand die Elfe ein paar vergilbte Pergamentseiten in einer Schublade, dazu einen Brieföffner, eine Schreibfeder und ein altes Tintenfass. Wer auch immer in dieser Kabine gehaust hatte, war entweder schon länger fort oder

Weitere Kostenlose Bücher