Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Titel: Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
Vom Netzwerk:
du wohlauf bist und bereits etwas Passendes zum Anziehen gefunden hast, werde ich mich wieder an die Arbeit machen. Aber ich lasse dir einen kleinen Aufpasser da, damit du in der Zwischenzeit nichts anstellst.«
    Mit diesen Worten stand Sibyll ächzend auf und griff in eine der zahlreichen Taschen, die in den verschiedenen Lagen Rockstoff angenäht waren. Mit der einen Hand zog sie ein paar bunte Federn heraus, in der anderen hielt sie etwas, das für Rian wie ein trockenes Brötchen aussah. Den Blick nicht von der Prinzessin nehmend, murmelte sie ein paar Worte, warf die Federn und das merkwürdige Teil hoch in die Luft und klatschte in die Hände.
    Statt einfach wieder zu Boden zu fallen, begannen die Federn um das Brötchen zu kreisen. Immer schneller und schneller wirbelten sie umher, bis Rian nur noch eine Kugel aus farbigen Schlieren sah. Die Alte klatschte ein zweites Mal, und die Kugel erstarrte mitten in der Rotation, explodierte in einem Funkenregen, und ein zerrupfter kleiner Papageienvogel flatterte aus ihr heraus.
    »Darf ich vorstellen, das ist Schnickschnack«, sagte Sibyll und streckte die Hand aus, damit der Papagei darauf Platz nehmen konnte.
    Rian machte große Augen. Offenbar hatte sie die Alte unterschätzt. Aus Leblosem etwas Lebendiges entstehen zu lassen war kein einfacher Illusionszauber oder mit der Magie vergleichbar, die man in einen Trank mischte. Dafür brauchte es tieferes Verständnis über das Sein und die Wirren der Lebensfäden. Ein kleiner Vogel, der nur wenige Federn besaß, dessen Kopf viel zu groß für seinen dürren Leib und dessen Flügelchen nur Stummel waren, spottete jedem Vergleich mit etwa einem Golem, wie ihn Alebin einst als sein Ebenbild erschaffen hatte. Dennoch war mächtige Magie am Werk – mehr, als Rian einer menschlichen Hexe zugetraut hätte.
    »Schnickschnack, das ist unsere kleine Perle, auf die du achtgeben sollst«, schärfte Sibyll dem Vogel ein. »Sie darf das Zimmer nicht verlassen, bis ich sie abhole. Und niemand außer mir darf hinein.«
    Die bernsteinfarbenen Knopfaugen des kleinen Wächters richteten sich auf Rian. Abwechselnd legte er den Kopf einmal auf die eine, dann wieder auf die andere Seite, hüpfte auf der Hand nach vorne, flatterte auf die Stuhllehne und krächzte schließlich: »Aye, aye! Die Braut wird nur angeschaut. Keiner darf rein und keiner raus, sonst is’ aus die Maus.« Er schlug mit den Flügeln und riss den hornigen schwarzen Schnabel auf. Schallendes Gelächter drang aus der winzigen faltigen Kehle.
    Die Alte nickte zufrieden und rieb sich die Hände. Dann schlurfte sie zur Tür, ließ mit einer unbestimmten Handbewegung den Riegel außen wieder aufgleiten, öffnete sie und trat gebeugt in den dunklen Gang. »Der Käpt’n wird dir gefallen, wirst sehn. Mein kleiner Suradet ist ein Prachtjunge.«
    Abermals zwinkerte sie verschmitzt, verschloss die Tür und ließ Rian mit ihrem Aufpasser allein.
    Die Elfenprinzessin musterte ihren Wächter argwöhnisch. »Erzähl mir etwas über diesen angeblichen Prachtjungen.«
    »Suradet ist der fürchterlichste Pirat aller Meere!«, krächzte der Papagei. »Groß ist er und mächtig! Überhaupt ist er der Mächtigste unter den Mächtigsten!«
    »Na, das muss ja ein schöner Pirat sein, der sich seine Frauen von der eigenen Mutter einfangen lässt«, stichelte Rian. Nach Sibylls Bemerkung über »ihren kleinen Suradet« lag die Vermutung nahe, dass sie mindestens die Amme, wenn nicht die leibliche Mutter des Schiffsherrn war.
    Unwillkürlich musste Rian an ihren Vater denken. Fanmór hatte vor dem Einzug der Zeit ihr ganzes Leben bestimmt, als Herrscher, aber auch als Familienoberhaupt. Seither war viel geschehen, und mit jedem Erlebnis hatten sie und ihr Bruder David sich mehr von ihm gelöst. Das Leben lehrte sie, Verantwortung zu übernehmen, über sich selbst zu bestimmen und eigene Entscheidungen zu treffen. David die seinen und sie … nun auch die ihren.
Und in meiner Brillanz habe ich nicht nur Pirx und den Grogoch verloren, sondern mich auch noch von Piraten fangen lassen
. Rian seufzte.
    »Dummes Gewäsch«, krächzte Schnickschnack erbost. »Hässlich sind deine Worte, hässlich bist du. Viel zu hässlich für den großen Piratenkönig!«
    »Ich bin überhaupt nicht hässlich!«, protestierte die Prinzessin aufgebracht. »Aber wahrscheinlich dein großer Suradet. Der hat bestimmt ein Holzbein und eine Hakenhand, genau wie in diesen Kindergeschichten der Menschen.«
    »Wa, wa,

Weitere Kostenlose Bücher