Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
bleibt. Nichts wird einem geschenkt, erst recht nicht Hilfe … Wer gegen die Piraten antreten will, muss schon ein ziemliches Vermögen investieren, um Unterstützung zu finden. Lieber mache ich ab und zu mal die Augen zu, als dass ich selbst als Haifutter ende. Versteht ihr?«
»Feige Bande«, schimpfte Grog. »Eure tolle Stadt könnt ihr euch echt in den Hals schieben, wenn schöner Schein alles ist, was ihr zu bieten habt.«
Pirx sah seinen Freund verwundert an, doch Grog winkte ab. Natürlich bestand die gesamte Anderswelt nur aus schönem Schein, aber deswegen musste er ihn noch nicht gutheißen.
Der Kutscher senkte den Kopf und verknotete die Finger ineinander. »Ich kann euch da hinbringen, wo es passiert ist«, schlug er vor. »Oder ihr schaut, ob Suradet noch an seinem Ankerplatz bei der Insel der Geister ist, wenn ihr unbedingt in euer Verderben rennen wollt. Sie heißt Pulau Hantu.«
»Du bringst uns zu jemandem, der etwas zu sagen hat, klar? Der muss uns gegen den Piraten helfen.«
»Jeder, der auf unserer Seite etwas zu sagen hat, arbeitet mit den Piraten zusammen. Und auf der anderen Seite sind sie der Meinung, es gäbe keine Piraten mehr. Sie glauben, sie hätten alle vertrieben oder ausgerottet.« Er schüttelte den Kopf. »Ihr werdet keine Hilfe finden.«
»Dann fragen wir eben einfach im Hafen! An diesem Ort muss es doch jemanden mit etwas Mumm in den Knochen geben.«
Der Kutscher zuckte die Achseln. »Also nach Pulau Brani?«
»Nein. Bring uns zurück zu unserem Boot am Steg der Kreuzfahrtschiffe. Wir kümmern uns selbst um den Rest.«
Schweigend flogen sie durch die Nacht. Immer wieder spähten die Kobolde nach unten, um anhand der Lichter auszumachen, wo sie waren. Der Hafen ließ sich besonders gut erkennen mit seinen rechteckigen Container-anordnungen und den wie Skelettfinger hochragenden Kränen. Schließlich schwenkte der Kutscher auf den Weg ein, der zum Anlegesteg führte, und hielt an.
»Viel Glück«, wünschte er reumütig, als Grog und Pirx ausstiegen. Sobald die Kobolde die Kutsche verlassen hatten, riss er die Zügel herum und trieb den Drachen wieder an.
»Und jetzt?«, fragte Pirx etwas ratlos und starrte hinaus aufs Wasser.
»Jetzt gehen wir Hilfe suchen«, antwortete Grog knurrend und wandte sich ab. Pirx hörte ihn einige Schritte den Weg hinuntergehen. Gerade als er ihm folgen wollte, gab der Grogoch plötzlich einen erstickten Laut von sich und begann gedämpft zu schimpfen. Pirx fuhr herum.
Zwei Gestalten standen um Grog herum und hatten einen Sack über ihn gestülpt, der den Kobold nahezu vollständig umhüllte. Sie versuchten, ihn hochzuheben, doch der Grogoch rannte blindlings gegen einen der Angreifer an und rammte ihm seinen Kopf in den Bauch.
»Hey!«, rief Pirx und stürmte auf die Leute zu. »Glaubt nicht, ihr könnt einfach so …«
»Können wir aber«, kam es aus der Dunkelheit, und ein zweiter Sack wurde über den Pixie gestülpt.
7 Zur Hölle mit dir, Pirat!
Rian öffnete die Augen. Sie brauchte einen Moment, bis sie verstand, dass die schwankende Laterne an der rußigen Holzbohlendecke nicht mehr zu ihrem Traum gehörte. Eine offene Klappe, durch die man wohl normalerweise den Docht der Öllampe mit einem glimmenden Span anzündete, schwenkte quietschend hin und her. Das Glas war von einem Schmierfilm überzogen und warf huschende Schatten an die Kabinenwände. Und wieder war da dieses Geräusch von klatschenden Wellen gegen einen Bootsrumpf – lauter und ungestümer diesmal.
»Wo bin ich?«, fragte Rian noch ein wenig benommen in den kleinen Raum hinein, während sie sich blinzelnd aufrichtete und die muffige Steppdecke zurückschlug, die jemand über sie gebreitet hatte.
Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass sie bis auf die Unterwäsche entkleidet war. Und auch wenn ihr elfisches Selbst keine große Scheu vor Nacktheit kannte, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Wer mochte das getan haben? Dünne Striemen an ihren Hand- und Fußgelenken erinnerten sie an gelöste Fesseln.
Rian musste weg hier, schnell. Aber wo waren ihre Sachen? Ihre Tasche? Hektisch wanderte ihr Blick durch den Raum. Im matten Licht der Ölfunzel erkannte sie eine große schwere Holztruhe an der Wand links von sich, an der anderen stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Das Bett, in dem sie aufgewacht war, war in einer Nische an der Seitenwand positioniert. Wohin die Elfe auch sah, sie fand weder Fenster noch Badezimmer.
Als Rian mit der Hand gegen die
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