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Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Titel: Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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schließlich haltmachten, sah aus wie mit Säcken voller Edelsteine überschüttet. Und obwohl Rian unsicher war, was sie von diesem Piratenkapitän zu erwarten hatte, blieb sie vor allem neugierig.
    »Tritt ein, Schätzchen«, sagte Sibyll mit breitem Grinsen. Sie drückte die Klinke und schob die schwere Tür auf.
    »Was dauert das so lange? Ich habe Hunger!« Am Kopfende einer festlich gedeckten Tafel saß der Kerl, den Rian bereits auf den Porzellanuntersetzern gesehen hatte, rieb sich das stoppelige Kinn und blickte seinen Gästen missmutig entgegen.
    Das also ist Suradet, der mächtige Piratenkönig,
dachte die Prinzessin und musterte ihn amüsiert. Das Bild hatte ihm tatsächlich noch geschmeichelt. In natura wirkte der Kapitän wesentlich grobschlächtiger. Sein Körper war bullig, seine Halsmuskeln waren dick, und unter seinem zu eng geschnittenen violetten Waffenrock zeichneten sich fleischige Arme ab. Die Spitzenverzierungen an den Ärmeln wirkten fehl am Platz, genau wie der zu groß geratene plumpe Hut, der sich links und rechts mit seiner Krempe bis über die Ohren zog.
    »Die Kleine hat was länger gebraucht, Moppelchen. Aber guck doch, wie schön sie aussieht.« Sibyll zog Rian mit sich in den Raum hinein.
    »Warum trägt sie Mollys Kleid?«, murrte der Pirat miesepetrig.
    Die Alte ignorierte die Bemerkung und führte die Prinzessin an den Platz zu seiner Rechten.
    Fast war die Tür schon zugefallen, da flutschte Schnickschnack im letzten Moment durch den Spalt. Der Papagei flatterte in weitem Bogen um den Tisch und landete stolpernd mitten zwischen einer Schüssel voller gebratener Fischköpfe und einem Tablett, auf dem eine geschmorte Sau mit Apfel im Maul lag. Sein Federkleid war noch ganz verklebt von der Spucke, die sich im Mund des vorlauten Piraten gesammelt haben musste, während er darin gesteckt hatte. Nun schüttelte er sich kurz, knabberte versuchsweise am knusprig gerösteten Ringelschwanz des Schweins und flog schließlich auf Sibylls Schulter.
    Rian setzte sich und betrachtete das Seitenprofil des Kapitäns stutzig. Auch wenn die Ohren gut unter dem Hut versteckt waren, sah sie aus der Nähe doch, dass sie viel länger und spitzer als die der Menschen waren. Rian war nicht überrascht, in ihm einen Elfen zu erkennen, wunderte sich aber, wieso sie das nicht gleich gespürt hatte. Anscheinend wollte Suradet seine wahre Natur verbergen – aber warum, wenn er sich auf diesem Schiff doch in bester Begleitung seiner Artgenossen befand? Lag es etwa an der alten Schachtel, die ihn aufgezogen hatte? Um ihr zu gefallen?
    »Herzlich willkommen, Besucherin aus dem fernen Earrach. Prinzessin Rhiannon, nicht wahr?« Suradet grinste breit und ließ dabei die gleichen makellos aufblitzenden Zahnreihen sehen wie Sibyll.
    »Woher …«, setzte sie an.
    Er lachte. »Im Schlaf bist du ziemlich geschwätzig, edle Prinzessin. Dich scheint eine ganze Menge zu beschäftigen – unter anderem der Quell der Unsterblichkeit. Interessant, interessant. Aber ich bin unhöflich. Ich, verehrte Hoheit, bin Suradet, König der Piraten und Kapitän der
Schönen Molly
. Sei mein Gast und bediene dich an meiner Tafel.«
    »
Gast?
«, fragte sie ungläubig.
    »Fühl dich wie zu Hause.«
    »Zu Hause kann ich gehen, wohin ich will, und Wünsche äußern.«
    »Deine Wünsche werden erfüllt, soweit es im Rahmen des Möglichen liegt«, erwiderte der Pirat gelassen. »Und was das Gehen betrifft – nahezu alle Bereiche des Schiffes stehen dir offen, und auch ein Landgang wird bald möglich sein.«
    Inzwischen hatte sich auch die Alte gesetzt. Sie machte sich gerade daran, dem geschmorten Schwein ein ordentliches Stück Fleisch aus den Rippen zu schneiden.
    Rian sah zwischen beiden hin und her. »Du lässt deine menschliche Amme am Mahl teilhaben?«
    »Amme? Nein, sie ist meine Mutter. Und sie ist viel mehr als nur ein Mensch, wie du schon bemerkt haben dürftest. Wieso auch nicht? Ich habe mich für die elfische Seite entschieden, sie war sowieso von vornherein stärker ausgeprägt. Nicht nur bei den Äußerlichkeiten.« Mit anzüglichem Grinsen hob er die Brauen und schlug sich mit der haarigen Hand auf den Wanst.
    »Lass das, sonst verdirbst du noch alles!«, herrschte ihn Sibyll von der Seite an.
    Der Pirat schnaubte unwillig, ließ seine kleinen stechenden Augen noch einmal über Rian und ihren großzügigen Ausschnitt wandern und griff schließlich zu seinem Trinkpokal. »Auf ein gutes Geschäft!«
    Im Verlauf des Essens

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