Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
einschieben ließ. Es hatte deswegen sogar schon Schlägereien gegeben. Der schöne neue Fußballkomplex an der Jackson Elementary School sollte genügend Platz schaffen und den Druck verringern. Er war an fünf Nachmittagen in der Woche und am Wochenende ausgebucht, aber offenbar gab es nie genügend Fußballfelder.
Diesmal war jedoch kein Fußballspiel in Sicht, zumindest kein offizielles. Punkt vier Uhr rollten Fahrräder und Autos an. Viele Mitglieder von Hardies Mannschaft Red United waren dabei, die in aller Eile in ihre Fußballkleidung schlüpften. Ihr Trainer Jack Fortenberry brachte einen Sack mit Bällen, orangefarbene Kegel, ein kleines, tragbares Tor mit Netz und Trainingstrikots für die andere » Mannschaft« mit. Die andere Mannschaft bestand aus einem zusammengewürfelten Haufen Nichtfußballer, die von Theo und Hardie in erster Linie in ihren Klassen rekrutiert worden waren. Insgesamt verteilten sich etwa fünfzehn Spieler über das Feld, von denen die eine Hälfte ein Red-United-Trikot und die andere ein weißes Trainingstrikot trug. Alle hatten sich leuchtend gelbe OP -Masken vor das Gesicht gebunden, als wäre die Luft hochgiftig. An den Seitenlinien schwenkten Eltern selbst geschriebene Transparente mit Aufschriften wie » Stoppt die Umgehungsstraße«, » Schützt unsere Kinder« oder » Keine Abgase«. Die Eltern trugen ebenfalls gelbe OP -Masken. Viele der Erwachsenen waren entweder Quinns oder deren Verwandte.
Um die Sache noch etwas dramatischer– und unterhaltsamer– zu gestalten, setzten Mr. Fortenberry und Mr. Mount klobige Gasmasken auf, wie sie im Ersten Weltkrieg verwendet worden waren. Sie waren nicht echt– Hardie hatte sie im Internet für je zehn Dollar gefunden–, wirkten aber sehr überzeugend.
Theo war für die Spezialeffekte zuständig, und nachdem er die Windrichtung ermittelt hatte, schlenderte er mit Chase unauffällig zum Strafraum in der rechten Spielhälfte. Als gerade niemand hinsah, zündeten sie eine Rauchbombe, warfen sie auf den Boden und entfernten sich rasch. Eine leichte Brise ließ den bläulichen Rauch in die Höhe steigen und trieb ihn über das Feld. Theo hatte seine Hausaufgaben gemacht. Laut einer städtischen Verordnung musste für das Zünden von Feuerwerkskörpern eine offizielle Erlaubnis eingeholt werden, worauf Theo wohlweislich verzichtet hatte. Allerdings waren Feuerwerkskörper als tragbare Elemente beschrieben, die bei der Zündung Lärm verursachten. Theo war der Meinung, dass lautlose Rauchbomben daher nicht unter die städtische Verordnung fielen. Das wollte er auch geltend machen, falls er tatsächlich erwischt wurde. Dies schien jedoch höchst unwahrscheinlich. Wer sollte sich über ihn beschweren? Hier spielten sozusagen alle in derselben Mannschaft.
Während sich ein leichter Nebel über das Feld senkte, begann das Spiel. Es war kein echtes Spiel, eher eine Kickerei, bei der die Jungen dem Ball nachliefen und ihn so weit wie möglich schossen. Sie husteten und husteten, rangen nach Luft und ließen sich unter Theos kühner Regie sogar wie von den Dieselabgasen übermannt keuchend zu Boden sinken. Theo und Hardie filmten die Fans, ihre Transparente und die Trainer, die versuchten, durch ihre Gasmasken Anweisungen zu brüllen. Sie filmten einen Elfmeter, bei dem der Torwart tot umzufallen schien, als der Ball an ihm vorbeipfiff.
Die Schlussszene zeigte ein trauriges Bild: Sämtliche Spieler lagen keuchend und nach Atem ringend auf dem Boden, außer Gefecht wie sterbende Soldaten nach einer Schlacht.
Aus einem der benachbarten Häuser eilte ein älterer Mann herbei und fing an, Fragen zu stellen. » Was war das für ein Rauch?«
Allgemeines Schulterzucken.
» Geht’s euch gut, Jungs?«
Noch mehr Schulterzucken, während die Jugendlichen aufstanden und davongingen.
» Soll ich einen Notruf absetzen?«
» Das ist nicht nötig«, sagte Mr. Mount.
» Warum tragen hier alle Masken?«
» Wegen der Luftverschmutzung«, erwiderte Theo und sprang auf sein Rad.
Am Samstagnachmittag war der Fußballkomplex rappelvoll. Zehn Spiele liefen, selbst die Ausweichparkplätze waren überfüllt. Hardie hatte schon am Vormittag gespielt und hatte daher den Nachmittag frei. Theo, Chase, Woody und April trafen sich mit ihm in der Nähe der Grundschule, die Schauplatz einer weiteren Szene sein sollte. Da die Zufahrt zur Schule weiter zum Fußballkomplex führte, war die Straße sehr belebt. Sie mussten vorsichtig sein. Es war nicht verboten, sich
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