Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
Fahrzeuge pro Tag für die Grundschule bedeuteten. Sie habe zwei Kinder an der Schule. Wie könne das County ein solches Projekt überhaupt in Betracht ziehen? Warum stehe die Sicherheit der Kinder nicht an erster Stelle?
Die nächste Szene stammte wieder aus der Debatte und zeigte Justin, der behauptete, die Umgehungsstraße sei dringend erforderlich, damit mehr Profit erzielt werden könne. Die Zuschauer buhten und pfiffen, manche warfen mit zusammengeknülltem Papier nach ihm. Während er sprach, wurde eine vierspurige Schnellstraße gezeigt, auf der sich neunachsige Sattelschlepper und Fahrzeuge im Kolonnenverkehr dahinquälten.
Höhepunkt des Videos war das gestellte Fußballspiel. Chase schnitt das Material, bis das Bild immer wieder wechselte zwischen den keuchenden und nach Luft ringenden Spielern, die sich trotz allem mühten, die Partie fortzusetzen, den Eltern, die hinter gelben Masken und handgemalten Transparenten das Spiel verfolgten und ihre Kinder anfeuerten, und den Trainern, die versuchten, trotz ihrer klobigen Gasmasken Anweisungen zu brüllen. Als schließlich alle Spieler am Boden lagen, endete die Sequenz mit einer Großaufnahme von Judge, der mit gebrochenem Bein und gelber OP -Maske auf der Tribüne saß.
Vor schwarzem Hintergrund erschienen die Worte: » Schützt die Kinder! Stoppt die Umgehungsstraße!
Nachdem sie sich das Video zum zweiten Mal angesehen hatten, konnten die Jungen das Lachen nicht mehr unterdrücken. Sie wollten sich ja nicht selbst loben, aber es war einfach genial, zumindest fanden sie das. Sie verbesserten es noch weiter, schnitten hier ein wenig, fügten dort etwas ein, bis Mrs. Whipple um elf Uhr hereinkam und sie ermahnte, ins Bett zu gehen.
Chase fragte seine Mutter, ob sie ihr Meisterwerk sehen wolle. Natürlich wollte sie das. Mrs. Whipple wunderte sich schon lange nicht mehr über das, was ihr Sohn alles auf seinem Laptop zauberte, wobei seine Eltern nur einen Bruchteil davon zu sehen bekamen. Wenn er ihr dann einen Einblick erlaubte, sagte sie nie Nein.
Zwei Minuten lang beobachteten die Jungen mit angehaltenem Atem die Reaktion ihrer ersten Zuschauerin. Sie lächelte, runzelte die Stirn und lachte laut, als die Fußballspieler zusammenbrachen.
» Sehr gut«, meinte sie, als es vorbei war. » Exzellent. Was habt ihr damit vor?«
» Das besprechen wir noch«, sagte Theo.
» Kann ich mir vorstellen. Und jetzt ab ins Bett.«
Als sie das Zimmer verlassen hatte, schickte Chase das Video an Mr. Mount und an Sebastian Ryan vom Umweltbeirat.
Fünfundzwanzig
Um fünf Uhr am Sonntagnachmittag stellte Chase Umgehungsstraße ins Nirgendwo auf der gleichnamigen Facebook-Seite ihrer Gruppe und auf YouTube ein. Mehr als zweihundert Mal wurde »Gefällt mir« geklickt, und die meisten teilten den Link zum Video. Sebastian Ryan schickte den Link an alle anderen Umweltschutzgruppen, die gegen die Umgehungsstraße kämpften, diese leiteten ihn sofort per E-Mail an ihre Mitglieder weiter.
Bevor Theo am Sonntagabend das Licht ausschaltete, warf er noch einen letzten Blick auf YouTube. 1883 Personen hatten das Video gesehen, unter anderem Theos Eltern. Obwohl sie ihn unterstützten, waren sie besorgt, weil ihr Sohn in diesem hässlichen politischen Konflikt so im Licht der Öffentlichkeit stand.
Als Theo am Montagmorgen erwachte, war das Video dreitausendmal angesehen worden. Als er in die Schule kam, kannten seine Klassenkameraden kein anderes Thema. Bis zur Mittagspause waren es über viertausend Aufrufe. Als Theo am späten Montagnachmittag zu seinem wöchentlichen Besuch bei Ike die Treppe hinauflief, waren es fast fünftausend.
Theo hatte Ike in der Nacht zuvor per E-Mail informiert, und der hatte den Link den ganzen Tag über mit allen seinen Bekannten geteilt. Außerdem hatte er viele der Kommentare gelesen.
» Praktisch alle sind positiv«, sagte er. » Sieht so aus, als hättest du einen Nerv getroffen, Theo.«
Theo hatte ebenfalls viele der Kommentare gelesen und war von den Reaktionen überwältigt. Die Leute, die sich das Video angesehen hatten, waren natürlich zum Großteil gegen die Umgehungsstraße und freuten sich, dass das Video das Projekt verurteilte. Die meisten gaben zu, laut gelacht zu haben, als beide Fußballmannschaften von den giftigen Gasen überwältigt wurden. Allerdings gab es erwartungsgemäß auch einige Kritik. Ein Rezensent nannte das Video » ein zweiminütiges billiges Machwerk von Kindern, die nicht wählen, nicht Auto fahren,
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