Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
Machenschaften in der Zeitung den Kampf angesagt habe.«
» Das war ja auch starker Tobak.«
» Na und? Ich war eben wütend. Und Dad war ziemlich wütend, dass er so einen wertvollen Mandanten verloren hat. Ich verstehe nicht, warum unsere kleine Kanzlei Leute wie diesen Ford vertritt, aber das geht mich bestimmt wieder nichts an.«
» Weißt du, Theo«, sagte Ike nach einer langen Pause, » ich bin Joe Ford nie begegnet. Ich weiß einiges über ihn, wie vermutlich die meisten Menschen in der Stadt. Ich bezweifle, dass er kriminell ist. Man könnte ihn wohl als typischen Geschäftsmann bezeichnen, der jede sich bietende Gelegenheit nutzt. Das ist der amerikanische Stil. Und Leute wie Ford brauchen Anwälte, es ist also nichts daran auszusetzen, dass dein Vater ihn anwaltlich vertritt. Auch Anwälte müssen von irgendwas leben, Theo.«
» Und wenn ich nun etwas gesehen hätte?«, platzte Theo heraus. » In der Kanzlei, alte Akten, du weißt, was ich meine, Ike.«
Ike sah ihn strafend an. Wegen Theos Schnüffelei in der Kanzlei hatte es früher schon Ärger gegeben, und das musste dann oft Ike ausbaden.
» Hat es etwas mit Mr. Ford und seinen Geschäften zu tun?«, erkundigte er sich vorsichtig.
Theo nickte nur.
» Im Zusammenhang mit dem Land an der Sweeney Road und der Umgehungsstraße?«
Theo nickte nur.
» Etwas, von dem ich wahrscheinlich nichts weiß?«
Theo nickte nur.
» Etwas, das ›Fast Ford‹ geheim halten will?«
Theo nickte nur.
» Hast du dich wieder in das digitale Archiv der Kanzlei eingehackt?«
» Nein, und ich habe auch nicht herumgeschnüffelt. Ich war mit meinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, als ich über Akten von Joe Ford gestolpert bin, die zur Archivierung auf einem Tisch herumlagen.«
Ike wusste, dass Theo sich in der Kanzlei höchst selten mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigte. Er erhob sich langsam, streckte sich, rieb sich den Bart und ging dann zu einem Regal, um die Stereoanlage auszuschalten. Er lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust.
» Mehr will ich nicht wissen, Theo. Die Beziehung zwischen Anwalt und Mandant ist streng vertraulich. Jeder Mandant hat Anspruch auf Schutz– und das gilt für ehemalige Mandanten ebenso wie für aktuelle. Diese Akten gehen dich nichts an, und du hättest sie dir gar nicht ansehen dürfen.«
Theo fühlte sich plötzlich mies. Er wusste, dass Ike recht hatte, aber er hatte nicht so einen scharfen Tadel erwartet. Ike war noch nicht fertig.
» Es ist mir egal, was in den Akten steht, Theo, aber du musst es vergessen. Ist das klar?«
Und ob.
» Ein Anwalt ist verpflichtet, seine Mandanten zu schützen. Ohne Wenn und Aber.«
» Ich hab’s verstanden, Ike.«
Ike ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen und fixierte seinen Neffen. Eine weitere lange Pause trat ein.
» Soll ich es Dad erzählen?«, fragte Theo schließlich.
» Nein. Vergiss die Sache.«
» Okay.«
Ein paar Minuten später brach Theo auf. Während er langsam zur Kanzlei zurückradelte, versuchte er vergeblich, sich damit abzufinden, dass seine geheimen Informationen in den Tiefen des Archivs von Boone & Boone vergraben bleiben sollten. Das war einfach nicht fair.
Vierundzwanzig
Am Dienstag versammelten sich die Aktivisten nach dem Schlussgong in aller Eile in der Aula der Schule. Eine halbe Stunde lang würde der Raum leer sein, dann begann die sechste Klasse mit den Proben für ein Theaterstück. Mr. Mount hatte die dreißig Minuten für sie unter dem Vorwand herausgehandelt, sein Debattierteam brauche eine zusätzliche Übungseinheit. Hastig arrangierten sie die Bühne wie für eine echte Debatte: mit einem Rednerpult in der Mitte und langen Klapptischen auf beiden Seiten. Da es keine echte Debatte werden würde, wurden Stühle herangerückt, auf denen ein unechtes Publikum Platz nahm, das aus einem Dutzend von Theo und Hardie rekrutierten Freunden bestand. Um die Qualität der Videoaufnahme zu verbessern, verwendete Mr. Mount für seine Kamera ein Stativ.
» Und jetzt: Theodore Boone «, sagte Mr. Mount bei ausgeschalteter Kamera, als alle saßen.
Theo erhob sich an seinem Platz hinter dem Tisch. Rechts von ihm saßen Hardie, Chase und Woodie; alle vier trugen Ansteck-Krawatten und leuchtend gelbe OP -Masken. Theo ging zum Rednerpult und nickte dem gegnerischen Team zu, das Justin, Brian, Darren und Edward bildeten, vier Freiwillige aus einem Kurs von Mr. Mount. Auch sie trugen schlecht sitzende Ansteck-Krawatten
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