Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Malzone eine zwanzigprozentige Beteiligung an einem Unternehmen namens Parkin Land Trust hält. Die übrigen Anteile halten Mr. Joe Ford und zwei weitere Personen. Weiterhin bin ich im Besitz der Kopie einer sogenannten Option, mit der sich PLT das Recht sichert, achtzig Hektar in der Nähe der Sweeney Road von Mr. Walt Beeson zu erwerben, wenn der Verwaltungsrat von Stratten County die Umgehungsstraße genehmigt. Bei Prüfung dieser Dokumente ergibt sich eindeutig, dass Ihr Schwiegersohn mit der Umgehungsstraße beträchtliche Summen verdienen würde. Es handelt sich also um einen offensichtlichen Interessenkonflikt Ihrerseits. Mir ist nicht bekannt, ob Ihnen Joe Ford Zusagen gemacht hat und welcher Art diese gegebenenfalls sind, aber ich bin mir sicher, dass die Presse sehr an Ihren schmutzigen Geschäften interessiert wäre. Ich werde folgendermaßen vorgehen: Wenn Sie am nächsten Dienstagabend für die Genehmigung der Umgehungsstraße stimmen, werde ich diese Dokumente Mr. Norris Flay von der Strattenburg Gazette übergeben. Sollten Sie gegen die Umgehungsstraße stimmen, wird die Öffentlichkeit nie von dem zwielichtigen Geschäft zwischen Joe Ford und Ihrem Schwiegersohn erfahren, zumindest nicht von mir.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ein besorgter Wähler
    Durch ausführliche Recherche hatte Theo in Erfahrung gebracht, dass es nicht gegen das Gesetz verstieß, anonyme Briefe zu versenden. Jeder kann den amerikanischen Postdienst nutzen, um Briefe oder Pakete an jede beliebige andere Person zu verschicken, ohne seine Identität preiszugeben. Und solange der anonyme Brief keine Bedrohung enthält, kann der Absender auch keiner Straftat beschuldigt werden. Falls er überhaupt jemals gefunden wird.
    Handelte es sich bei seiner Ankündigung um eine Bedrohung im strafrechtlichen Sinn? Theo hatte stundenlang darüber nachgedacht. Ein Straftatbestand lag nur vor, wenn der Täter die eindeutige Absicht und Möglichkeit zur Ausführung des Verbrechens hatte. Wenn zum Beispiel A androhte, B zu töten, es aber offensichtlich nicht ernst meinte, war dies keine Straftat. Wenn A androhte, B zu töten und es ernst meinte, aber querschnittgelähmt war und im Rollstuhl saß, mangelte es ihm an der Fähigkeit, seine Drohung zu verwirklichen. Meinte A seine Drohung jedoch ernst und war in der Lage, die Androhung zu verwirklichen, lag ein Straftatbestand vor.
    Solche Argumentation waren das, was Theo am Recht so liebte.
    Im Fall von Mitchell Stak konnte Theos Androhung der öffentlichen Bloßstellung jedoch in keinem Fall als Straftat gewertet werden, selbst wenn er sie ernst meinte und in der Lage war, sie zu verwirklichen. Warum? Weil die Aufdeckung von Korruption etwas völlig anderes war, als einen Menschen zu töten. Die Aufdeckung von Korruption ist nicht rechtswidrig, die Tötung eines Menschen natürlich schon.
    Theo las den Brief erneut und wurde noch nervöser. Er fühlte sich wie David, der Goliath gegenübersteht. Stak war ein mächtiger Politiker, der seit fünfzehn Jahren, seit der Zeit vor Theos Geburt, im Verwaltungsrat des County saß. Für wen hielt sich Theo, dass er versuchte, einen solchen Mann einzuschüchtern?
    Andererseits würde Theo nie erwischt werden, zumindest theoretisch nicht. Falls er den Brief tatsächlich abschickte, würde er dafür sorgen, dass dieser nicht zurückzuverfolgen war. Das war schließlich der Sinn von anonymen Briefen. Der Absender sollte geheim bleiben. Er würde Gummihandschuhe tragen und die Briefmarke nicht anlecken. Alles würde gedruckt sein, ohne handschriftliche Vermerke, und er würde den Brief in der Schule ausdrucken, wo er nicht zurückzuverfolgen war. Er würde ihn in einen abgelegenen Briefkasten einwerfen, weit weg von allen Überwachungskameras. Er war davon überzeugt, dass er damit durchkommen würde.
    Allerdings hatte er dabei kein gutes Gefühl. Es kam ihm feige vor. Es musste einen besseren Weg geben, es mit einem unehrlichen Politiker aufzunehmen, als klammheimlich anonyme Briefe zu verschicken. Aber nachdem Theo drei Tage ununterbrochen fieberhaft nachgedacht und Pläne geschmiedet hatte, war ihm immer noch nichts anderes eingefallen.
    Er fuhr den Computer herunter, knipste das Licht aus, legte Judge ans Fußende des Bettes und versuchte einzuschlafen. Seine Augen wollten sich einfach nicht schließen.
    Der Brief war ein Bluff, sonst nichts. Es war eine leere Drohung, weil Theo nicht preisgeben konnte, was er wusste. Niemals würde er Norris Flay oder sonst

Weitere Kostenlose Bücher