Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
abstimmen. Mrs. Secretary, würden Sie bitte die Wahlordnung bekanntgeben?«
» Selbstverständlich«, sagte die Sekretärin, die am Ende des langen Tischs saß. » Alle fünf Mitglieder des Verwaltungsrats sind anwesend und werden abstimmen. Die Abstimmung erfolgt durch ein einfaches Ja, wenn Sie für die Umgehungsstraße stimmen, und durch ein Nein, wenn Sie sich gegen das Vorhaben aussprechen wollen. Die Entscheidung erfolgt mit einfacher Mehrheit. Mr. Stak?«
» Ja.«
» Mr. Grimes?«
» Ja.«
» Mr. Cerroni?«
» Nein.«
» Mr. McGray?«
Mr. McGray rieb sich den weißen Schnurrbart, wirkte besorgt und tief in Gedanken versunken.
» Nein«, krächzte er schließlich.
Theo saß Arm in Arm mit Hardie und April auf dem Boden vor dem Rednerpult und hatte das Gefühl, dass alle Kinder um ihn herum den Atem anhielten. In diesem Augenblick höchster Anspannung sah es nicht gut aus für sie. Mit zwei zu zwei Stimmen stand es unentschieden. Nun kam es auf Mr. Klasko an, der den Eindruck vermittelt hatte, dass er für die Umgehungsstraße war.
» Mr. Klasko?«
Klasko richtete sich hoch auf und warf den Kopf in Nacken. Er fuhr sich mit der Hand über den Mund, rutschte unruhig hin und her, schien nach Atem zu ringen und stammelte schließlich » Ich enthalte mich«.
Mitchell Stak und Lucas Grimes warfen Buddy Klasko entsetzte Blicke zu, aber er sah niemanden an. Er starrte auf ein weit entferntes Fenster, durch das er offenbar gern gesprungen wäre. Die Menge rang nach Luft, raunte, und niemand schien zu wissen, was das für die Abstimmung bedeutete.
» Mit zwei Stimmen dafür, zwei Stimmen dagegen und einer Enthaltung hat der Antrag auf Genehmigung des Bauvorhabens Red-Creek-Umgehungsstraße keine Mehrheit und ist damit abgelehnt«, verkündete die Sekretärin gelassen.
Das löste tosenden Beifall und stehende Ovationen aus. Die Kinder vorn im Raum hüpften auf und ab und applaudierten. Ihre Eltern umarmten sich, klatschten ab, schüttelten einander die Hände und feierten ihren Sieg. Inmitten des Lärms sammelten die fünf Verwaltungsratsmitglieder ihre Unterlagen ein und brachen auf. Die Sachverständigen von der Straßenbaubehörde und die Unterstützer des Projekts nahmen ihre Aktenkoffer und Materialien und steuerten die nächste Tür an.
Die Versammlung war beendet, aber die Kinder gingen noch lange nicht. Stattdessen scharten sie sich rund um das Rednerpult, wo Theo Boone inmitten der Menge stand und den größten Triumph seines bisherigen Lebens genoss.
Neunundzwanzig
Das Fest begann am Samstag nach der öffentlichen Anhörung um zwei Uhr nachmittags. Es war in letzter Minute vom Quinn-Clan improvisiert worden, der offenbar vollständig vertreten war. Die Quinns hatten jede Menge Leute eingeladen: Nachbarn, deren Land und Häuser ebenfalls bedroht gewesen waren, Menschen, die im Kampf gegen die Umgehungsstraße führend gewesen waren, wie Sebastian Ryan und Mitglieder des Sierra Clubs, und viele der Kinder der »gelben Gang«, die eine so wichtige Rolle gespielt hatten. An diesem klaren, sonnigen Nachmittag versammelten sich alle auf der Farm der Quinns hinter dem Haus, in dem langen, breiten Garten, in dem so viele Generationen von Quinns gespielt und gefeiert hatten.
Hardies Großvater, Mr. Silas Quinn, hatte am riesigen Grill die Kontrolle übernommen. Dort brutzelten Unmengen Hähnchen, Bratwürste, Hotdogs und Spareribs, und der köstliche Duft zog über die Farm. Einige erinnerte der bläuliche Rauch des Grills an Theos Rauchbomben. Hardies Großmutter, Mrs. Beverly Quinn, war am Tisch zugange, wo ein Festmahl angerichtet wurde. Bohnen, Krautsalat, Aufläufe, gefüllte Eier, Maiskolben– das Essen hätte für eine ganze Armee gereicht.
Theo war mit seinen Eltern und Judge gekommen, dessen gebrochenes Bein mittlerweile fast verheilt war, sodass er keine Schiene mehr brauchte. Judge tollte mit einem Dutzend anderer Hunde herum. Woody, Chase, April und mehrere andere Freunde von Theo spielten Frisbee, während ihre Eltern Eistee tranken und sich Geschichten von ihrem großen Sieg erzählten.
Die Party war ein echtes Freudenfest. Die Quinns waren überglücklich, dass ihr geliebtes Land gerettet worden war, und bedankten sich bei allen Anwesenden. Als es Zeit zum Essen war, versammelten sich Gäste und Gastgeber um den Tisch, und Hardies Vater, Reverend Quinn, sprach ein langes, bewegendes Gebet. Er bedankte sich für alles, aber ganz besonders für die alten und neuen Freunde, die einander
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