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Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Titel: Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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die Bibliothek. Mom und ich bleiben dabei.«
    »Geht klar.«
    Als Theo hereinkam, unterhielten sich Slater und Capshaw in der Bibliothek mit Mrs. Boone. Ihre Mienen waren ernst. Nach der offiziellen Vorstellung nahmen alle Platz. Theo saß zwischen seinen Eltern und Anwälten. Die Kriminalbeamten hatten sich auf der anderen Seite des Tisches niedergelassen. Wie immer war Slater der Wortführer, und Capshaw machte sich Notizen.
    »Tut mir leid, dass wir Sie so überfallen«, begann Slater, »aber Sie haben sicher gehört, dass heute Nachmittag im Fluss eine Leiche gefunden wurde.«
    Die drei Boones nickten. Theo hatte nicht vor zuzugeben, dass er die Polizei von dem Steilhang über dem Fluss aus beobachtet hatte. Er würde nur das unbedingt Notwendige sagen.
    »Das kriminaltechnische Labor arbeitet gegenwärtig an der Identifizierung«, fuhr Slater fort. »Ehrlich gesagt ist das nicht einfach, weil die Leiche– nun ja, die Verwesung ist schon recht weit fortgeschritten.«
    Theos Brust war wie zugeschnürt. Ihm steckte ein Kloß in der Kehle, aber er wollte auf keinen Fall weinen. April verwest? Am liebsten wäre er nach Hause gegangen, hätte sich in sein Zimmer eingeschlossen, sich aufs Bett gelegt und an die Decke gestarrt, bis er ins Koma fiel. Vor nächstem Jahr wollte er nicht wieder aufwachen.
    »Wir haben mit ihrer Mutter gesprochen«, sagte Slater voller Mitgefühl. »Sie sagt, du bist Aprils bester Freund. Ihr seid ständig in Kontakt, verbringt viel Zeit miteinander. Stimmt das?«
    Theo nickte, brachte aber kein Wort heraus.
    Slater sah Capshaw an, der den Blick erwiderte, ohne seinem Stift eine Pause zu gönnen.
    »Theo, wir müssen wissen, was April zum Zeitpunkt ihres Verschwindens getragen haben könnte«, ergänzte Slater.
    »An der Leiche, die im Labor untersucht wird, wurden Überreste von Kleidungsstücken gefunden, die eine Identifizierung ermöglichen könnten«, ergänzte Capshaw.
    Sobald Capshaw eine kurze Pause einlegte, übernahm Slater. »Wir haben mithilfe von Aprils Mutter ein Inventar ihrer Kleidung erstellt. Sie sagt, du hättest ihr vielleicht etwas geschenkt. Eine Baseballjacke oder so.«
    Theo schluckte mühsam und bemühte sich, laut und deutlich zu sprechen. »Ja, das stimmt. Letztes Jahr habe ich April eine Twins-Baseballjacke und eine passende Kappe gegeben.«
    Capshaw schrieb noch schneller.
    »Kannst du diese Jacke beschreiben?«, fragte Slater .
    Theo zuckte die Achseln. »Natürlich. Sie war dunkelblau und rot abgesetzt– das sind die Farben des Bundesstaats Minnesota, wo die Twins herkommen. Auf dem Rücken stand in roten und weißen Buchstaben das Wort TWINS .«
    »Leder, Stoff, Baumwolle, Synthetik?«
    »Ich weiß nicht, vielleicht Synthetik. Ich glaube, das Innenfutter war Baumwolle, aber sicher bin ich mir nicht.«
    Die beiden Detectives wechselten Blicke, die nichts Gutes verhießen.
    »Darf ich fragen, warum du ihr die Jacke geschenkt hast?«
    »Natürlich. Ich hatte sie bei einem Gewinnspiel auf der Twins-Website gewonnen, und weil ich schon zwei oder drei Twins-Jacken hatte, habe ich sie April geschenkt. Es war Medium, eine Kindergröße, das ist mir zu klein.«
    »Interessiert sie sich für Baseball?«, fragte Capshaw.
    »Eigentlich nicht. Sie mag keinen Sport. Das Geschenk war eher als Witz gedacht.«
    »Hat sie die Jacke oft getragen?«
    »Ich habe sie nie damit gesehen. Mit der Kappe übrigens auch nicht.«
    »Wieso die Twins?«, wollte Capshaw wissen.
    »Ist das wirklich relevant?«, mischte sich Mrs. Boone ein.
    Capshaw zuckte zusammen, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst.
    »Nein, tut mir leid.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, erkundigte sich Mr. Boone.
    Wie auf Kommando atmeten beide Beamte vernehmbar aus und holten dann erst einmal tief Luft.
    »So eine Jacke war weder in Aprils Schrank noch in ihrem Zimmer noch sonst irgendwo im Haus zu finden. Wir können wohl davon ausgehen, dass sie sie getragen hat, als sie das Haus verließ. Es war nur knapp fünfzehn Grad warm, also hat sie sich vermutlich die nächstbeste Jacke geschnappt.«
    »Und die Bekleidung der Leiche?«, hakte Mrs. Boone nach.
    Die Kriminalbeamten wanden sich unbehaglich und warfen einander betretene Blicke zu.
    »Dazu können wir uns im Augenblick nicht äußern«, sagte Slater. Das war auch nicht nötig, denn die Körpersprache der beiden war eindeutig. Die Jacke, die Theo gerade beschrieben hatte, stimmte mit der Bekleidung der Leiche überein– davon war zumindest Theo

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