Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
würde, ging ich weg, um mich zu beruhigen und mir das Gesicht zu waschen. Aber ich behielt das Lama im Auge, und das Lama mich offenbar auch. Zu meinem Job gehört es, den Eingang zu kontrollieren. Manchmal versuchen Leute, Waren mitzunehmen, die sie nicht bezahlt haben, das kann ich nicht durchgehen lassen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
» Natürlich.«
» Jedenfalls bin ich eine halbe Stunde später wieder bei der Arbeit und komme an Miss Petunias Stand vorbei, sage aber kein Wort zu ihr oder dem Lama. Ich bleibe stehen, um mich mit Mr. Dudley Bishop zu unterhalten, als ich plötzlich etwas in meinem Rücken spüre und Mr. Bishop gar nichts mehr sagt. Als ich mich umdrehe, starrt mir das Lama ins Gesicht. Bevor ich ausweichen kann, spuckt mir das Vieh zum zweiten Mal ins Gesicht. Es war genauso eklig wie beim ersten Mal. Mr. Bishop hier ist mein Zeuge.«
Mr. Dudley Bishop, der auf einem Klappstuhl im Zuschauerraum Platz genommen hatte, hob die Hand.
» Stimmt das auch alles, Mr. Bishop?«, fragte der Richter.
» Jedes Wort ist wahr«, erwiderte der Zeuge.
» Fahren Sie fort.«
» Ich war ziemlich sauer. Die Leute lachten über mich und machten sich lustig, also wischte ich mir das Gesicht ab und ging zu Miss Petunia. Sie hatte alles gesehen, fand aber nichts dabei. Sie sagte, ich solle mich von dem Lama fernhalten, dann sei alles in Ordnung. Ich erklärte ihr, ich hätte das Recht, meine Arbeit zu tun, und das Problem sei auf ihrer Seite, nicht auf meiner. Sie solle etwas mit ihrem blöden Lama tun. Aber das wollte sie nicht. Als ich mich wieder beruhigt hatte, versuchte ich, mich so weit wie möglich fernzuhalten. Wenn ich dem Eingang zu nahe kam, blieb das Lama stehen und sah mich drohend an. Ich redete mit Frankie darüber und schlug vor, für den Rest des Vormittags mit ihm zu tauschen, aber er wollte von dem Lama nichts wissen. Er sagte, ich solle die Tierfänger rufen, was ich auch tat. Der Beamte kam und sprach mit Miss Petunia. Sie sagte, es gebe keine städtischen Vorschriften, Lamas an der Leine zu führen oder einzusperren, und der Beamte gab ihr recht. Offenbar können sich Lamas in der Stadt frei bewegen und Leute anspucken.«
» Mir war nicht klar, dass das in Strattenburg ein Problem ist«, stellte Richter Yeck fest.
» Jetzt schon. Aber das ist noch nicht alles.«
» Fahren Sie fort.«
» Letzten Samstag ist es wieder passiert, nur schlimmer. Ich ging dem Lama aus dem Weg, machte meinen Job, so gut es eben ging, ohne dem Tier in die Quere zu kommen oder auch nur Blickkontakt aufzunehmen. Ich wechselte weder mit Miss Petunia noch mit sonst jemandem dort auch nur ein einziges Wort. Die andere Dame da drüben, Mrs. Finnemore, hat den Stand daneben. Sie verkauft Ziegenkäse und hat diesen Klammeraffen, der sich da herumtreibt und wahrscheinlich Kunden anlocken und den Absatz ankurbeln soll.«
» Was hat der Affe mit dem Lama zu tun?«
» Das kann ich Ihnen sagen. Manchmal sitzt der Affe auf dem Lama und reitet sozusagen, was immer jede Menge Aufmerksamkeit erregt. Die Kinder stehen herum und fotografieren. Manche Eltern lassen ihre Sprösslinge mit dem Lama und dem Affen posieren. Ein kleines Mädchen bekam Angst und fing an zu schreien. Ich ging hin, und als das Lama mich sah, rannte es auf mich zu. Ich war noch mehr als zehn Meter entfernt, aber es attackierte trotzdem. Da ich nicht wieder angespuckt werden wollte, trat ich den Rückzug an. Das Lama rannte weiter auf mich zu, der Affe hing wie ein Cowboy auf seinem Rücken. Als ich merkte, wie ernst die Lage war, drehte ich mich um und nahm die Beine in die Hand. Je schneller ich lief, desto schneller rannte das Lama. Der Affe kreischte, wahrscheinlich hatte er seinen Spaß. Es war etwa acht Uhr, der Markt war also voll mit Menschen, die sich halbtot lachten. Ich hatte keine Ahnung, ob das Vieh mich beißen wollte oder was es für Absichten hatte. Fast hätte ich zur Waffe gegriffen, aber es standen zu viele Menschen herum. Außerdem wollte ich das Lama ja nicht umbringen. Es verfolgte mich über den ganzen Markt, die Leute lachten, der Affe kreischte– es war einfach furchtbar.«
Richter Yeck hielt sich eine Akte vor das Gesicht, um zu verbergen, dass er es kaum schaffte, ein Lachen zu unterdrücken. Bei einem Blick in die Runde stellte Theo fest, dass sich alle bestens amüsierten.
» Das ist nicht witzig, Euer Ehren«, sagte Boland.
» Fahren Sie fort.«
» Es endete damit, dass ich hinfiel. Ich stolperte vor Butch Tuckers
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