Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
beiden Boone-Spürnasen davon ausgingen, dass die Angriffe auf Theo das Werk von mindestens zwei Personen waren, passten Isaac und sein Bruder genau ins Bild. Aber wie immer, wenn sie einen Verdächtigen ins Auge gefasst hatten, konnte sich Theo beim festen Willen kein Motiv vorstellen. Wieso sollten sich Isaac und sein Bruder solche Mühe geben, Theos Leben zu zerstören? Es ergab einfach keinen Sinn.
Mr. Boone fuhr in seinem Geländewagen vor. Er öffnete die Heckklappe, nahm Theos Rad und packte es auf die Golfschläger im Kofferraum. Judge, der zusammengerollt auf dem Beifahrersitz lag, wurde auf den Rücksitz verfrachtet. Theo saß mit verschränkten Armen vorne und hielt den Blick starr geradeaus gerichtet, als sie losfuhren. Keiner sprach ein Wort, bis Theo merkte, dass es nicht nach Hause ging.
» Wo fahren wir hin, Dad?«, fragte er.
» Zur Polizeistation.«
» Okay. Warum?«
» Weil ich will, dass die Beamten mit eigenen Augen sehen, dass wir ihnen keine Märchen aufgetischt haben. Jemand hat es auf dich abgesehen und versucht, dir eine Straftat anzuhängen, die du nicht begangen hast.«
Theo gefiel der Gedanke. Sie parkten auf der Straße vor der Polizeistation.
» Du wartest hier.« Mr. Boone schlug die Tür zu und stapfte ins Gebäude. Die Minuten verstrichen, während Theo Judge erklärte, was los war. Judge schien verwirrt. Dann kam Detective Vorman gemeinsam mit Mr. Boone ans Auto. Dieser öffnete die Heckklappe und zog das Rad auf den Stoßfänger. Theo stieg aus, um auch mitzureden.
» Sehen Sie sich das an«, sagte Mr. Boone energisch, hob den Vorderreifen an und zeigte auf das Loch in der Seitenwand. » Das ist das dritte Mal diese Woche.«
Vorman sah sich den Schnitt genauer an und berührte den Reifen. » Das war eindeutig vorsätzlich.«
» Allerdings«, erwiderte Mr. Boone.
» Und wo ist das passiert?«, fragte Vorman.
» Vor dem Veteranenklub, genau da, wo letzten Dienstag der Hinterreifen zerschnitten wurde.«
» Und was soll ich damit anfangen?«, fragte Vorman.
Mr. Boone schob das Rad wieder in den Geländewagen und schlug die Heckklappe zu. » Sie sollen endlich kapieren, dass die Person, die diese Fahrradreifen aufgeschlitzt und unsere Fensterscheibe eingeworfen hat, auch versucht, meinem Sohn den Einbruch anzuhängen. Das sollen Sie damit anfangen. Sie sollen merken, dass Sie Ihre Zeit verschwenden, wenn Sie gegen Theo ermitteln und ihn einer Straftat beschuldigen.«
Gib’s ihm, Dad, hätte Theo gern gesagt.
» Wieso sind Sie so sicher, dass es da einen Zusammenhang gibt?«, fragte Vorman, sarkastisch wie immer.
» Ich kann Ihnen garantieren, dass es den gibt, und wenn Sie das nicht endlich einsehen, werden Sie nie herausfinden, wer in den Computerladen eingebrochen ist. Sie können Ihre Zeit natürlich verschwenden, wie Sie wollen, aber lassen Sie meinen Sohn in Ruhe. Er hat damit nichts zu tun.«
» Ist ja klar, dass Sie als Vater das sagen!«, erklärte Vorman mit erhobener Stimme und sichtlich genervt. » Wenn ich einen Dollar für alle Eltern hätte, die schwören, dass ihre kostbaren Sprösslinge unschuldig sind, wäre ich reich. Die Ermittlungen führen immer noch wir, Mr. Boone, und auf Ihre Unterstützung können wir gut verzichten. Für den Augenblick und bis zum Beweis des Gegenteils ist Ihr Sohn unser Hauptverdächtiger. Alle Indizien deuten auf ihn hin.« Vorman fuchtelte wütend mit dem Finger in Theos Richtung, drehte sich um und ging davon.
Als sie losfuhren, fühlte Theo sich noch mieser, und er nahm an, dass es seinem Vater genauso ging. Da Gils Fahrradgeschäft bereits geschlossen war, fuhren sie nach Hause.
» Spielst du morgen mit mir Golf?«, fragte Mr. Boone.
» Von mir aus«, erwiderte Theo ohne Begeisterung.
» Es soll regnen.«
» Das war ja zu erwarten.« Wie anders hätte diese katastrophale Woche enden können als mit einem Wolkenbruch und Golf im strömenden Regen?
Am Freitagabend aß die Familie normalerweise im Malouf, einem libanesischen Restaurant, das auf Fisch und Meeresfrüchte spezialisiert war, aber weder Theo noch seine Eltern hatten große Lust dazu. Sie waren nach der langen Woche voller ungewöhnlicher Ereignisse einfach nur müde. Die ständige Sorge schlug sich auf die Stimmung nieder. Seit drei Tagen fragte sich Theo nur noch, ob er aufgrund der falschen Beschuldigungen verhaftet und vielleicht sogar in ein Jugendgefängnis geschickt werden würde. Er wusste, dass sich seine Eltern viel mehr Sorgen machten, als sie
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