Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
froh, dass die Woche vorbei war. Sie hatte am Montag mit einem aufgeschlitzten Reifen begonnen, und von da an war es steil bergab gegangen. Er hatte allen Grund zur Sorge. Wenn er nicht herausfand, wer es auf ihn abgesehen hatte, und zwar schnell, würde die nächste Woche noch schlimmer werden.
Major Ludwig wartete im Keller des Veteranenclubs, der Versammlungsstätte von Trupp 1440. Das Treffen war für vier Uhr angesetzt, aber der Major erwartete von seinen Pfadfindern, dass sie sich mindestens fünf Minuten davor einfanden. Er hasste Unpünktlichkeit und konnte sehr ungehalten werden, wenn jemand zu spät kam.
Brian und Edward, zwei Mitschüler aus Mr. Mounts Klasse, waren bereits da, zusammen mit Sam, Isaac und Bart aus der Siebten. Alle sechs hatten sich für das Luftfahrt-Verdienstabzeichen angemeldet, das sie unter Anleitung von Major Ludwig machen sollten. Er war Kampfpilot bei den Marines gewesen und arbeitete nun als Teilzeit-Fluglehrer am Flughafen der Stadt.
Zuerst fühlte sich Theo in Anwesenheit seiner Klassenkameraden Brian und Edward etwas unbehaglich. Er wusste nicht recht, ob er verlegen oder stolz sein sollte. Welche Gerüchte kursierten in seiner Abwesenheit an der Schule? Wahrscheinlich viele. Der Major spürte die Spannung und ging sofort dazu über, seine Pläne zu erläutern.
» Das wird eine aufregende Sache«, begann er. » Ich fliege seit fast vierzig Jahren und habe jede Minute davon genossen. Wir werden uns Flugzeuge ansehen– Maschinen mit Kolbenmotoren, Turboprops und Jets. Wir werden ein Modellflugzeug mit Batterieantrieb bauen, das bis auf eine Höhe von siebzig Metern steigen kann. Dabei lernen wir die Grundlagen des Fliegens kennen: Fluggeschwindigkeit, Auftrieb, Strömung, Aerodynamik und die Steuerelemente: Querruder, Höhenruder und Seitenruder. Ihr übt, Luftfahrtkarten zu lesen, und plant einen echten Flug, einen Flug, den ihr an einem hervorragenden Computersimulator durchführt. Dann besuchen wir den Flughafen von Strattenburg, sehen uns verschiedene Maschinen an, besichtigen den Tower und beobachten die Fluglotsen bei der Arbeit. Der Flugverkehr ist nicht besonders dicht, aber es ist trotzdem interessant zu sehen, wie ein Lotse damit umgeht. Und– last but not least– werden wir, wenn ihr euch die Grundlagen angeeignet habt, einen richtigen Flug unternehmen. Wenn eure Eltern es erlauben, nehme ich je zwei von euch in meiner kleinen Cessna mit. Wir steigen auf tausendsechshundert Meter, und dann übergebe ich euch das Flugzeug. Ich werde die Hände die ganze Zeit am Steuer lassen, aber ihr werdet ein gutes Gefühl für die Maschine bekommen. Wir üben Abdrehen, Steigen und Sinkflug. Dafür suchen wir uns einen schönen Tag aus, damit ihr unsere Stadt und Umgebung auch richtig aus der Luft sehen könnt. Was haltet ihr davon, Männer? Klingt das gut?«
Die sechs Jungen waren wie in Trance bei dem Gedanken an das bevorstehende Abenteuer. Alle sechs nickten eifrig. Für den Augenblick hatte Theo seine Probleme vergessen. Der Major verteilte die Hefte für das Luftfahrt-Verdienstabzeichen und erklärte die Aufgabe für die Versammlung am nächsten Freitag. Dann griff er zu einem Modellflugzeug, das er für echten Flugunterricht einsetzte, und erläuterte die verschiedenen Teile.
Theo, ein unverbesserlicher Träumer, dachte daran, wie cool es sein musste, Flugzeuge zu steuern– Kampfflugzeuge genauso wie große 747-Jets. Ein wunderbares Leben: erst das Abenteuer des Luftkampfs hoch über dem Gefechtsfeld, dann die Welt als Kapitän eines Luxus-Verkehrsflugzeugs kennenlernen. Bisher hatte er immer Anwalt werden wollen, aber im Augenblick hatte das Recht etwas von seiner Anziehungskraft eingebüßt. Pilot zu werden klang viel aufregender.
Um Punkt fünf Uhr erklärte der Major die Versammlung für beendet. Bis zum nächsten Treffen hatten alle ihre Aufgaben, die ordnungsgemäß erledigt werden mussten.
» Theo, kann ich dich kurz sprechen?«, fragte er, als sich die Jungen verabschiedeten und schon fast zur Tür hinaus waren.
» Selbstverständlich, Major.«
Die anderen stiegen auf ihre Räder und fuhren davon. Theo und der Major blieben an der Tür stehen.
» Es geht mich ja nichts an«, begann der Major, » aber ich habe gehört, du hast es im Augenblick nicht leicht, irgendwelche Probleme mit der Polizei wegen eines Einbruchs. Ich will nicht neugierig sein, Theo, aber ich mache mir Sorgen.«
Theo nickte und überlegte einen Augenblick, ob es besser war, den Mund
Weitere Kostenlose Bücher