Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
zu halten. Dann kam es ihm albern vor, geheimnisvoll zu tun, während sein Gesicht überall im Internet kursierte, sein Name in einem Atemzug mit dem Einbruch genannt wurde und seine Schuld beschlossene Sache zu sein schien.
» Das stimmt. Sieht so aus, als wäre ich der Hauptverdächtige.«
» Du hast also mit der Polizei gesprochen?«
» Mehrmals.« Eigentlich wusste er schon gar nicht mehr, wie oft. » Die glauben mir nicht und wollen mir den Einbruch unbedingt anhängen.«
» Das ist absurd, Theo.«
» Finde ich auch.«
» Weißt du, ich bin als Freiwilliger am Jugendgericht tätig. Wenn ein Jugendlicher Probleme hat und jemanden braucht, der ihm zuhört und ihn berät, ernennt das Gericht mich, zur Unterstützung. Der Jugendliche bekommt natürlich einen Anwalt, aber du weißt selbst, wie beschäftigt Anwälte sind. Ich arbeite mit dem Anwalt zusammen, um das Beste für den Jugendlichen zu erreichen. Damit will ich sagen, dass ich beide Jugendrichter gut kenne. Wenn du willst, setze ich mich gern für dich ein, nicht als freiwilliger Berater– den brauchst du nicht–, sondern als jemand, der inoffiziell mit den Richtern reden kann. Dich des Einbruchs zu bezichtigen, ist lächerlich.«
Theos Kehle war wie zugeschnürt. » Danke, Major«, stammelte er.
» Ich weiß, dass du unschuldig bist, Theo, und ich werde alles tun, um dir zu helfen.«
» Danke«, sagte Theo, der seine Rührung kaum unterdrücken konnte.
Achtzehn
Der Major schüttelte Theo die Hand, klopfte ihm auf den Rücken und schloss die Tür hinter ihm. Theo ging zu seinem Rad und stieg auf. Als er losfuhr, merkte er sofort, dass etwas nicht stimmte: Sein Vorderreifen war platt.
Er spürte einen Stich in der Magengrube und wusste nicht recht, ob es Wut oder Angst war– oder beides. Er sah sich nach eventuellen Beobachtern um, starrte dann den Reifen an und überlegte, was er tun sollte. Es fiel ihm nichts ein. Er war so wütend und verwirrt, dass er nicht klar denken konnte. Langsam stieg er ab und sah sich den Vorderreifen an. Der kleine Schnitt kam ihm bekannt vor.
Er beschloss, den Major nicht zu behelligen, und schob sein Rad über den Parkplatz des Veteranenklubs auf den Gehweg. Je länger er unterwegs war, desto besser arbeitete sein Verstand. Wer wusste, dass er am Freitagnachmittag um vier bei den Pfadfindern sein würde? Plötzlich hatte er fünf Verdächtige: die anderen Pfadfinder. Brian und Edward aus seiner Klasse, Bart, Isaac und Sam aus der Siebten. Sie hatten ihre Räder in demselben Ständer abgestellt wie Theo, und während er noch mit dem Major sprach, hätte jeder von ihnen Gelegenheit gehabt, mit dem Messer seinen Vorderreifen aufzuschlitzen.
Die Kanzlei war fast einen Kilometer entfernt, und Theo war müde. Er rief seinen Vater auf dem Handy an. Der antwortete sogar. Woods Boone hasste sein Mobiltelefon und ignorierte es normalerweise.
» Dad, ich bin’s«, sagte Theo.
» Ja, Theo, das sehe ich auf dem Display. Was ist los?«
» Jemand hat mir wieder den Reifen aufgeschlitzt. Der Vorderreifen ist völlig platt. Das muss vor dem Veteranenklub passiert sein, als ich bei dem Treffen mit dem Major war.«
» Wo bist du jetzt?«
» Bennington Street, auf Höhe der Fourteenth Street.«
» Bleib, wo du bist. Ich bin in zehn Minuten da.«
Theo stellte sein defektes Rad ab, setzte sich an einer Bushaltestelle auf die Bank und dachte über Brian und Edward nach. Beide waren nette Jungen aus intakten Familien. Beide hatten ihre Schließfächer ganz in der Nähe von Theos Spind, aber keiner hatte einen Grund, seine Reifen aufzuschlitzen, in ein Computergeschäft einzubrechen oder Diebesgut in seinem Schrank zu verstecken. Theo betrachtete beide als Freunde. Die Siebtklässler kannte er nicht so gut, obwohl alle Pfadfinder gut miteinander auskamen. Darauf legte der Major großen Wert. Sams Vater war Arzt, seine Mutter Zahnärztin. Theo konnte sich nicht vorstellen, dass er in kriminelle Machenschaften verwickelt war. Bart hatte grundsätzlich nur Bestnoten und war ein unglaublich netter Mensch. Der einzig plausible Verdächtige war Isaac Scheer, ein ruhiger, melancholischer Junge, der häufig düsterer Stimmung war, das Haar ein wenig zu lang trug und Heavy Metal hörte. Die Familie war schwierig. Eine ältere Schwester war wegen Drogenbesitzes festgenommen worden. Der Vater war häufig arbeitslos und lebte angeblich vom Einkommen seiner Frau.
Vor allem aber hatte Isaac einen älteren Bruder auf der Highschool. Da die
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