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Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)

Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Loch in seine Ersparnisse.
    Immer wieder warf er einen Blick über die Schulter. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er beobachtet wurde.
    Gils Fahrradgeschäft lag mitten in der Stadt, ein paar hundert Meter vom Gericht entfernt in einer schmalen Straße mit mehreren kleinen Läden. Es gab dort eine Reinigung, ein Schuhgeschäft, ein Fotolabor, eine Bäckerei, einen Messerschleifer, der Ike noch Geld für seine Steuererklärung schuldete, und mehrere Imbissstuben. Theo war stolz darauf, dass er die Inhaber alle persönlich kannte. Gil mochte er besonders. Der Fahrradhändler war ein kleiner Mann mit einem beeindruckenden Bauch, um den er stets eine dicke, vor Schmutz starrende Arbeitsschürze gebunden hatte. Fahrräder zu verkaufen und zu reparieren war Gils Leidenschaft. Sein Laden war vollgestopft mit Rädern jeder Größe und Farbe. Die kleineren Modelle hingen an großen Haken von der Decke, die exklusiveren Mountainbikes wurden in den Schaufenstern präsentiert.
    Völlig erledigt schob Theo sein Rad durch die Eingangstür. Der Tag war ein einziges Desaster gewesen.
    Gil saß hinten im Laden auf einem Hocker an einer Theke und trank Kaffee. » Ja, hallo«, sagte er. » Wer kommt denn da schon wieder?«
    » Hallo, Gil«, erwiderte Theo. » Die nächste Reifenpanne.«
    » Wie ist denn das passiert?«, wollte Gil wissen. Er wälzte sich von seinem Hocker und watschelte zu Theo.
    » Sieht nach Sabotage aus.«
    Gil hob den Lenker an, drehte den Vorderreifen, bis er das Loch fand, und pfiff leise. » Hast du jemanden geärgert?«
    » Nicht, dass ich wüsste.«
    » Ein kleines Taschenmesser, würde ich sagen. Ein Unfall war das nicht. Da ist nichts zu machen, Theo, du brauchst einen neuen.«
    » Das hatte ich schon befürchtet. Wie viel?«
    » Das müsstest du mittlerweile besser wissen als ich. Achtzehn Dollar. Soll ich deinem Vater die Rechnung schicken?«
    » Nein, der hat von mir und meinen Fahrradreifen die Nase voll. Den hier bezahle ich, aber achtzehn Dollar auf einmal kann ich nicht aufbringen.«
    » Wie viel kannst du sofort zahlen?«
    » Ich kann Ihnen morgen zehn geben und den Rest in ein paar Wochen. Sie haben mein Wort. Ich unterschreibe auch einen Schuldschein, wenn es nötig ist.«
    » Ich dachte, du bist Jurist, Theo.«
    » Irgendwie schon.«
    » Dann musst du dich aber besser informieren. Minderjährige können keine rechtsgültigen Verträge abschließen. So ein Schuldschein hätte also gar keinen Wert.«
    » Ja, klar, das weiß ich natürlich.«
    » Gib mir einfach die Hand drauf. Zehn Dollar morgen, die restlichen acht in zwei Wochen.«
    Gil streckte seine schmutzige rechte Pranke aus, und Theo schüttelte sie.
    Eine Viertelstunde später flitzte er durch die Park Street und freute sich, wieder mobil zu sein. Trotzdem fragte er sich, ob es noch schlimmer kommen konnte. Und wie viel sollte er seinen Eltern erzählen? Je weiter er sich von seinem teilweise ausgeräumten Spind entfernte, desto unwichtiger kam ihm die Sache vor. Der Diebstahl war zwar ärgerlich, aber damit konnte er leben. Der aufgeschlitzte Reifen war eine andere Sache, weil dabei eine Waffe zum Einsatz gekommen war.
    Als er sich der Kanzlei Boone & Boone näherte, kam Theo plötzlich ein beängstigender Gedanke. Wenn der Dieb nun auch den Reifen aufgeschlitzt hatte?

Vier
    Boone & Boone war eine kleine Kanzlei in einer Straße, in der zahlreiche andere Anwälte, Steuerberater und Architekten ihre Büros hatten. Alle Gebäude in diesem Teil der Park Street waren einmal Wohnhäuser gewesen, aber das war lange her.
    Theo trug sein Fahrrad die Vordertreppe hinauf und lehnte es neben der Tür an die Wand, wo er es immer parkte. Dann vergewisserte er sich, dass niemand ihn und sein Fahrrad beobachtete. Am Empfang hinter der Eingangstür führte Elsa Miller das Regiment, die Chefsekretärin und inoffizielle Chefin der Kanzlei. Sie war eine rüstige, hyperaktive Frau, die alt genug war, um Theos Großmutter zu sein, und sich oft auch so benahm. Wie immer sprang sie von ihrem Schreibtischstuhl auf, sobald sie Theo entdeckte, und stürzte sich auf ihn. Sie drückte ihn heftig, zupfte ihn schmerzhaft am Ohrläppchen und zerzauste ihm das Haar, gab ihm aber zum Glück keinen Kuss. Selbst Elsa war klar, dass Dreizehnjährige keinen Wert mehr auf Küsse legten. Während dieser Attacke– und das war es für Theo– redete sie ununterbrochen.
    » Theo! Wie war’s in der Schule? Hast du Hunger? Findest du, dein Hemd passt zu dieser Hose? Hast du

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