Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
Gericht vertagt sich«, sagte Richter Gantry und ließ den Hammer niedersausen.
Theo drückte sich im Saal herum, bis ein Gerichtsdiener das Licht ausschaltete. Notgedrungen radelte er dann Richtung Schule. Zwei Straßen weiter tauchte ein schwarzer Jeep Cherokee auf, der auf gleicher Höhe mit ihm blieb. Das Beifahrerfenster öffnete sich, und Pacos schwarzer Kopf erschien. Er lächelte, sagte aber nichts.
Theo trat auf die Bremse, und der Wagen rollte an ihm vorbei. Was wollten die von ihm?
Er war so verstört, dass er spontan in einen Fußweg einbog, um sich quer durch einen Privatgarten zu verdrücken. Während er noch einen Blick über die Schulter warf, verstellte ihm ein breit gebauter Mann den Weg und packte seinen Fahrradlenker.
» He, du da!«, brüllte er, obwohl er Theo direkt vor der Nase hatte.
Es war Buck Bolognese, und er kochte vor Wut.
» Lass dich nie wieder in meinem Garten blicken!«, blaffte er, ohne den Lenker loszulassen.
» Okay, okay. Tut mir leid«, stotterte Theo, der jeden Augenblick mit einer Ohrfeige rechnete.
» Wie heißt du?«, fuhr Bolognese ihn an.
» Theodore Boone. Lassen Sie mein Fahrrad los.«
Bolognese steckte in einer schlecht sitzenden billigen Uniform, auf deren Ärmeln die Aufschrift » ALL - PRO SECURITY « eingestickt war. An seinem Gürtel hing eine ziemlich große Pistole.
» Halt dich von meinem Garten fern, verstanden?«
» Verstanden«, sagte Theo.
Bolognese ließ los, und Theo trat in die Pedale. Noch einmal gut gegangen. Plötzlich freute er sich geradezu auf die Schule und sein sicheres Klassenzimmer.
Drei
Theo meldete sich im Sekretariat und gab seine Befreiung ab. Seine Klasse hatte gerade Chemie, und Theo wollte nicht mitten in die Stunde platzen. Stattdessen ging er zu Mr. Mounts winzigem Büro, das sich im selben Gang befand wie sein Klassenzimmer. Die Tür stand offen. Theo hatte Glück: Mr. Mount saß an seinem Schreibtisch, aß ein Sandwich und sah sich auf seinem Laptop die Lokalnachrichten an.
» Setz dich«, sagte er, und Theo ließ sich auf dem einzigen Besucherstuhl nieder.
» Dann wissen Sie also Bescheid«, stellte Theo fest.
» Allerdings. In den Nachrichten wird ausführlich darüber berichtet.« Mr. Mount schob seinen Laptop ein paar Zentimeter näher an Theo heran, damit er besser sehen konnte. Der Sheriff sprach gerade zu einer Horde Reporter. Offenbar sei Mr. Duffy spurlos verschwunden, eine Hausdurchsuchung sei ergebnislos geblieben. Beide Autos, ein Mercedes und ein Ford-Geländewagen, stünden abgeschlossen in der Garage. Mr. Duffy habe am späten Sonntagnachmittag wohl allein Golf gespielt. Ein Caddy habe gesehen, wie er in einem Golfcart den Platz verließ und in Richtung seines Hauses am sechsten Loch fuhr– wie üblich, wenn er eine Runde gespielt hatte. Am Sonntagabend um 22.30 Uhr habe Pete Duffy mit Clifford Nance telefoniert und– nach Aussage von Nance– mit seinen Verteidigern einen Termin für sieben Uhr morgens vereinbart, um sich ausführlich auf die Verhandlung vorzubereiten.
Pete Duffy lebte gut drei Kilometer östlich der Stadt in einer relativ neuen Siedlung namens Waverly Creek, einer Luxus-Wohnanlage, deren Mittelpunkt drei Golfplätze waren. Der Schutz der Privatsphäre wurde hier ganz großgeschrieben. Das Kommen und Gehen an den Toren wurde rund um die Uhr von Sicherheitspersonal und Kameras überwacht. Der Sheriff zeigte sich überzeugt, dass Pete Duffy Waverly Creek nicht im Schutz der Dunkelheit durch eines der Tore verlassen hatte.
» Ich nehme an, er hat eine der Schotterpisten genommen, die auf das Gelände führen«, spekulierte er. Es war ihm deutlich anzumerken, dass er nicht viel für Reporter übrighatte.
Bisher gebe es allerdings keinerlei Hinweise darauf, wie Pete Duffy geflohen war. Zu Fuß, mit dem Rad, einem Roller, Pkw oder Golfcart– das sei bisher nicht zu klären gewesen. Der Zulassungsbehörde zufolge besitze Duffy allerdings weder Roller, Motorrad noch sonst ein anmeldepflichtiges Fahrzeug.
Mit mehr oder weniger unsinnigen Fragen bombardiert erklärte der Sheriff, es gebe erstens keine Anhaltspunkte dafür, dass ein Komplize an Duffys Flucht beteiligt gewesen sei, zweitens keinen Abschiedsbrief, falls er von einer Brücke gesprungen sein oder sich für einen anderen dramatischen Abgang entschieden haben sollte, drittens keinen Hinweis auf Fremdeinwirkung, also einen geheimnisvollen Unbekannten, der Duffy ausgerechnet in der Nacht vor seiner Verhandlung entführt habe,
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