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Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)

Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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deine Hausaufgaben erledigt? Hast du schon gehört, dass Pete Duffy von einer Brücke gesprungen sein soll?«
    » Von einer Brücke?« Theo trat einen Schritt zurück und befreite sich aus ihrer Umarmung.
    » Das ist eine von vielen Theorien. In der Stadt sind jede Menge Gerüchte in Umlauf.«
    » Ich war heute Morgen in der Verhandlung, zu der Duffy hätte erscheinen müssen«, verkündete Theo stolz.
    » Wirklich?«
    » Ja.«
    Elsa trat so schnell den Rückzug an, wie sie gekommen war, und gab damit Judge Gelegenheit, Theo zu begrüßen. Judge hielt sich den ganzen Tag in der Kanzlei auf, achtete darauf, dass alles seine Ordnung hatte, machte an den verschiedensten Orten ein Nickerchen und war immer auf der Suche nach Essbarem. Wenn Theo kam, lag der Hund meist entweder auf Theos Stuhl hinten in seinem Büro oder in einem Körbchen zu Elsas Füßen, wo er so tat, als würde er die Kanzlei bewachen– was natürlich nicht der Fall war.
    » In der Küche stehen Brownies für dich«, sagte Elsa.
    » Wer hat die gemacht?«, fragte Theo nicht ohne Grund. Elsas Brownies waren halbwegs essbar, wenn man am Verhungern war, aber was Dorothy, die Immobiliensekretärin, fabrizierte, war ungenießbar. Ihr Gebäck sah aus wie Mörtel und war staubtrocken. Judge weigerte sich, auch nur daran zu schnüffeln.
    » Die habe ich gebacken, Theo, und sie sind wirklich lecker.«
    » Deine sind köstlich«, versicherte Theo und verschwand im Gang.
    » Deine Mutter ist bei Gericht, und dein Vater ist in einer Immobiliensache in der Stadt unterwegs«, rief Elsa ihm nach. Es gehörte zu ihren Aufgaben zu wissen, wo sich alle – und vor allem Mr. und Mrs. Boone – aufhielten. Bei den beiden Anwälten war das nicht schwer, weil sie ihre Terminkalender führte. Aber Elsa wusste auch jederzeit genau, wo sich Dorothy und Vince, Mrs. Boones Anwaltsassistent, aufhielten. Da Judge und Theo ebenfalls ihrer Aufsicht unterstanden, hatte Elsa den Überblick über sämtliche Termine: Verabredungen zum Mittagessen oder Kaffeetrinken, Arztbesuche, Protokollierungen von Aussagen, Darlehensverhandlungen, Geburtstage, Urlaube, Hochzeitstage und Jubiläen, ja sogar Beerdigungen. Einmal hatte sie Dorothy auf den Tag genau drei Jahre, nachdem deren Vater gestorben war, eine Beileidskarte überreicht.
    Die Boones hatten ihren Alltag generalstabsmäßig durchorganisiert. Von Theo wurde erwartet, dass er erstens jeden Tag nach der Schule in der Kanzlei antrat, sich zweitens bei Elsa meldete und ihr Begrüßungsritual über sich ergehen ließ, drittens seiner Mutter kurz guten Tag sagte, viertens mit Judge nach oben zu seinem Vater ging, um über die Ereignisse des Tages zu berichten, und schließlich fünftens nach einem kurzen Gespräch mit Dorothy und sechstens ein paar Worten zu Vince siebtens in seinem eigenen kleinen Büro hinten im Gebäude seine Hausaufgaben erledigte, die vor dem Abendessen fertig sein mussten. Wenn er etwas anderes vorhatte, zum Beispiel mit den Pfadfindern unterwegs war oder seinen Klassenkameraden beim Fußball oder Basketball zusehen wollte, blieb ihm die Kanzleiroutine erspart. Er war das einzige Kind seiner Eltern. Die waren zwar streng, aber sie wussten, dass im Leben eines Dreizehnjährigen nicht nur die Schule zählte.
    Theo schloss die Tür seines winzigen Büros, holte seinen Laptop aus dem Rucksack und suchte nach den letzten Meldungen über Pete Duffy. Nirgends war die Rede davon, dass jemand von einer Brücke gesprungen war. Theo war nicht überrascht. Elsa neigte zu Übertreibungen.
    Obwohl es Theo schwerfiel, sich zu konzentrieren, waren die Hausaufgaben nach zwei Stunden weitgehend erledigt. Elsa räumte bereits ihren Schreibtisch auf und wollte gerade gehen. Mr. und Mrs. Boone waren immer noch anderweitig beschäftigt. Theo inspizierte sein Rad. Da er keine neuen Schäden fand, fuhr er los. Judge heftete sich an seine Fersen.
    Ikes Büro befand sich im ersten Stock eines alten Gebäudes. Im Erdgeschoss führten die Besitzer, ein griechisches Ehepaar, einen Lebensmittelladen mit Imbiss. Daher roch es oben immer nach geschmortem Lamm auf Zwiebeln. Für Besucher war das ein Angriff auf die Geruchsnerven, wenn auch nicht direkt unangenehm. Ike schien sich jedoch im Laufe der Jahre so daran gewöhnt zu haben, dass er es gar nicht mehr wahrnahm.
    Er saß an seinem langen Schreibtisch, auf dem sich wahre Papierberge türmten, und nippte an einer Flasche Bier, als Theo hereinkam und sich auf einen staubigen alten Stuhl fallen

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