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Theo

Titel: Theo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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küssen einander mit der Zunge. Theodarf (muss) zuschauen und geht leer aus. Siebtens: Manchmal – aber das lassen wir lieber, es ist auch gar nicht leicht zu beschreiben. Achtens: Glaubt nicht, dass sie immer so freundlich sind, wie sie tun, wenn andere dabei sind.
    Neuntens: Beim Versteckenspielen suchen sie einen nicht ordentlich. Theo muss sein Versteck letztendlich immer selbst verraten. Er muss geradezu stürmisch auf sich aufmerksam machen, andernfalls würden sie ihn tagelang im Verborgenen dunsten lassen. Nach einer Woche würde wahrscheinlich einer den anderen fragen: »Hast du Theo gesehen?« Und der andere würde erwidern: »Theo? Wer soll das schon wieder sein?«
    Zehntens: Auf was für Ideen die manchmal kommen! – Beim Blinde-Kuh-Spiel haben sie einmal versucht, Theo die Augen zu verbinden. Er hat sich natürlich mit Händen und Füßen gewehrt und geschrien. (Beim nächsten Mal halten sie ihm womöglich die Nase zu.)
    Elftens: Sie waschen Theo die Haare, obwohl er ausdrücklich sagt: »Nicht die Haare waschen, nicht die Haare waschen, nicht die Haare waschen!« Duschen – okay, ist zwar auch nass, kann man aber schnell wieder trockenwischen. Doch einmal nasse Haare bleiben ewig nasse Haare. Theo hat ihnen bereits Kompromissangebote unterbreitet. Er hat ein Haarbüschel in die Hand genommen, hat ausdrücklich hingezeigt und gesagt: »Nur da waschen!« Sie haben hämisch gegrinst und Theo schonungslos das komplette Haupt eingeseift. Das wird ihnen noch einmal leid tun.
    Zwölftens (betrifft Papa): Er kann knochentrocken sein, wenn er am Computer sitzt. Erst sagt er: »Theo, bitte stör mich nicht, ich muss jetzt arbeiten.« Dann spielt er sich mit den Buchstaben. Und Theo darf nicht mitspielen, oft zehnmal hintereinander nicht. Beim elften Mal wird Papa ungehalten. Erst sagt er: »Theo, wenn du jetzt nicht aufhörst, mich zu stören, muss ich dich leider aus dem Zimmer hinaussperren.« Dann spielt er weiter mit den Buchstaben im Computer. Und Theo darf erst recht nicht mitspielen.
    Dreizehntens (betrifft Mama): Sie kann unbarmherzig sein, wenn sie im Badezimmer steht. Erst sagt sie: »Theo, bitte stör mich nicht, ich muss mich fertig machen für die Arbeit.« Dann bemalt sie ihre Wangen, schmiert sich Erdbeercreme auf den Mund und fährt sich mit einem kleinen schwarzen Pinsel ins Auge. Und Theo darf nicht mitmalen, oft zehnmal hintereinander nicht. Beim elften Mal wird Mama ungehalten. Erst sagt sie: »Theo, wenn du jetzt nicht aufhörst, mich zu stören, muss ich dich leider aus dem Bad hinaussperren.« Dann malt sie weiter in ihrem Gesicht herum. Und Theo darf erst recht nicht mitmalen.
    Dreizehn Beschwerden sollten fürs Erste genügen. Wenn Sie sich auch für die restlichen 267 Kritikpunkte an der Pädagogik der Oberhäupter interessieren, so wenden Sie sich vertrauensvoll an Theo. Kennwort: Wer zeugt, muss spuren.
    Abseits der Eltern kann Theo auf diverses Betreuungspersonal der zweiten Kategorie zurückgreifen. Beziehungsweisegreift das Personal zur sogenannten »Entlastung« der Eltern (eigentlich ein beleidigender Ausdruck) auf Theo zurück. Allen voran Oma und Opa – sehr bemühte, vielseitig einsetzbare, anständige, rechtschaffene Leute mit erstaunlichen Geber- und Nehmer-Qualitäten. Oma kann unter anderem Zeltheringe in den Boden schlagen und ist auch sonst Expertin auf bodenständigem Gebiet. Opa wiederum beherrscht wie kein Zweiter den Vogerltanz; allein schon die rhythmischen Flatterbewegungen seiner Hände sind mindestens eine Vorstellung pro Tag wert. Solche Leute kann man Kleinkindern wirklich nur empfehlen.
    Daneben gibt es eine Menge echter und unechter Tanten, Großonkel und kleinere, Pseudo-Omas, Möchtegern-Opas, die einen Ur-, die anderen weniger, Neffen, Nichten, Rosinen, oder weiß der Kuckuck, wie sie heißen. Alle berufen sich auf irgendeinen noch so entfernt verzweigten Verwandtschaftsgrad, doch jeder will im Grunde nur das eine: Theo sehen, angreifen, abschmusen, heben, tragen, schaukeln, füttern. Nur wickeln will ihn keiner.
    Theo mag sie alle. Er kennt ihre Gesichter (berühmt sind sie nicht, sparen wir uns Details). Er weiß, was er von jedem Einzelnen zu erwarten hat. Da nur ein paar lustige Grimassen. Dort schon ein paar gute Urlaute. Wieder dort einen lustigen Klangkörper-Dialog. Hüben ein gepflegtes Bauklotz-Spielchen. Drüben eine deftige Showeinlage.
    Manchmal kommen sie alle auf einmal zu Besuch. »Zum Essen«, heißt es offiziell. – Offenbar sind

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