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Theo

Titel: Theo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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von ihm selbst die Initiative aus. Dann sagt er: »Müss ma Interview machen!« Wahrscheinlich kann er mit einpaar wichtigen neuen (oder auch alten, aber bisher unterverkauften) Informationen aufwarten.
    Theos unkompliziertes Verhalten im Gespräch, seine Unbekümmertheit in der von vielen Persönlichkeiten so gefürchteten Interviewsituation, hat natürlich Gründe. Für ihn ist ein Interview eben etwas völlig anderes als beispielsweise für einen Politiker. Wir wollen die wesentlichen Unterschiede hier kurz festhalten.
    1.  Theo hat keine Geheimnisse, und wenn, dann verrät er sie uns gern.
    2.  Er muss nichts schönfärben, denn es ist ohnehin alles schön, was er sagt, sonst würde er nicht darüber reden.
    3.  Er hat keine Angst, falsch interpretiert zu werden. Er kann eigentlich gar nicht falsch interpretiert werden. Sollen sie doch seine Antwort auslegen, wie sie wollen.
    4.  Es gibt keine Frage, die Theo nicht beantworten könnte oder wollte. Es gibt allerdings auch keine Frage, die er zweimal gleich beantworten würde. Das wäre ja langweilig. (Umgekehrt beantwortet er verschiedene Fragen gerne gleich, siehe Punkt 7.)
    5.  Theo liebt Fangfragen. Es macht Spaß, wenn sich der Fragende in seinen Antworten verfängt.
    6.  Interviews strengen Theo überhaupt nicht an. Er kann daneben gleichzeitig »Autofriedhof« spielen, von einem unterbeschäftigt aussehenden Pädagogen eine Einkaufsliste anfertigen lassen und dabei ein Leberstreichwurstbrot verzehren.
    7.  Theo mag Antworten, die gut ankommen. (ErsteÜbereinstimmung mit dem Politiker.) Er mag sie allerdings manchmal so sehr, dass er nicht mehr davon wegkommt, egal, was man ihn in weiterer Folge fragt. Geschätzte achtzig Prozent der Interviews enden mit der Resignation des Interviewers, der auf zehn verschiedene Fragen ein und dieselbe Antwort erhalten hat. Wobei schon deshalb kein Ende solcher Serien abzusehen ist, weil sich Theo bei der Wiederholung seiner lustigen Antworten in zunehmendem Maße vergnügt.
    8.  Theo antwortet ehrlich (fast) immer, aber nicht immer ehrlich. (Zweite Übereinstimmung.) Ein Interview ist für ihn ein heiteres Frage-Antwort-Spiel mit auffallend großem Engagement des interviewenden Pädagogen und sympathisch großer Konzentration auf seine Person. Doch niemand kann Theo dazu nötigen, bei der Wahrheit zu bleiben oder überhaupt in deren Nähe zu gelangen.
    9.  Für Theo ist es recht und billig, auf jede Frage eine Antwort zu geben (oder sich zumindest eine Antwort zu denken). Da sich der Interviewer seine Fragen selbst aussuchen darf, pocht Theo bei den Antworten auf das gleiche Recht. Wie gut eine Antwort zur Frage passt, ist Theos persönlichem Geschmack überlassen. So geht das Spiel. Wer damit Probleme hat, der soll sich gefälligst einen anderen Interviewpartner suchen.
    Im November 1996, einen Monat nach seinem zweiten Geburtstag, gab Theo ein erstes, vielbeachtetes Interview. Hier der vollständige Wortlaut:
     
    Was bedeutet für dich Glück?
    THEO: »Viel Glück.« (Kann auch Spiel-Glück geheißen haben.) »Und Gesundheit.« (Von der Mama eingesagt.)
    Welche drei Dinge würdest du auf die Insel mitnehmen?
    THEO (nachdem er sich die Frage fünfmal wiederholen hat lassen): »Auto.« (Also offenbar drei Autos.)
    Welche Persönlichkeit der Geschichte schätzt du besonders?
    THEO: »Onkel Dani.« (Vom Interviewer eingesagt.)
    Was ist dein Lieblingsbuch?
    Theo geht zum Bücherregal, holt »Das große bunte Volks- und Kinderliederbuch« und knallt es dem Interviewer wortlos auf den Tisch.
    Was ist dein Lieblingsauto?
    THEO (kramt in der Spielzeugkiste, zieht blind einen blauen Ford Escort hervor): »Papa-Auto.«
    Was ist dein Lieblingstier?
    THEO: »Kuckuck.«
    Was ist dein Lieblingsgetränk?
    THEO: »Weichselsaft.« (Stimmt zwar nicht, kam aber recht spontan.)
    Was würdest du ändern, dürftest du einen Tag regieren?
    Über diese Frage kann Theo sich nur wundern. Regiert er nicht jeden Tag?
    Wohin gehst du am liebsten einkaufen?
    THEO: »Billa einkaufen.«
    Was wünschst du dir vom Christkind?
    THEO: »Billa einkaufen.«
    Wirklich?
    Theo zerkugelt sich vor Lachen. Möglicherweise hat er das Interview nicht ganz ernst genommen.
     
    Im Mai 1997, also ein halbes Jahr später, stellten wir Theo die gleichen Fragen noch einmal. So war es zumindest geplant. Hier die vier vorzeitig abgebrochenen Versuche und ein beinahe vollständiges Gespräch.
     
    1. Der fragwürdige Versuch
     
    Theo, was bedeutet für dich

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