Theo
müde, die will sich eine Viertelstunde ausruhen …)«
Es kommt, wie es kommen musste. Es kommen die Kinder, nehmen Theo an der Hand, führen ihn zur Sandkiste, springen hinein, wühlen darin, machen sich »tmutzig« und warten, bis Theo nachkommt, um es ihnen gleichzutun. – Da können sie lange warten.
»Komm herein!«, fordert das Mädchen. »Ich bin der Theo«, erwidert derselbe, um Zeit zu gewinnen. »Und ich bin die Katja«, behauptet das Kind, setzt aber sofort nach: »Und jetzt komm endlich herein!« – »Und ich bin der Theo«, sagt Theo. (Vielleicht halten sie ihn für schwachsinnig und geben auf.)
»Theo, wir backen jetzt einen Kuchen«, meint der Bub. Ludig heißt er, oder so ähnlich. »Müss ma Kuchen backen«, erwidert Theo. (Nur jetzt keinen unnötigen Widerspruch.) »Komm her!«, ruft diesmal der Ludig und macht Anstalten, Theo vom Sandkistenrand ins Innere zu zerren. – »Müss ma Wasser holen!«, erwidert Theo und ergreift die Flucht. Katja fängt ihn ein und bringt ihn wieder zurück.
Ludig öffnet indes eine Plastikflasche, schüttet den Inhalt in einen Behälter, füllt Sand hinein und beginnt zu kneten – da haben wir den Schlamassel! »Theo, gib deine Gießkanne her!«, befiehlt Katja. Die hat sie also auch schon entdeckt. Theo ergreift sie hastig, versteckt sie hinter seinem Rücken und sagt: »Die ist kaputt!« – »Macht nichts«, meint der Bub. »Wir können sie trotzdem verwenden.«
»Müss ma reparieren«, entgegnet Theo. Das war überzeugend. Doch dazu fällt ihnen nichts Besseres ein, als ihm das Ding aus der Hand zu reißen und es mit ekelig klebrigem Sand zu füllen. Theo denkt nicht daran, (jetzt schon) zu weinen. Wenn sie die Gießkanne tatsächlich kaputtmachen oder nicht mehr zurückgeben, kauft ihm der Papa bestimmt drei neue.
Außerdem ist hiermit beschlossene Sache, dass sich Theo nie wieder einer Sandkiste auch nur nähern wird. Denn zu den Orten des Verbrechens kehren immer nur die Täter zurück – niemals die Opfer.
Doch langsam hebt sich Theos Laune: Unter den beiden Kindern in der Sandkiste ist ein offener Konflikt darüber ausgebrochen, wer aus dem Matsch den ersten Kuchen zaubern darf. Da man sich nicht einigen kann, bewirft man sich mit Kuchenstücken und steckt einander die Köpfe in den Sand. – Theo fühlt sich erstmals gut unterhalten.
Da dabei auch recht viel geschrien wird, erwacht die Mutter, schreitet energisch auf die Kiste zu und fragt: »Was ist jetzt schon wieder los?« – Die beiden Kindersind noch zu sehr mit Brüllen und Raufen beschäftigt. Also assistiert Theo – und berichtet in gespielter Aufgeregtheit direkt vom Schauplatz: »Ich bin der Theo. Und der Ludig hat der Katja meine Gießkanne weggenommen. Und dann hat sie die Katja dem Ludig weggenommen. Und dann haben sich die Katja und der Ludig tmutzig gemacht. Und dann hat die Katja geweint. Und dann ist die Mutter gekommen.« – Aber das müsste sie ohnehin selbst bemerkt haben.
Durch die Schrille des Theo-Reports ist auch der müde Betreuer wieder hellwach geworden und mahnt zum Aufbruch. Theo überlegt noch kurz, ob er seine inzwischen wieder frei zugängliche Gießkanne mitnehmen soll. Aber dazu müsste er in die Sandkiste steigen. – Lieber drei neue.
Theo im Gespräch
Theo gibt uns ein Interview. Es kommt noch besser: Er gibt uns mehrere Interviews. Er gibt uns wöchentliche, tägliche und (wenn wir schön bitten) sogar stündliche Interviews. Er gibt Interviews, so viele wir wollen. Und wann wir wollen. Und wo wir wollen. Und so lange wir wollen.
Und wenn wir »uns« sagen, so meinen wir »uns alle«. Tragen lässt sich Theo nicht von jedem Dahergelaufenen. Aber interviewen darf ihn die gesamte Menschheit, wenn sie nichts Besseres zu tun hat – und wenn ihr die Fragen dabei nicht ausgehen.
Wer weiß, wie mühsam etwa Journalisten zu Interviews gelangen, wie dankbar sie sind, wenn man ihnen welche gibt, wie hochgradig gleichgültig es ihnen dann schon ist, wer der Interviewpartner ist und was er zu sagen hat, dass sie sogar die Antwort »Das ist eine sehr interessante Frage« als erschöpfend gelten lassen, nur aus Dankbarkeit, die Person interviewt haben zu dürfen, wer dies alles weiß, der kann Theo gar nicht hoch genug anrechnen, wie wenig er sich ziert, wie allzeit bereit er uns Rede und Antwort steht.
»Theo, machen wir ein Interview?«, fragt der als Reporter tätig gewordene x-beliebige Pädagoge. »Mach ma Interview«, erwidert Theo. Manchmal geht gar
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